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Wellensang und Schattenchronik
Interview mit Michael Borlik
Hallo Michael,
vielen Dank, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast. Ich hatte nun das Vergnügen, sowohl "Der ewig dunkle Traum" vom BLITZ-Verlag als auch "Wellensang" vom Schreiblust-Verlag rezensieren zu dürfen, welche du zusammen mit Alisha Bionda herausgegeben hast. Wie war denn die Zusammenarbeit mit ihr?


Es war eine gute Zusammenarbeit, da wir bei dem Großteil der Geschichten die gleiche Meinung teilten und uns so - zusammen mit Andreas Schröter vom Schreiblust Verlag - schnell auf eine wunderbare Sammlung von fantastischen Geschichten einigen konnten. Ich denke, wir hatten einfach die gleiche Vorstellung davon, wie diese Anthologie sein sollte. Daher lief auch alles sehr unkompliziert ab.

In dem Buch "Wellensang" geht ihr ja von den üblichen Fantasy-Geschichten weg. Was hat euch dazu bewegt und wie wurde es von den Lesern aufgenommen?

Es sollte eine Anthologie werden, die sich durch die breite Palette der Fantasy bewegt und für jeden etwas zu bieten hat. Und ich denke, dass uns das gelungen ist. Rückmeldungen von Lesern fielen immer positiv aus. Gerade weil diese Anthologie anders ist als andere, ist sie so begeistert aufgenommen worden. Auch die Rezensionen sind immer gut ausgefallen. Ich denke, das spricht für unsere Entscheidung, von den üblichen Fantasy-Geschichten wegzugehen. Dass die Anthologie so rund und gelungen ist, verdanken wir neben den Autoren natürlich auch Stefanie Bense und ihrem Artikel "Fantasy im Dickicht der Definitionen" und Patrick Hachfeld, der einfach tolle, auf die Geschichten abgestimmte Illustrationen beigesteuert hat.

Was wollt ihr mit diesem Buch dem Leser vermitteln beziehungsweise ihm zeigen?

Es gibt immer wieder Anthologien auf dem Markt, die sich auf klassische Fantasy beschränken. Der ewige Kampf zwischen Gut und Böse in einer fantastischen Welt, die von Zauberern, Orks, Elfen etc. bewohnt ist. Bitte nicht missverstehen. Ich lese solche Fantasy selbst gerne. ABER: Mit dieser Anthologie wollten wir die Leser darauf aufmerksam machen, dass Fantasy noch sehr viel mehr zu bieten hat. Dass sie sich im Alltag verstecken kann, wo keiner sie vermutet, dass sie als unscheinbares Element innerhalb einer Geschichte dennoch große Wirkung erzielen kann. Vor allen Dingen aber, dass sie unterhält und es einfach Spaß macht, fantastische Geschichten zu lesen.

Ihr habt dabei auch einige bekannte Autoren an dieses Projekt gebunden. War dies sehr schwer beziehungsweise wie habt ihr die Autoren davon überzeugt, Geschichten für dieses Werk zur Verfügung zu stellen?

Dreist wie wir sind, haben wir bei den Autoren einfach angefragt und die riefen natürlich sofort Jaaah! ;-) Ganz so war es natürlich nicht. Wir haben ihnen das Projekt vorgestellt und mit ihnen darüber geplaudert. Und diejenigen, denen unsere Idee gefiel, sind in der Anthologie vertreten.

Wie bereits oben erwähnt, hast zu zusammen mit Alisha auch das erste Band der Serie "Wolfgang Hohlbeins Schattenchronik" herausgegeben. Was hat dich dazu bewegt bei dieser Serie mitzumachen?

Als wir mit der Arbeit an der Anthologie begannen, war eine Reihe noch nicht geplant. Die Idee dazu ist erst später entstanden. An der Arbeit der Folgebände bin ich daher auch nicht beteiligt. Ursprünglich sollte die Schattenchronik "nur" eine Sammlung schaurig-schöner Geschichten werden, die die Leser das Gruseln lehrt.

Ich habe gesehen, dass du noch eine ganze Reihe Jugendbücher geschrieben hast. Was fasziniert dich an dieser Arbeit?

