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 Science and a Sense of Hope

Zum Verhältnis von Wissenschaft und Religion in der Fernsehserie "Star Trek: Deep Space Nine"


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Preis - Leistungs - Verhältnis
Star Trek hat schon seit jeher in der Welt der Medien eine Sonderrolle gespielt. Hier wurden schon in der ersten Serie manche Tabus gebrochen. Schließlich stand das Schiff Enterprise und jedes danach folgende Schiff und dessen Crew für eine Welt, die die Gesellschaft und ihre schlechten Eigenschaften in der wir jetzt leben weit hinter sich gelassen hat. Nach einem zerstörenden Dritten Weltkrieg lag die Menschheit am Boden. Allein die Tatsache, dass sie erfahren hat, dass es dort draußen in den Sternen noch unzählige andere Welten und Völker gibt, hat sie zusammengeschweißt und ihre Ziele und Motivationen ändern lassen.

Zu dem Zeitpunkt an dem Deep Space Nine einsetzt wird die Menschheit nicht mehr durch das Streben nach Macht oder Reichtum angetrieben. In einer Welt, in der kein Geld mehr existiert ist so was auch schlichtweg irrelevant. Doch das Streben nach Wissen, der Wille die eigene Rasse und deren Motivationen zu perfektionieren treiben die Leute von Starfleet an. Bei der Serie "Deep Space Nine" wird die Sternenflotte mit etwas konfrontiert, dass sie selbst schon längst hinter sich gelassen hat. Die Menschheit glaubt durchaus zu etwas höherem bestimmt zu sein, doch manifestiert dies sich nicht in einem Glauben an einen bestimmten Gott, sondern in der unbändigen Neugier Neues zu entdecken und immer weiter dazuzulernen.

Doch nun wurde die Föderation der Vereinigten Planeten darum gebeten Bajor, einem Planeten, der jahrzehntelang von den Cardassianern ausgebeutet und dessen Bevölkerung versklavt wurde, beim Wiederaufbau zu helfen. Hier stößt die Sternenflotte auf ein Volk, das tief religiös ist, da der Glaube das Einzige war, das ihnen die Kraft zum Überleben gegeben hat. Hinzu kommt, dass der neue Kommandant von Deep Space Nine, einer alten Raumstation der Cardassianer, durch die Entdeckung des Wurmlochs mit den "Propheten" in Kontakt tritt und seither unter den Bajoranern als der Auserwählte gilt.

Bei dieser explosiven und unterhaltsamen Mischung aus Action, Völkerkonflikt und mystischen Motivationen fragt man sich, ob es nicht in der Absicht der Produzenten lag dem Fernsehpublikum eine bessere Weltsicht zu vermitteln. Durch die Geschichten, die so weit ab von unserem eigenen Erfahrungshorizont liegen lassen sich leicht wertevermittelnde Botschaften unterbringen, ohne dass man das Gefühl bekommt etwas mit dem Holzhammer eingetrichtert zu bekommen. Diese Distanz lässt dem Zuschauer die Möglichkeit realitätsnahe Probleme in einer ihn nicht persönlich betreffenden Weise zu reflektieren.

Dabei muss man allerdings berücksichtigen, dass das Medium Fernsehen selbst noch recht jung ist und es deswegen zu wenig aufschlussreiche Studien über dessen Einfluss oder Möglichkeiten der Wertevermittlung gibt. Doch wenn nach einer Straftat die Verantwortung dafür auf die Medien abgeschoben wird, was natürlich grob verallgemeinert ist, darf man ebenso davon ausgehen, dass im Fernsehen auch hilfreiche Dinge vermittelt werden können. Und wenn dies im Rahmen einer beliebten Science-Fiction Serie geschieht, dann ist dies umso besser. Jeder Star Trek Fan wird sich der Meinung anschließen, dass die Serie einem schon immer ein Bild einer Welt vorgehalten hat wie sie sein könnte wenn wir nur einiges von dem ändern, was auf Erden wirklich falsch läuft. In gewisser Weise wirkte sie immer wie ein Hoffnungsschimmer, dass noch ein gewaltiges Potential in der Menschheit ruht, sobald sie erst aufwacht und merkt, dass es so nicht mehr weitergehen kann.

