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 Blutrache

Autoren: Dorothy L. Sayers
Verlag: Scherz

Cover
Gesamt +----
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


In "Blutrache" sind drei Kurzgeschichten von Dorothy Sayers veröffentlicht.

In "Blutrache" (Seiten 5-45) grämt sich ein hoffnungsvoller Autor. Er hat sein erstes Stück einem Theaterregisseur gegeben und der hat ihn zu einem Vertrag überredet, welcher ihm Reichtum verspricht. Aber künstlerisch ist es sein Ruin, denn der Regisseur und Hauptdarsteller in Personalunion hat das Stück verändert. Er hat es so nachhaltig und auf seine Person zugeschnitten, dass aus einem Kriegsheimkehrer-Drama ein entsetzlich schwülstiges Rührstück geworden ist - erfolgreich, aber von den Kritikern verrissen!
Der Autor hegt Mordgedanken und das Schicksal gibt ihm eine Chance. Auf dem Nachhauseweg entkommt er knapp einem schleudernden Wagen, der Regisseur aber wird angefahren und verliert sehr viel Blut - die sofort nötige Bluttransfusion führt zur Frage, wessen Blut der Arzt nehmen kann: Das des Autors oder das eines Theaterangestellten. Obwohl der Autor bemerkt, dass die zu untersuchenden Proben vertauscht werden, sagt er nichts und das für den Regisseur tödliche Blut aus seinen Adern wird ihm übertragen!

"Das ungelöste Rätsel vom Mann ohne Gesicht" (Seiten 46-100) handelt von einem grausamen Mord am einsamen Strand. Der Tote hat ein furchtbar entstelltes Gesicht (durch die Scherben einer Flasche zerkratzt, wie sich später ergibt), doch wurde er erwürgt. Er liegt am Rande des Wassers, keine Spuren außer den seinen sind zu finden, sein Auto ist verschwunden, niemand wurde am Tatort gesehen. Lord Peter Wimsey wird in die Ermittlungen hineingezogen und findet heraus, dass ein Angestellter des Toten ein Portrait desselben gemalt hat, an der Hand verletzt ist und einen furchtbaren Hass auf seinen Chef hatte. Doch seine Gedankenspiele, die ihn zum Mörder machen (was Wimsey furchtbar findet, denn er ist ihm sympathisch und der Tote war ihm unsympathisch - was er aus den Aussagen und dem Portrait schließt), werden von der Polizei zurückgewiesen, da sie bereits einen Verdächtigen im Visier hat.

Im dritten Fall ("Ganz woanders", Seiten 101-127) geht es um einen Mord an einem Hausherrn und die anschließenden Zeugenbefragungen. Aus diesen geht hervor, dass alle verdächtig sind, nur zwei Neffen des Toten haben ein sicheres Alibi - trotzdem hält Lord Peter sie für die Täter!


Dieser kleine Band (Miniformat 8x17cm) enthält eine krude Mischung dreier Kurzgeschichten der Autorin - und zwar den allerschlechtesten, die sie je geschrieben hat!

Der erste Fall wirkt wie um eine Tat herumkonstruiert, hat keinerlei Charme, Täter, Opfer und Beteiligte werden nicht charakterisiert und sind allesamt unsympathisch. Eine Ermittlung findet nicht statt, der "Fall" erweist sich als "an den Haaren herbeigezogen".
Der zweite Fall ist noch dümmer. Lord Peter kombiniert ähnlich wie Sherlock Holmes rein aus Informationen, die ihm Reisende während einer Zugfahrt mitteilen, fast den gesamten Fall (mit völlig überzogener Kombinationsgabe) und ist froh, dass die Polizei den Mörder (so ist er sich sicher) nicht als solchen anerkennen will.
Der dritte Fall ist so arg, das Schweigen die beste Art der Kritik ist (und die Vernichtendste).

Fazit: Bitte nicht kaufen, Finger weg - das sind frühe Gehversuche der Autorin, deren Stärke in der epischen Darstellung von Charakteren und Geschehnissen sowie den folgenden Ermittlungen liegt. Kurzgeschichten von ihr sind hingegen meist deutlich schlechter geraten - und diese drei Fälle sollten besser nicht mehr verlegt werden (allenfalls verlegt werden, wenn sie verstehen, was ich meine!).

Stefan Erlemann



Taschenbuch | Erschienen: 01. Januar 1998 | ISBN: 3502791708 | Preis: 5 Euro | 118 Seiten | Sprache: Deutsch

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