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Interview mit Dr. Heinz Hug über "Die Angsttrompeter"
Interview mit Dr. Heinz Hug
Media-Mania.de: Herr Dr. Hug, Sie haben mit "Die Angsttrompeter" ein Buch vorgelegt, in dem Sie die Umweltpolitik der westlichen Welt scharf angreifen. Die Praktiken der Ökos in Politik, Umweltschutzorganisationen und Medien vergleichen Sie mit den Hexenverfolgungen des Mittelalters und der frühen Neuzeit. Zudem vertreten Sie die Ansicht, der aktuellen Umweltpolitik und -gesetzgebung mangle es an einer naturwissenschaftlichen Basis. Bitte begründen Sie kurz diese Vorwürfe, die ja durchaus "starker Tobak" sind.

Dr. Heinz Hug: Was wie starker Tobak klingt, ist nichts anderes als die Beschreibung des Ist-Zustandes. Gut gemeinte Absichten des Umweltschutzes mutierten zu einem bösartigen Polit-Apparat, der mit ähnlichen Methoden arbeitet wie seinerzeit die Betreiber des Hexenwahns: Angst und Panik vor dem Unerklärlichen Schüren, Heucheln sowie Manipulieren.
Im ausgehenden Mittelalter ging es um Macht und um nichts anderes als die Macht. Und so verhält es sich auch heute. Nur sind es nicht mehr die Päpste, sondern die Politiker, die in einer Demokratie durch Wahlen zur Macht gelangen wollen. In Diktaturen ist dies übrigens nicht notwendig, weshalb man vom Umweltschutz in der ehemaligen UdSSR und deren Satellitenstaaten kaum etwas hörte.
Im Zeitalter des Hexenwahns wurde behauptet, alte Frauen würden auf dem Besen reitend durch Zauberei die Feldfrüchte verderben, das Vieh krank machen, Unfruchtbarkeit herbeiführen und Unwetter verursachen. Zum Beleg ihrer Behauptungen bediente sich die Inquisition der "Wissenschaft" - jedenfalls dessen, was man damals für Wissenschaft hielt. Genauer gesagt: Sie ließ sich von Gelehrten juristischer und theologischer Fakultäten Gutachten und Schriften anfertigen, in denen die vollkommen unhaltbaren Thesen des Hexenwahns "wissenschaftlich" belegt wurden. Ein Beispiel ist der "Hexenhammer" der Dominikanermönche und Gelehrten Heinrich Kramer und Jakob Sprenger von der theologischen Fakultät zu Köln.
Heute arbeitet die internationale Panikindustrie, die ich als Ökoquisition bezeichne, weniger mit Juristen und Theologen als vielmehr mit Naturwissenschaftlern zusammen. Diese messen mit Hilfe der "instrumentellen Analytik" Ultragiftstoffspuren im 0,000.000.001g-Bereich und werden prompt seit den Sechzigerjahren überall fündig. Kein Wunder, denn die moderne chemische Ultraspurenanalytik hat sich erst ab diesem Zeitpunkt so richtig entwickelt und bekommt heutzutage durch die Entwicklung der Computertechnologie stetig neuen Schwung. Nun kommt das Vorsorge- bzw. Vorsichtsprinzip zum Tragen. Es legt als Grenzwert 1/1000 der Dosis fest, bei der auch beim empfindlichsten Organismus keinerlei Wirkung feststellbar ist. Das ist Politik und hat mit Naturwissenschaft nichts, aber