Anhand von ausgewählten Folgen der Serie wird in Beispielen dargelegt welche Sachverhalte in der Serie generell vermittelt werden. Ebenso wie die positiven Motive der Serie werden auch die negativen betrachtet, die man ihr unterstellt. Als heftigstes Argument wird dargelegt, das die Sternenflotte ein Abbild des amerikanischen Selbstverständnisses sei und die Sternenflotte selbst ein zu militärischer Apparat, der den Status der USA als Weltenpolizei nachahme. Nimmt man dies jedoch unter die Lupe erkennt man rasch, dass die Welt in Star Trek mit der Gegenwart der USA absolut gar nichts gemein hat. Eher könnte man sagen, dass Star Trek den USA einen Spiegel vorhält und ihnen zeigt, was sie erreicht haben könnten, wären sie nicht so oft falsch abgebogen.

Als Fazit des Buches bleibt, dass die Serie selbst durchaus Werte vermittelt, die in der persönlichen Gegenwart durchaus von Nutzen sein können. Jedoch bleibt die Frage, inwiefern nun tatsächlich das Medium Fernsehen so großen Einfluss ausüben kann um wirklich etwas zu bewegen.

Mich persönlich hat dieses Buch sofort angesprochen. Schon immer war ich der Meinung, dass man Star Trek Unrecht tut, wenn man die Serie lediglich auf eine nette Science-Fiction-Action-Serie betrachtet. Immerhin hat Roddenberry, der Macher von Star Trek, durchaus Zeichen gesetzt, als er den ersten Kuss zwischen Schwarz und Weiß ins Fernsehen brachte. In einer Zeit des kalten Krieges arbeitete auf der Enterprise ein Japaner mit einem Russen und einer Afrikanerin gemeinsam mit Amerikanern. Deep Space Nine natürlich bietet für eine Wertevermittlung ein gänzlich anderes und vielfältigeres Bühnenbild. Die Religion kommt hinzu in einer Zeit, da die Technik so weit fortgeschritten ist, dass man nahezu alle Phänomene mit der Wissenschaft erklären kann. Und dass Benjamin Sisko, der Auserwählte, der stets mit dieser ihm gegebenen Rolle unzufrieden war, letztendlich sein Schicksal annimmt, verbindet Wissenschaft und Religion zu einer Instanz.

Sehr schön ist die klare Darstellung der Serie und der einzelnen Charaktere, so dass auch Leser, die sich nicht so intensiv mit dem Thema befasst haben wissen worum es geht. Man lernt eine Menge über das amerikanische Selbstverständnis und die zweifelhafte Wirkung, die Medien wirklich ausüben. Was mich allerdings gestört hat war die Tatsache, dass sämtliche Zitate in ihrer Originalsprache gehalten sind. So fällt es manchmal schwer der Argumentation zu folgen, da nicht jeder perfektes Englisch spricht. Davon abgesehen waren nicht nur die Zitate sondern auch manche Worte im Text in Englisch. Genauso gut hätte man Starfleet mit Sternenflotte übersetzen oder aus Bajorans schlicht und ergreifend Bajoraner machen können. Durch vereinzelte Bilder zu den Hauptpersonen wird der Text aufgelockert, auch wenn hier ein einheitliches Weg in der Bildunterschrift (mal englisch, mal deutsch) besser gewesen wäre.
Nicht nur für Trekkies ein anregendes Buch zum Nachdenken, denn das Thema Star Trek ist lediglich die Plattform für die Argumentation inwiefern Medien Einfluss auf unser Leben haben.

Daniela Hanisch



Taschenbuch | Erschienen: 1. Januar 2004 | ISBN: 3933060133 | Preis: 16,00 Euro | 200 Seiten

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