Mit einem Jugendroman ("Das Geheimnis des Drachenamuletts") hat alles angefangen. Erst später sind Kurzgeschichten, Anthologien und Romane (in Arbeit) für Erwachsene dazugekommen. Kinder- und Jugendbücher zu schreiben, ist etwas anderes, als für Erwachsene zu schreiben. Man muss die Welt aus einem anderen Blickwinkel betrachten, der Geschichte eine andere Erzählstimme geben.
Es gibt immer wieder Menschen, die meinen, dass Jugendbücher - insbesondere aber Kinderbücher - doch wohl jeder schreiben könnte. Dabei sind oft Kinder und Jugendliche die anspruchsvolleren Leser. Ein Erwachsener kämpft sich meist tapfer durch ein langweiliges Kapitel, immer in der Hoffnung, dass es danach wieder spannender wird. Kinder und Jugendliche sehen über solche Schwächen nicht immer so leicht hinweg. Oft schlagen sie das Buch dann einfach zu, denn sie wollen Spannung und Unterhaltung geboten bekommen. Und das zu Recht! Gerade darin liegen für mich die Herausforderung und der Spaß des Schreibens. Etwas zu schaffen, dass den Leser fesselt und ihn auf eine spannende Lesereise schickt.

Bis du momentan hauptberuflich Autor oder was arbeitest du beziehungsweise was hast du gelernt?

Ich bin hauptberuflich Schriftsteller. Ursprünglich habe ich eine dreijährige Ausbildung zum Speditionskaufmann gemacht und dabei schnell gemerkt, dass dieser Beruf nichts für mich ist. Ich mag es, kreativ zu arbeiten.

Liest du gerne in der deiner Freizeit und welches Genre bevorzugst du?

Wenn ich abends nicht völlig erschöpft von meinem Computer direkt ins Bett falle, schmökere ich noch gerne in einem Buch. Das hilft mir zu entspannen und mich von meinen eigenen Geschichten abzulenken. Ansonsten denke ich noch stundenlang über anstehende Szenen und Handlungsstränge nach, was meistens dazu führt, dass ich alle fünf Minuten aufstehe, um mir Notizen zu machen. Und das trägt nicht unbedingt dazu bei, dass ich mich am nächsten Morgen wieder fit fühle. Gerade weil ich ein Frühaufsteher bin.
Am liebsten lese ich Krimis, Thriller und - wie könnte es anders sein - phantastische Erzählungen. Gerade lese ich Walter Moers "Die Stadt der träumenden Bücher" und Dan Browns "Sakrileg" liegt schon bereit.

Wie verbringst du deine Freizeit am liebsten?

Mein großes Hobby sind Terrarienbewohner. Man könnte sagen, dass ich bereits einen kleinen Zoo habe. Darunter finden sich Kornnattern, Königspythons, Bartagamen, Leopardgeckos, australische Gespensterschrecken und und und.
Natürlich lese ich gerne und versuche zum Ausgleich zu meiner Schreibtischarbeit regelmäßig Walken zu gehen (die Betonung liegt allerdings auf "versuche" :-)). Außerdem mag ich Spieleabende mit Freunden ("Civilization", "Puerto Rico", "Sankt Petersburg") und schaue mir gerne Science-Fiction-Serien und Filme an.

Welche Pläne hast du in naher und ferner Zukunft?

Im Moment befinde ich mich in der Endphase eines Romans, der nächstes Jahr im Sommer erscheint. Nebenher entwickle ich noch ein Exposé für ein mögliches neues Buchprojekt. Ich stecke also bis zum Hals in Arbeit. "Juhu" kann ich da nur sagen. Es macht mir nämlich einen Riesenspaß! :-) Dann arbeite ich an meinen Autorenhomepages http://www.borlik.de und http://www.michael.borlik.de. Ich hoffe, in den nächsten Monaten ein größeres Update zu machen, das wieder viele interessante Neuigkeiten mit sich bringt. In den letzten Wochen hat mir dafür die Zeit gefehlt, da ich an den Fahnen für meinen neuen Krimi "Stumme Schatten" gesessen habe, der im Januar im Thienemann Verlag erscheint. Und eigentlich plane ich schon seit einer ganzen Weile endlich mal wieder für ein paar Tage weg zu fahren, um ein bisschen zu entspannen. Das habe ich nämlich schon viel zu lange hinausgeschoben, weil immer was dazwischen gekommen war.

Dann wünsche ich dir weiterhin viel Erfolg mit deinen Büchern und gutes Gelingen für deine Pläne. Vielen Dank nochmals für das Interview!

Vielen Dank für die interessanten Fragen!
Geführt von Vera Schott