auch gar nichts zu tun! Und der Glaube (!), die Überschreitung eines derart blasphemisch niedrig angesetzten Grenzwertes würde eine Gesundheitsgefährdung darstellen, ist Ökologismus reinsten Wassers - eine Religionsneugründung unseres säkularisierten Zeitalters. Die Kirchen werden leerer, die Spendenkassen der Umweltbewegung (Greenpeace und Co.) werden voller. Mit dem gesunden Menschenverstand im Sinne des "Common Sense" hat das überhaupt nichts mehr zu tun. Insofern besteht eine Schnittmenge zwischen der Inquisition und der Ökoquisition: Die Inquisition berief sich auf die "reinen Lehren" der damaligen katholischen Kirche - die Ökoquisition beruft sich auf dem Ökologismus.
Ein Beispiel ist das DDT. Als das Insektizid noch großtechnisch produziert wurde, schaufelten Mitarbeiter der chemischen Industrie das Produkt ohne Atemschutz einfach von einem großen Haufen weg in Fässer. Von Erkrankungen ist nichts bekannt. Heute meint man, akuter Vergiftungsgefahr ausgesetzt zu sein, wenn irgendwo 0,000.000.001 g DDT in einem Kubikmeter Atemluft vorhanden gefunden werden. Die Gefahr für die Vogelwelt durch DDT ist übrigens auch längst widerlegt.
Längst ist die Wissenschaft zur Zugehfrau der Politik geworden. Betrachtet man sich Hohepriester des Ökologismus, so findet man reihenweise Nichtnaturwissenschaftler - besser gesagt: naturwissenschaftliche Komplettlegastheniker, denen ein Klimaforscher von einem so genannten "renommierten Institut" alles erzählen kann. Angefangen bei Erhard Eppler über Volker Hauff, Gerhard Schröder, Wolfgang Thierse bis hin zu Siegmar Gabriel, keiner kann die naturwissenschaftlichen Hintergründe des Ökologismus auch nur annähernd nachvollziehen und vor allem einmal kritisch hinterfragen: Ist das auch alles wahr? Selbst der einstige Chef von Greenpeace, Thilo Bode, ist von solchen Kenntnissen vollkommen unbeleckt. Dafür sind alle diese Personen ach so eloquent. Eloquenz übrigens ersetzt nicht den Charakter (vgl. Gerhard Schröder, Joschka Fischer ...).
Eine Ausnahme bildet Frau Merkel. Bei ihr bin ich mir ziemlich sicher, dass sie über den "Sättigungscharakter" des CO2-Treibhauseffekts informiert ist. Sie dürfte wissen, dass der "ungesättigte" Bereich des CO2-Infrarotspektrums derartig winzig ist, dass er nur mit äußerst aufwendigen Methoden sauber erfassbar ist. Sie dürfte wissen, dass deshalb 100 % mehr CO2 - nach den ganz offiziellen Zahlen - nur eine Steigerung des Treibhauseffekts von schwachbrüstigen 1,2 % erbringt. Das ist eine Petitesse, wenn man sich vor Augen hält, dass der gesamte natürliche Treibhauseffekt eine Wirkung von 33°C hat! Aber im Computer lässt sich daraus die Klimakatastrophe konstruieren - wenn man so will. Wenn nicht, kommt auch das Gegenteil heraus. Wie gesagt: es geht nicht um die Wahrheit, sondern um die Macht und um nichts anderes als um die Macht. Wie zu Zeiten der Inquisition.

