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Die Bestseller-Autorin der Schwarzen Juwelen spricht
Interview mit Anne Bishop
Ganz aktuell ist "Nacht? bei Heyne erschienen, der neue Roman von Anne Bishop. "Tangled Webs", wie der Roman im Original heißt, war erst im März diesen Jahres in den Staaten erschienen. Erwähnenswert ist das vor allem, weil Bishops Debüt-Trilogie bereits viele Jahre lang im englischsprachigen Raum ein Fantasy-Bestseller war, ehe sich ein deutscher Verlag an die Romane herangetraut hat. Anne hat sich im September Zeit genommen und zahlreiche Fragen rund um ihre Bücher, ihren Schreiballtag und was als Nächstes von ihr zu erwarten ist beantwortet. Außerdem bezieht sie Stellung und verrät, wer ihr persönlicher Favorit ist: Daemon Sadi oder Lucivar Yaslana.

Der deutsche Markt hat jahrelang gezögert, deine Romane zu übersetzen. Interessanterweise sind sie dann, kurz nach ihrer Veröffentlichung, auch hierzulande zu Bestsellern avanciert. Inzwischen hast du eine große (und noch wachsende) Fangemeinde hier bei uns. Hast du Pläne, Deutschland innerhalb der nächsten Jahre zu besuchen (ob nun aus beruflichen Gründen oder einfach privat)?

Ich reise nicht viel, aber ich hoffe, Deutschland eines Tages mal einen Besuch abzustatten.

Gerade ist ein neuer Roman aus der Welt der Schwarzen Juwelen erschienen ("Nacht?). Ich nehme an, du willst nicht zu viel verraten, aber vielleicht kannst du uns erzählen, warum du dich dazu entschieden hast, diesem familiären Setting einen weiteren Besuch abzustatten. Und wie war es, einen neuen "Jaenelle?-Roman zu schreiben?

Ich mag diese Charaktere einfach und es gibt da immer noch ein paar Geschichten über sie, die ich erzählen will. Es hat mir Spaß gemacht, ein weiteres Buch über die SaDiablo-Familie zu schreiben. Es war wie alte Freunde zu besuchen. Dieses und nächstes Jahr schreibe ich weitere Geschichten aus dem Reich der Dunklen Juwelen, einige über die SaDiablo-Familie und einige ("The Shadow Queen" und deren Nachfolger) über eine Gruppe neuer Charaktere.

Nachdem sowohl deine Bücher um die Schwarzen Juwelen als auch deine Duologie um die Dunklen Welten hierzulande erschienen sind: Gibt es bereits Pläne, deine Tir Alainn-Trilogie zu übersetzen?

Bisher habe ich aber noch nichts davon gehört, dass man auch die "Tir Alainn"-Trilogie ins Deutsche übersetzen will.

Deine Bücher - vor allem die Juwelen-Serie - sind sowohl sinnlich als auch sehr brutal. Es gibt Passagen, die so düster und hart sind, dass ich mich selbst gefragt habe, wie es möglich sein kann, dass ein solches Buch mich auf solch intensive Art und Weise zu fesseln vermag. Deine Romane machen wirklich süchtig! Was glaubst du ist der Grund, weshalb das Reich der Dunkelheit so anziehend für so viele Leser rund um den Globus ist?

Die Sinnlichkeit und die Gewalt einer dunklen Welt sorgen für ein Setting, das Leser fasziniert, aber die eigentliche Anziehungskraft geht von den Charakteren aus - von ihren Stärken und Schwächen, ihrem Kampf an ihrem Ehrenkodex festzuhalten, ihren Beziehungen - den guten wie den schlechten, den Dingen, die sie bedauern und ihren Fehlern. Es ist das Spiel menschlicher Emotionen in einer gefährlichen Umgebung, was mich dazu bringt, diese Geschichten zu schreiben. Vielleicht fühlen sich Leser aus dem gleichen Grund zu ihnen hingezogen.

Hast du eine Lieblingsszene in all deinen Büchern oder eine, auf die du besonders stolz bist?

Eine meiner Lieblingsszenen stammt aus QUEEN OF THE DARKNESS (dt. "Schatten"), wenn Daemon und Jaenelle sich zum ersten mal lieben. Und dann gibt es da noch eine Szene, auf die ich sehr stolz bin, aus THE HOUSE OF GAIAN, wenn Ashk ihr Versprechen Morag gegenüber hält. Ich bin auf diese Szene stolz, weil sie so schmerzhaft schwer zu schreiben war.

War es auch schwer, solch graphische und brutale Szenen zu schreiben? Oder, Hand auf?s Herz, macht das Spaß?

Es ist immer hart für mich, Gewaltszenen zu schreiben. Spaß macht das Schreiben dann, wenn ich die Freundschafts- und Familienszenen schreiben und der Umgang von Saetan/Daemon/Lucivar mit Jaenelle. Auf diese Szenen freue ich mich immer schon im Voraus.

Über wen zu schreiben macht mehr Spaß: den Helden oder den Gegner? Und - wen würdest du bevorzugen: Lucivar oder Daemon?

Definitiv die Helden! Es macht mir keinen Spaß, die Szenen zu schreiben, die aus der Sicht der Bösewichte erzählt werden.
Lucivar und Daemon mag ich aus verschiedenen Gründen - Lucivar wegen seiner derben Direktheit und Daemon aufgrund seiner eleganten Sinnlichkeit. Aber wenn ich mich für einen von beiden entscheiden müsste, dann würde meine Wahl auf Daemon fallen.

Es ist interessant, zu beobachten, wie du bestimmte Namen und Worte (wie "Saetan" oder "Lady of the Moon") in deinen Romanen verwendest und so mit den Erwartungen des Lesers spielst! Dadurch, dass du Namen verwendest, die wir alle aus der Religion und der Mythologie kennen, erschaffst du eine spezielle Atmosphäre - und dann gibst du dem ganzen einen eigenen Dreh. Wie bist du auf diese spezielle Idee gekommen?

Beim Entwickeln von Geschichten und Welten geht es immer darum, mit dem Familiären zu spielen und daraus etwas Neues zu machen. Meine Inspiration ziehe ich aus Archetypen und der Mythologie und nutze Dinge, die wir aus unserer Welt kennen, als Bausteine. Aber meine Romane spielen nicht auf der Erde, deshalb streiche ich alle Facetten dieser Bausteine, die nicht in die Welt oder zu den Charakteren, die ich entworfen habe, passen. Was dann übrig bleibt ist meist eine Art Resonanz oder Atmosphäre, die ich gegen den Strich bürsten kann. Ich weiß nicht, ob das eine spezielle Idee ist oder nicht. Es ist einfach die Art, wie ich Geschichten aufbaue.

Ganzes Interview unter:
http://www.fantasy-news.com/2008/09/28/anne-bishop-interview/
Geführt von Christian Handel