Sie könnten gegensätzlicher nicht sein: Tanzlegende Rudolf Nurejew und sein Hund Oblomow. Elegant und leichtfüßig der eine, übergewichtig und mehr als hässlich der andere. Das Zusammentreffen beider war zufälliger Art und doch für Oblomow mehr als er sich wünschen konnte.

Auf einer Party des Schriftstellers Truman Capote schlürfte der dicke Hund, der zu diesem Zeitpunkt noch nicht Oblomow heißt, zusammen mit dem dicken Schriftsteller Champagner aus einer Silberschüssel. Am nächsten Morgen haben alle Gäste, bis auf Nurejew und Oblomow, die Party verlassen. Da der Hund nicht zu Capote gehört, dieser auch nicht weiß, mit wem er auf die Party gekommen ist, nimmt sich Nurejew seiner an. Oblomow ist glücklich und zufrieden in seinem neuen Heim, die Zuneigung beider zueinander wächst stetig. Auch Nurejews Tod kann der Liebe Oblomows nichts anhaben. Am Grab Nurejews lässt sich Oblomow zu einem letzten Liebesbeweis überreden ...

Elke Heidenreich hat mit "Nurejews Hund oder Was Sehnsucht vermag" eine liebenswerte Geschichte über Freundschaft und Zuneigung geschrieben. Nach dem Tod Nurejews übt Oblomow des Nachts heimlich Tanzschritte. Vielleicht, um seinem toten Herrn näher zu sein, vielleicht, um auszuprobieren, was er selbst so oft gesehen hat - warum er tanzt, weiß Oblomow selbst nicht so genau. Er tut es einfach aus einem inneren Bedürfnis heraus. Elke Heidenreich schildert den Großteil der Geschichte aus der Perspektive Oblomows. Leser, die prinzipiell ein Problem mit dem Vermenschlichen von Tieren haben, wissen an dieser Stelle vielleicht schon, dass sie dieses Buch nicht lesen werden. Aber ihnen sei gesagt: Obwohl Oblomow auf diese Weise "vermenschlicht" wird, Gedanken und Gefühle des Hundes dem Leser über einen personalen Erzähler nahe gebracht werden, passt alles ganz wunderbar in die Geschichte - die Skurrilität eines übergewichtigen, tanzenden Hundes eingeschlossen. Liebe- und humorvoll schildert Heidenreich ihre Charaktere, zeichnet in sanften Farben ein Bild von Oblomows Zuneigung, die von Nurejew erwidert wird und über dessen Tod hinaus anhält. Michael Sowa hat die Geschichte in fünf Bildern illustriert.

Eine kleine, aber feine Geschichte über die innige Beziehung zweier unterschiedlicher Charaktere, deren Absurdität und liebevolle Schilderung sie zu einer sehr charmanten Lektüre machen.