Media-Mania.de: Welche Maßnahmen im Rahmen des Umweltschutzes der vergangenen Jahrzehnte erachten Sie grundsätzlich als sinnvoll? Gibt es weiteren Handlungsbedarf?

Dr. Heinz Hug: Um nur zwei wesentliche zu nennen: Da wäre zum einen die Luftreinhaltung und zum anderen der Schutz der Gewässer. Daneben gibt es noch eine Reihe weitere wie der schonende Umgang mit Ressourcen. Natürlich gibt es zusätzlichen Handlungsbedarf. Der größte Beitrag zum Umweltschutz wäre eine internationale Konvention zur Reduktion der Erdbevölkerung. Hier wären noch größere Anstrengungen notwendig als beim Klimaschutz. Im Gegensatz zu diesem wären sie sogar sinnvoll. Die Untätigkeit auf diesem Gebiet belegt eindeutig die vollkommene Insuffizienz der politischen Führung - und zwar weltweit.
Um nicht missverstanden zu werden: Ich mag Kinder, sogar sehr. Und gerade deshalb bin ich für weniger Menschen auf der Erde und zwar nicht allein aus Umweltschutzgründen. Nein, es geht um das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Abgesehen davon schafft eine geringere Besiedlung mehr Freiraum für den Einzelnen und damit auch mehr "Wohlbefinden". Auch das ist wichtig für die Zukunft unserer Kinder.
Es ist an einer Hand abzuzählen: Die Mangelversorgung der stetig wachsenden Bevölkerung schwacher Volkswirtschaften wird bislang unvorstellbare Wanderungsbewegungen hervorrufen, die keineswegs friedlich verlaufen werden. Importierte Bürgerkriege und steigende Kriminalität in den Einwanderungsländern sind vorprogrammiert und unabwendbar. Wollen wir das unseren Kindern und Enkeln zumuten? Multikulti ist der größte Selbstbetrug unverantwortlich handelnder Gutmenschen. Wenn Deutschland schon ein Einwanderungsland ist, weshalb wählen wir dann nicht diejenigen aus, die zu uns kommen? Weshalb dulden wir eine Einwanderung in unsere Sozialsysteme von Menschen, die oftmals gar nicht vorhaben, hierfür jemals eine Leistung zu erbringen? Oder die nicht in unsere Gesellschaft integrierbar sind, weil sie bewusst eine Parallelgesellschaft anstreben?
Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Politiker mithilfe von Ersatzhandlungsfeldern wie dem Umweltschutz - der sich schon längst tot gesiegt hat - von ihren eigentlichen Aufgaben ablenken. Wann will eigentlich die Menschheit anfangen zu "vergreisen", wenn 9 Milliarden auf dem Globus leben, wenn es 15 Milliarden sind oder wenn sich 30 Milliarden Menschen mit allen zur Verfügung stehenden Waffen gegenseitig an den Kragen gehen?
Media-Mania.de: Es ist doch sicherlich ein Fakt, dass wir heutzutage mit wesentlich mehr chemisch-synthetischen Substanzen konfrontiert werden als noch vor 50 oder 100 Jahren. Mit natürlichen Substanzen, zum Beispiel von Pflanzen gegen Fraßfeinde produzierten Pestiziden, kann unser Körper größtenteils umgehen, es gibt ja so etwas wie eine Koevolution. Die zahllosen vom Menschen neu in die Nahrungskette verbrachten Chemikalien sollen wirklich keine Bedrohung darstellen?

Dr. Heinz Hug: Sicher kann man niemals sein. Wer dieses verlangt, verlangt die Unterbindung jeglicher Innovationen. Bei der Gentechnik hat man dies schon sehr weit gebracht. Die Stammzellenforschung ist das augenblickliche Opfer der Moral-Industrie. Wer glaubt, all diese NGOs und die sie unterstützenden Politiker handelten selbstlos, irrt. Es geht um Einflussnahme, um viel Geld und um den Kick bei der Machtausübung. Und natürlich um den Lustgewinn beim Beobachten, wie große Bevölkerungsteile genau das machen, was man will. Ein schönes Beispiel war der Boykott von Shell im Verlauf der Brent-Spar-Affäre.
Im Übrigen können die zahllosen vom Menschen neu in die Nahrungskette verbrachten Chemikalien kaum eine Bedrohung darstellen. Anderweitig würde die Lebenserwartung nicht stetig wachsen und der allgemeine Gesundheitsstandard wäre nicht auf unserem hohen Niveau. Gestern beobachtete ich eine Frau, wie sie im Supermarkt gezielt "Ökowein" kaufte. Der darin enthaltene Alkohol stellt eine wesentlich höhere Gesundheitsgefährdung dar als Wein aus konventionellem Anbau mit Ultraspuren eines Pflanzenschutzmittels.

Media-Mania.de: Krebs hat Ihren Angaben zufolge, die ja auf seriösen Untersuchungen basieren, als Ursache nur in geringem Umfang Umweltgifte und -einflüsse wie Asbest, Acrylamid, Elektrosmog und so fort ?

