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 Batman: The Killing Joke


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Der Joker, Batmans ewiger Erzfeind, ist aus der Arkham Anstalt für geisteskranke Verbrecher ausgebrochen. Sein Ziel ist es, einen Menschen in den Wahnsinn zu treiben, sein Opfer ist James Gordon von der Gotham City Polizei. Nachdem der Joker eine Kugel auf die Tochter des alten Comissioners abfeuert, lässt er den Mann von seinen Helfern bewusstlos prügeln und entführen. Sie bringen ihn zu einem stillgelegten Vergnügungspark, wo unheimliche, kranke Gestalten lauern. Dort setzt der Joker den Comissioner in eine Geisterbahn und führt ihm Bilder von seiner Tochter vor: nackt, blutend, scheinbar im Sterben liegend.

Batman jedoch ist dem Joker schon auf den Fersen. Als sich die beiden dann gegenüber stehen, beginnt ein Duell, das nicht allein mit Fäusten ausgetragen wird ...

Neben dieser Geschichte, die nicht nur das Duell Batmans gegen Joker zeigt, sondern auch die traurige Vergangenheit des Jokers beleuchtet, gibt es eine Menge Bonusmaterial. "Ein ganz normaler Typ" ist eine kurze, in Deutschland noch nie veröffentlichte Episode aus der Feder von Zeichner Brian Bollard, die von einem ganz normalen Jungen handelt, der unbedingt jemanden töten will - und zwar entscheidet er sich dabei für Batman - bevor er wieder seinem gewöhnlichen Leben nachgehen kann. Außerdem gibt es mit "Tödliche Liebe" noch eine wunderbar absurde Geschichte um den gestörten Bösewicht Clayface, die bereits vor 21 Jahren bei Ehapa erschien und ebenfalls von Moore geschrieben wurde. Den Abschluss der Sammleredition bietet ein Comic aus dem Jahr 1940, der erste Batman-Comic nämlich, in dem Joker einen Auftritt hat.

"The Killing Joke" wird unter Fans als eine der besten Batman-Storys überhaupt gehandelt, aus diesem Grund und natürlich auch wegen des Hypes um den Joker, der durch den Film "The Dark Knight" entstand, wurde diese Geschichte nun endlich wieder aufgelegt, in einer von Brian Bolland aufwendig neu kolorierten und teilweise überarbeiteten Version.

Autor Alan Moore, der unter anderem auch für "V wie Vendetta" und "Watchmen" verantwortlich ist und ein Meisterwerk nach dem anderen produziert, zeichnet sich besonders durch die psychologische Tiefe seiner Charaktere aus. Dies wird auch hier deutlich, wenngleich es innerhalb der Geschichte hier und da ein wenig an Sorgfalt und Logik fehlt.
Der Joker ist in dieser Geschichte kein gesichtsloser Verbrecher, man verfolgt seinen Werdegang - vom liebenden Ehemann und Pechvogel zum gestörten Verbrecher. Wenn das dünne Eis der Normalität bricht, versinkt man schnell im Meer des Wahnsinns, so kann man das Schicksal des Jokers interpretieren und das will er auch allen anderen beweisen. Aber nicht alle Menschen, denen etwas Schreckliches widerfährt, verlieren sich im Wahnsinn und vergessen dabei, was Recht und Unrecht ist. Batman und der Comissioner bleiben ihren Prinzipien treu, sie handeln richtig, auch wenn es manchmal schwer ist. Trotzdem kommt man nicht umhin, Vergleiche zwischen dem Joker und dem Mitternachtsdetektiv zu ziehen. Alan Moore selbst wollte beide Figuren als psychologische Spiegelbilder voneinander darstellen und dies ist ihm auf unheimlich geschickte Weise geglückt.

Die anderen Geschichten sind nicht ganz so eindrucksvoll und spannend wie die titelgebende, aber lassen doch interessante Vergleiche zu und zeigen anschaulich Entwicklungen auf - besonders die des Jokers von seinem ersten Auftritt als Bösewicht ohne Tiefe, Hintergrund und erkennbare Motivation bis hin zu der verbitterten, grausamen Person, die er in "The Killing Joke" geworden ist. Batman beziehungsweise Bruce selbst steht in allen Geschichten eher im Schatten der Antagonisten, nur im letzten Comic wird ihm eine dem Joker ebenbürtige Rolle zuteil.

Die neue Kolorierung ist größtenteils gut gelungen, sie wirkt moderner und dynamischer. Man merkt eindeutig, dass Bolland sich hier viel Mühe mit der Farbwahl gemacht hat und auch gründlich darüber nachgedacht haben muss, welche Farben die beste Wirkung erzielen und am treffendsten Atmosphäre und Stimmung untermalen können.
Die Farbtöne in "The Killing Joke" sind teilweise düsterer, aber auch ein wenig realistischer geworden und unterstreichen den Grundtenor der Geschichte so viel besser. Die Rückblenden aus der Vergangenheit des Jokers sind nun im Gegensatz zu früheren Versionen in schwarz-weiß gehalten, vereinzelt stechen rote Elementen aus den Grautönen hervor. So kann man die Episoden besser voneinander unterscheiden.
Als Kritikpunkt kann man natürlich anmerken, dass der Comic zu sehr seine Wurzeln verleugnet, die noch aus einer Ära stammen, in der die meisten Superhelden-Comics etwas greller und bunter waren, und dass er mit der grimmig-düsteren Version das typische "Frank-Miller-Feeling" imitieren will. Letztlich ist es jedoch Geschmackssache, ob man das traditionelle oder das neue Design bevorzugt - handwerklich kann man der neuen Kolorierung zumindest nichts vorwerfen.

"The Killing Joke" ist und bleibt eine der besten Batman-Stories, die es momentan gibt. Im Vergleich zu Moores anderen Comics ist dieser hier zwar eher durchschnittlich, trotzdem beeindruckt er mit psychologischer Tiefe, feiner Charakterzeichnung und einer spannenden Handlung. Für Fans von Joker und Batman ein klares Must-Have, besonders wegen des umfangreichen Bonusmaterials und der aufwändigen Überarbeitung von Brian Bolland. Aber auch für Gotham-Neueinsteiger, die durch "The Dark Knight" auf den Geschmack gekommen sind, ist dieses Kleinod geeignet.

Linda Dannenberg



Softcover | Erschienen: 1. August 2008 | ISBN: 9783866076402 | Originaltitel: The Killing Joke, An innocent guy, Mortal Clay, The Joker | Preis: 12,95 Euro | 96 Seiten | Sprache: Deutsch

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