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 Mert und der wundersame Fes


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Was für ein Tag für Mert. Der kleine Junge lebt in Istanbul und hat seinen ersten großen Auftritt als Schauspieler. In seinem Hasenkostüm sieht er aber auch herzallerliebst aus. Nur schade, dass seine Oma nicht mit ansehen konnte, wie er bei dem ganzen Beifall rot wurde. Dafür darf er die Oma besuchen und in dem wundervollen Koffer wühlen, der auf ihrem Dachboden steht. Diesmal nimmt er einen uralten Fes heraus und setzt ihn auf. Seine Oma muss lachen, kennt sie doch einen Jungen, der diesen Fes auf jedem Gang zur Schule angezogen hat. Und zwar ihren Mann Hamdi. Als der ein Kind war, war Istanbul noch Teil des Osmanischen Reiches. Sie erzählt dem staunenden Mert von Hamdi und der Zeit damals.

Die Geschichte rund um Mert, dessen Großvater Hamdi, der kleinen Helena aus Konstantinopel, Milya aus Byzanz und dem Mädchen mit der Knochenstange, das vor langer Zeit in einer Höhle in der Nähe des heutigen Istanbuls lebte, ist lose verbunden durch eine Reihe von Gegenständen. Der Fes des Jungen, der Spiegel auf einem Markt, eine alte Münze und eine Tonscherbe dienen der Überleitung, um aus der jeweils noch weiter in der Vergangenheit liegenden Zeit zu erzählen. Dabei ist der Text einfach und schlicht, die Ereignisse harmlos und kindgerecht. Kinder ab sechs Jahren können so fast spielerisch lernen, wie Istanbul in der Vergangenheit aussah und wer dort lebte.

Die einfachen, hübschen Illustrationen sind zwar nur Beiwerk, laden die kleinen Betrachter aber immer wieder ein, über die Gegend, die Menschen und Bräuche nachzudenken. Leider sind die Gesichter der Menschen alle gleich rund und wirken ein wenig naiv. Doch den Kleinsten gefallen Bilder und Text sehr gut, sie versinken förmlich in der Geschichte.

Einzig der Autor des Klappentextes muss wohl ein anderes Buch gelesen haben. Mitnichten erlebt Mert eine Zeitreise, wenn er den Fes aufsetzt und auch die anderen Erlebnisse werden nur durch die Gegenstände verknüpft, die die Charakter vor langer Zeit in der Hand hielten. So landet Mert nicht in Byzanz oder Konstantinopel, sondern die Autorin erzählt von dieser Zeit und einem Kind, das dort lebte.
Zwar kann man dies als Zeitreise betrachten, doch kaum in der Art, wie der Text dies suggeriert.

Die deutschen Texte sind in diesem Buch in verschiedensten Farben gedruckt, der türkische Text ist immer schwarz. Einige Worte im deutschen Text sind mit einem Sternchen versehen und am Ende des Buches erklärt. Wer beide Sprachen beherrscht wird kaum Überraschendes erleben, die Texte kann man als sehr exakt übersetzt bezeichnen. Wer des Türkischen nicht mächtig ist, findet immer wieder Begriffe, die er erstaunt zur Kenntnis nimmt. So ist eine Oma, oder Großmutter, im Türkischen eine "anneanne", die Mutter eine "annesi".

"Mert ve acayib fes" ist eine nette, einfache Geschichte, die in Türkisch und Deutsch erzählt, wie Kinder in Istanbul heute und in der Vergangenheit lebten. Zweisprachige Familien werden dieses Buch zu schätzen wissen, doch auch allen anderen sei diese Geschichte empfohlen, die ein wenig anders ist, als man es von "deutschen" Kinderbüchern gewohnt ist.

Stefan Erlemann



Hardcover | Erschienen: 01. September 2008 | ISBN: 9783922825739 | Originaltitel: Mert ve acayib fes | Preis: 16,80 Euro | 40 Seiten | Sprache: Deutsch, Türkisch

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