Dr. Heinz Hug: Das ist richtig. Als die Umweltschutzbewegung vor ca. 40 Jahren auf die Beine kam, wurden Krebsängste von den Panikmachern geschürt. Heute weiß man dank der Genomforschung, den Fortschritten der Virologie, der Genetik und der Toxikologie, dass Krebs zu über 98 % nichts mit Chemikalien, Radioaktivität aus Kernkraftwerken, Elektrosmog und Co. zu tun hat. Will man das Restrisiko, das für jeden Betroffenen der 100 %-Fall ist, ebenfalls beseitigen, dann muss man die Industriegesellschaft abschaffen. Zunächst käme es nur zu einer Komfortminderung, danach zu ausgeprägter Mangelversorgung und schließlich zum Artensterben - diesmal aber wäre es der Mensch.

Media-Mania.de: Sie stehen mit Ihren ökokritischen Veröffentlichungen ziemlich "alleine" da. Fühlen Sie sich manchmal wie ein Geisterfahrer? Ist es tatsächlich möglich, dass in Wirklichkeit "all die anderen" die Geisterfahrer sind?

Dr. Heinz Hug: Ich stehe ganz und gar nicht als Geisterfahrer da. Um nur ein paar Beispiele zu nennen. Da wäre zunächst der Däne Björn Lomborg ("Apocalypse - No!"). Dann gibt es eine Reihe mutiger Journalisten wie Dirk Maxeiner und Michael Miersch ("Lexikon der Ökoirrtümer") und Edgar Gärtner ("Öko-Nihilismus - Eine Kritik der Politischen Ökologie"). Auch der tschechische Präsident Václav Klaus wäre zu nennen ("Blauer Planet in grünen Fesseln. Was ist bedroht: Klima oder Freiheit?"). Nicht zu vergessen ist zudem Paul K. Driessen ("Öko-Imperialismus").Und ganz aktuell Horst-Joachim Lüdecke ("CO2 und Klimaschutz. Fakten, Irrtümer und Politik"). Ich könnte noch unzählige weitere nennen, vor allem auch aus dem angelsächsischen Raum. Nein, es gibt einen auf dem Ökologismus bezogenen anschwellenden Bockgesang. Genug ist genug. Da, wo des Guten zu viel geschieht, wird es zur Plage. Ähnlich wie das Mühlchen am Meeresgrund, das unaufhörlich Salz mahlt, weil der Kapitän, der auf kriminellen Weg in seinem Besitz gelangte, das Zauberwort zum Abstellen vergaß.

Media-Mania.de: Was ist Ihrer Meinung nach die Ursache dafür, dass sich die Bevölkerung so bereitwillig den von den Politikern und Verbänden über die Medien geschürten Ängsten hingibt?

Dr. Heinz Hug: Da ist zum einem der archaische Urtrieb des Menschen, an etwas zu glauben. Dieses Verhalten wird durch die weit verbreitete naturwissenschaftliche Legasthenie unterstützt. Hinzu kommt eine gewisse Lustangst am täglichen Weltuntergang und die Sucht nach Tatarenmeldungen.

Media-Mania.de: Am Ende Ihres Buchs nehmen Sie die 68er gründlich aufs Korn, darunter auch den über Jahre beliebtesten Politiker Deutschlands und Außenminister a. D. Es liest sich fast wie eine Abrechnung. Was haben Ihnen die 68er getan, die ja Teil Ihrer Generation sind? Dass die Gesellschaft zu jener Zeit ein paar Veränderungen nötig hatte, werden Sie doch nicht bestreiten?

