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 Prozessorkind

Autoren: Frank Stieper
Verlag: Arena

Cover
Gesamt ++---
Anspruch
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Mit einem weiteren Buch wagt der Autor sich in das Genre Science-Fiction für Jugendliche ab zwölf Jahren. In diesem Taschenbuch mit 87 Seiten Umfang, recht großer Schrift und erhöhtem Zeilenabstand erzählt er die Geschichte eines Prozessorkindes.

Fünfundzwanzig ist der Name oder besser Bezeichnung des Jungen, der wie alle anderen Prozessorkinder in einem speziellen und geheimen Internat lebt. Alle tragen die gleichen Sachen, alle haben kahlrasierte Schädel und persönliche Beziehungen oder gar Ansprache ist den Prozessorkindern verboten. Die Implantierung des Prozessors, die Menge an eingespielter Software und die gesamte Ausbildung dieser Kinder hat das Ziel, sie zu emotionslosen Killermaschinen zu machen, die an Regierungen, Terroristen oder andere verkauft werden können, um gerade durch den Mangel an Emotionalität das zu schaffen, wo normale Menschen scheitern oder in zu hoher Zahl benötigt würden.
Doch Fünfundzwanzig hat etwas Verbotenes getan: Er hat Kontakt zu einem Gleichaltrigen außerhalb des Internats aufgenommen, und beflügelt durch diese Erfahrung stellt er sich Fragen, beginnt zu lügen und schließlich bricht er aus, um das Leben außerhalb des Sicherheitszaunes kennen zu lernen.

Der Autor, der einige Schwächen bei der Charakterisierung seiner Figuren zeigt, befindet sich mit der Schaffung eines emotionslosen und durch einen Prozessor gestützten Jungen auf recht sicherem Terrain, da keine tiefer gehenden Beschreibungen nötig sind und das Umreißen der Irritation, die der Protagonist in der Welt "da draußen" und durch eine Art erster Verliebtheit erlebt, durchaus ausreicht. Die anderen auftretenden Figuren sind allesamt eher unwichtig und dienen nur der besseren Situationsbeschreibung, sodass auch dort die Schilderungen, die mit Ausnahme des Charakters Cedric immer aus Sicht von Fünfundzwanzig geschehen, ausreichend sind.

Die Sprache des Autors ist leicht zu lesen, an die Besonderheit, dass Prozessorkinder nur in der dritten Person sprechen und von Verantwortlichen auch so angesprochen werden, hat man sich schnell gewöhnt.

Die Geschichte ist einigermaßen spannend, weist aber an sich ein hohes Potential auf, was ihren Gehalt angeht. Dieses Potential erinnert stark an TV-Serien wie "Dark Angel", trotzdem ist nicht uninteressant, die Frage aufzuwerfen, inwieweit Optimierung des Körpers durch Technik und das Unterdrücken von Emotionen eher hilfreich ist oder eher eine Straftat. Dass der Protagonist praktisch kaum Möglichkeiten hat, sich in der normalen Welt zurecht zu finden, beinhaltet schon eine Aussage dazu, diese allerdings hätte ich mir klarer gewünscht.
Klarer hätte ich mir auch gewünscht, warum Fünfundzwanzig als einer der Besten seiner Art plötzlich und unaufgefordert auf die Idee kommt, Leben zu retten oder Diebe zu stellen. Dies ist sicherlich ein toller Einfall, der seinen Weg ins Buch gefunden hat, aber leider wird die Motivation dahinter an keiner Stelle deutlich.

Man hätte sehr viel aus diesem Thema machen können und die Ansätze eben dazu sind auch an vielen Stellen zu erkennen, doch leider scheitert das Buch letztlich doch, vielleicht auch wegen seines Umfanges, der eine ansprechende, tiefergehende und vielleicht auch nachdenklich stimmende Meinung zur Geschichte nahezu unmöglich macht.
Ein Buch, das man kaufen und lesen kann, bei dem man aber nichts verpasst hat, wenn man es nicht tut - sehr schade.

Tanja Elskamp



Taschenbuch | Erschienen: 01. März 2004 | ISBN: 3401026550 | Preis: 5,50 Euro | 87 Seiten

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