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 Dämliche Dämonen


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Nathan Grimlock ist völlig überfordert. Nicht nur, dass seine drei persönlichen Assistenten, der Hauskobold Pernikus, der muskelbepackte Winzling Nikolai und der amselgroße Winddämon Flappy, alles andere als folgsam sind, auch der Meister fehlt ihm. Denn Raja Dhaliwahl ist vor vier Wochen gestorben und hat dem kaum sechszehnjährigen Nate ein Haus voller Dämonen hinterlassen, um die er sich nun kümmern muss. Wäre nicht das TIER im Keller, die Aufgabe wäre ein Leichtes, doch kaum hat Nate dem Monster wieder einmal die Fischreste in das Verlies geschüttet, als es ihm fast einen Fuß abreißt.
Doch Nate macht einen noch viel schlimmeren Fehler. Er verabredet sich mit einem Mädchen. Und kaum ist er mit ihr zu einem nahen Einkaufszentrum gefahren, als zwei Jugendliche in sein Dämonenhaus einbrechen. Ohne auch nur zu ahnen, wo sie da gelandet sind, öffnet einer der Diebe die mehrfach gesicherte Kellertür und betritt die Treppe, die hinunter zum TIER führt. Und das frisst nun mal für sein Leben gern Menschenfleisch.
Aber auch dieses Desaster ist für Nate noch nicht das Schlimmste. Denn den Tod seines Meisters hat jemand gespürt, der sehr viel gefährlicher ist als das TIER. Und dieser Unbekannte nähert sich unaufhaltsam dem Haus von Nate.

Der Debüt-Roman des amerikanischen Staatsanwalts Royce Buckingham ist kurz, prägnant und für Jugendliche ab zwölf Jahren gedacht. Geradlinig wie die Geschichte ist auch der Schreibstil. Ohne Abschweifungen, längere Erklärungen oder gar ausufernde Beschreibungen kommt der Autor schnell auf den Kern der Sache und lässt nur wenig Raum für Spekulationen. Alles ist von Anfang an auf einen Show Down angelegt, der dann auch wie erwartet ausfällt.

Dabei werden weder die Charaktere noch die Handlungsorte näher in Augenschein genommen, mehr als eine Figur wirkt klischeehaft und eindimensional. Hinzu kommt ein völlig unpassender deutscher Titel, den man nur als "dämlich" bezeichnen kann. Die Dämonen in diesem Buch sind lustig, renitent oder grausam, dämlich sind sie nicht. Das Coverbild von Michael van den Bosch mag süß und dem Verkauf förderlich sein, passend ist es nicht. Und auch die Protagonisten sind es nicht. Der überforderte Nathan, der kesse Ritchie, die verunsicherte und erstaunlich tapfere Sandi und der bösartige "Dürre Mann" sind fast alle wichtigen Personen, die dieses Fantasy-Märchen bevölkern.

Doch diese Vorlage ist vor allem eins: eine wunderbare Spielwiese für Sprecher Boris Aljinovic. Der lässt es krachen, rumpeln, rauschen, donnern. Er flüstert, krächzt, brüllt und zischt, dass es eine helle Freude ist. Selten konnte ein Sprecher so aus den Vollen schöpfen. Der Theaterschauspieler kostet diese Rolle bis zum Letzten aus. Er brilliert in sämtlichen Rollen und lässt des Öfteren vergessen, wie harmlos und schlicht die Vorlage daher kommt.

Nach zweihundertsechzig Minuten ist man urplötzlich am Ende der Geschichte angekommen. Seltsamerweise möchte man sofort mehr hören von diesem begnadeten Sprecher, mehr lesen von diesem Autor. Denn "Dämliche Dämonen" ist ein gutes Jugendbuch. Ein bisschen grausam, sehr lustig, gelegentlich traurig und nachdenklich machend, immer aber voll köstlicher Situationskomik. Die Nachricht, dass eine Verfilmung bereits geplant ist, kann nicht überraschen. Hier ist Potenzial vorhanden, das ausgeschöpft werden will.

Stefan Erlemann



CD | CD-Anzahl: 4 | Erschienen: 01. August 2008 | ISBN: 9783866049253 | Laufzeit: 260 Minuten | Originaltitel: Demonkeeper | Preis: 19,95 Euro

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