Dr. Heinz Hug: Richtig. Veränderungen waren damals wahrhaftig notwendig. Die Beseitigung der Autoritätsgläubigkeit ist durchaus positiv zu nennen. Leider wurden die alten Autoritäten durch neue ersetzt. Es sind zum einen die Angsttrompeter, die vom Ökologismus leben, und zum anderen die Patentträger der grässlichen "Political Correctness", die eine gut funktionierende Zensur einführten. Auch war die Beseitigung der verlogenen Sexualmoral der 50er Jahre längst überfällig. Dem "Kranzgeld", dem § 175, dem Naserümpfen über uneheliche Kinder oder bestimmte sexuelle Vorlieben sowie dem Kuppeleiparagraphen, der die Eltern bedrohte, wenn der Freund der 20-jährigen Tochter über Nacht blieb, ist keine Träne nachzuweinen. Und auch hier haben es die 68er verstanden, das Kind mit dem Bad auszuschütten. So halte ich die "Ehefähigkeit" Homosexueller für eine schrille Blasphemie. Und nicht von ungefähr hat sich in den Köpfen einiger Zeitgenossen eingenistet, Sex mit Kindern sei ein Kavaliersdelikt. Schließlich haben die Grünen in ihrer Gründungsphase die Straffreiheit hierfür gefordert.

Was mir die 68er getan haben? Mir nicht allzu viel. Dem Land und der westlichen Zivilisation jedoch sehr viel. Zunächst einmal haben sie den Marxismus in Form seiner weichgespülten Version, dem Sozialismus, zum Durchbruch verholfen, indem sie ihn mit dem Begriff Demokratie verknüpften. In Wahrheit haben die 68er nicht das große Wort "Mehr Demokratie wagen" von Willy Brandt gefördert, sondern das Gegenteil bewirkt. Wer meint, Sozialismus sei doch eine menschenfreundliche Politikströmung, die sich Gerechtigkeit und Gleichheit zum Ziel gesetzt hat, irrt. Dies ist nur in der Theorie so. In der Praxis verstößt jede Form des Sozialismus gegen die Menschenrechte. Die große sozialistische Illusion der 68er schändet nicht nur das Menschenrecht auf Eigentum, sondern auch das der Freiheit. Hayek beschreibt dies mit den Worten: "Demokratie und Sozialismus haben nur ein einziges Wort miteinander gemeinsam: die Gleichheit. Aber man beachte den Unterschied: während die Demokratie die Gleichheit in der Freiheit sucht, sucht der Sozialismus sie im Zwang und in der Knechtung" (Friedrich A. Hayek, "Der Weg zur Knechtschaft", S. 45).

A propos Zwang: Die 68er sind die Betreiber des Feminismus, der sich im Gender-Mainstreaming ein schrulliges Denkmal gesetzt hat. Es handelt sich nicht um Frauenpolitik, sondern um eine alberne Verballhornung des Sozialismus, der ständig in unserer Gesellschaft nach neuen "benachteiligten Gruppen" schürft. Es geht um die "Geschlechterrolle" von Frauen und Männern. Diese sei anders als das biologische Geschlecht erlernbar und damit auch veränderbar. Inzwischen kennt man 15 (fünfzehn!) unterschiedliche Geschlechter. Dies hätte durchaus einen hohen Unterhaltungswert, wenn darauf nicht das "Gleichstellungsgesetz" beruhte, das die Grünen unter Schröder forcierten, aber nicht mehr durchbekamen. Die in der Merkel-Regierung präsenten Achtundsechziger-Patentträger in SPD und CDU haben es dann mit geringen Abstrichen in Gang gesetzt. Weit über die Vorgaben der Europäischen Union hinaus! Die Folge: Ganze Rechtsanwaltsbüros leben heute davon, Stellenausschreibungen und Vermietungsanzeigen zu durchforsten, ob diese geschlechtsneutral formuliert sind und auch keine Homosexuellen diskriminieren.

Weiterhin haften die 68er für die Ausdünstungen einer gesellschaftsverheerenden Bildungspolitik seit den Siebzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts. Dabei geht es auch um das Lehrerbild in der Gesellschaft. Seit diese Leute begannen, in Latzhosen, Halbglatze und Vollbart oder im schlampigen Rock bzw. Jeans mit Strickzeug die Lehrerkollegien zu durchseuchen, haben sie das öffentliche Ansehen der Pädagogen nachhaltig zerstört. Die längst gescheiterte antiautoritäre Liebespädagogik hat zweierlei bewirkt: Sie hat zum einem frustrierte, heute in Pension gehende Sozialillusionisten geschaffen, die in den letzten Jahren ihres Berufslebens weder mit den Schülern noch mit den Eltern zurechtkamen. Zum anderen wurden die Grundlagen für unhaltbare disziplinarische Zustände geschaffen, die an der Berliner Rütli-Schule eskalierten, als ein ganzes Kollegium um die Auflösung seiner Schule bat.
Die von den 68ern international betriebene Durchlässigkeit des Bildungssystems hat auch mehr Schaden als Nutzen gebracht. Sie hat uns nicht klüger gemacht, sondern die Schulabschlüsse entwertet. Werkzeuge hierfür waren die Absonderungen von Lehrstuhlinhabern der Pädagogik, die sich von Politikern bereitwillig instrumentalisieren ließen. Dies insbesondere, nachdem diese Lehrstühle von 68ern im Zuge der Kulturrevolution okkupiert wurden. So dürfte es nicht mehr weit hin sein, bis von einem Dachdeckerlehrling (pardon: Auszubildenden = Azubi) das Abitur verlangt wird. Was hat man eigentlich davon, wenn 40 % eines Jahrgangs das Abitur erlangen, wenn der Abschluss als Massendiscountartikel keinen Wert mehr besitzt? Frankreich ist uns da noch weiter voraus. Dort haben mehr als 80 % eines Jahrgangs das Baccalauréat und damit die Hochschulzugangsberechtigung. Mit der Folge, dass an den Hochschulen "Concours" stattfinden müssen, um geeignete Bewerber herauszufinden. In Deutschland entwickelt es sich ähnlich. Viele Fachhochschulen und auch Hochschulen halten zwischenzeitlich Grundkurse beispielsweise in Mathematik ab, um die Bewerber studierfähig zu machen. Statt die Durchlässigkeit zu erhöhen, wäre ab den Siebzigerjahren der richtige Weg die Förderung der Erwachsenenbildung gewesen. Notfalls auch durch Stipendien, die es dem jungen Berufstätigen erlaubt hätte, ein halbes Jahr vor dem Abitur beruflich zu pausieren. Damit wären mit wesentlich geringerem Steuergeldaufwand die dringend notwendigen Begabungsreserven zu mobilisieren gewesen.

Was haben die 68er noch angerichtet? Neben einer vollkommen verhunzten "Migrationspolitik" stehen sie für eine verkorkste Justizreform nach 1972. Angeblich ist der Täter das Opfer und die Gesellschaft oder noch besser der Geschädigte der Täter. Resozialisierung geht vor Sühne. Diese dem gesunden Menschenverstand (ich schließe ausdrücklich den Begriff "gesundes Volksempfinden" aus dem Wörterbuch des Unmenschen aus!) widersprechende Auffassung wurde damals von Lehrstühlen der Kriminologie propagiert und wird heute noch von ihnen gefördert. Die Kriminologie spielt dabei die gleiche unheilvolle Rolle wie die Hochschulpädagogik für das Bildungssystem. In beiden Fällen konnten und können sich noch heute gutmenschliche Politiker deren Absonderungen bedienen, um ihre paradiesvogelartige Gesellschafts- und Rechtspolitik "wissenschaftlich" absegnen zu lassen.

Media-Mania.de: Bitte fassen Sie in wenigen Sätzen zusammen, wie eine sinnvolle Umweltpolitik Ihrer Meinung nach gestaltet werden sollte.

Dr. Heinz Hug: Sinnvolle Umweltschutzmaßnahmen hatte ich bereits oben genannt. Deshalb konzentriere ich mich auf Überflüssiges.
Die Mülltrennung ist aufzugeben. Ausnahmen wären Papier und Glas. Der Müll gehört energetisch genutzt. Nicht zuletzt, um die Ressourcen fossiler Brennstoffe zu schonen.
Die Förderung alternativer Energien (Windmühlen und Photovoltaik) müsste eingestellt werden. Im Gegenzug wären die Laufzeiten der Kernkraftwerke zu verlängern. Die deutschen Kernkraftwerke sind weltweit die sichersten.
Der Bevölkerung muss über die Folgen mangelnder Energieversorgung aufgeklärt werden. Im Anschluss daran ist die Angst vor der Kernenergie zu nehmen, um die Bereitschaft zum Bau neuer Reaktoren zu fördern. Finnland und andere Länder sind uns hier weit voraus.
Die Endlagerstätten für Atommüll sind in Betrieb zu nehmen. Steinsalzlager, die seit Millionen von Jahren stabil und ohne Grundwassereinbruch existieren, lassen erwarten, dass sie weitere Millionen Jahre mit eingelagertem Atommüll existieren. Die thermodynamischen Studien zur Abwärmeproblematik sind abgeschlossen und belegen die Sicherheit dieser Lagerstätten.
Die Bioethanolerzeugung als Sprit-Zwangsbeimischung ist aufzugeben. Ackerflächen sind zur Ernährung der Weltbevölkerung notwendiger. Das Gleiche sollte mit dem so genannten "Klimaschutz" geschehen. Es handelt sich um eine gigantische Geldvernichtungsmaschine, bei der bis 2020 fünfhundert Milliarden Euro ausgegeben werden sollen, um den Temperaturanstieg auf 0,001 °C zu begrenzen.
Die "Feinstaub-Verordnung" bewirkt nichts. Es ist nicht zu leugnen: Feinstaub unterhalb von 10 ?m (PM10) dringt bis in die Lungenbläschen (Alveolen) ein. Die Folgen sollen Allergien, Herz- und Kreislauferkrankungen sein. Streng genommen müsste man dann auch den Bäumen Pollenflug im Frühjahr verbieten. Die einschlägigen Studien zum Feinstaub beruhen auf selektierten Statistiken (Data-Dredging), deren Aussagen in vielen Teilen fragwürdig sind. Ein wissenschaftlich bewiesener biologischer Wirkungsmechanismus existiert nicht. Die ganze Feinstaub-Diskussion erinnert an das Waldsterben und die DDT-Hysterie und wird in einigen Jahren ad acta gelegt sein.
Die geltenden Umweltgesetze sind teilweise widersprüchlich. Deshalb müsste ihre Notwendigkeit spätestens alle fünf Jahre überprüft werden.
Das Vorsichts- bzw. Vorsorgeprinzip ist aufzugeben. Stattdessen ist das "Nachbesserungsprinzip" einzuführen, das nach dem "Trial-and-Error-Verfahren" arbeitet. Es ist ein altes, vernünftiges Konzept und wird zu Recht in allen Staaten, die sich die luxuriöse Ökokosmetik Europas nicht leisten können, noch immer angewandt. Die frei werdenden finanziellen Ressourcen sollten unterentwickelten Staaten zugute kommen. Dabei ist streng darauf zu achten, dass das Geld auch bei der Bevölkerung landet und nicht auf Schweizer Nummernkonten der jeweils regierenden Kleptokraten.
Alle Forschungsergebnisse, die zur Grundlagen der Umweltschutzgesetzgebung werden können, müssen falsifizierbar sein. Vermutete Risken sind zurückzuweisen.
Sowohl in den armen Ländern der Dritten Welt als auch in den entwickelten Industrieländern sind Programme zur Minderung der Bevölkerung einzuleiten. Dies kann nur im Rahmen internationaler Konventionen geschehen und muss streng kontrollierten humanitären Kriterien unterliegen, die die Würde des Menschen wahren.

Media-Mania.de: Herzlichen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg!

(Dieses Interview wurde von Regina Károlyi im Februar 2008 per E-Mail geführt.)

Rezension zum Buch

Der Diplomchemiker und Buchautor Dr. Heinz Hug unterrichtet an einer Berufs- und Fachschule mit den Schwerpunkten Laboranten-, Chemikanten- und Chemietechnikerausbildung. Er hat mehrere Fach- und Sachbücher veröffentlicht.
Geführt von Regina Károlyi am 31.01.2008