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 Die Insel

Autoren: Richard Laymon
Übersetzer: Thomas A. Merk
Verlag: Heyne

Cover
Gesamt ++---
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


"Die Insel" ist ein 1995 erschienener und 1996 ins Deutsche übersetzter Thriller von dem amerikanischen Horrorautor Richard Laymon, der 2001 verstarb. Mittlerweile hat es der Spannungsroman auf mehrere Auflagen gebracht.

Rupert Conway ist alles andere als ein Frauenschwarm. Er ist achtzehn, dünn und ziemlich durchschnittlich. Dazu hat er seine Hormone nicht wirklich gut im Griff und weiß nie das Richtige zu sagen.
Trotzdem wird er von seiner Freundin Connie auf einen Segeltrip mit der Familie eingeladen. Danach, so hat er sich vorgenommen, will er mit der hübschen, aber prüden Connie Schluss machen. Doch dazu kommt es nicht, denn während die Mitreisenden auf einer einsamen Südseeinsel picknicken, gibt es eine furchtbare Explosion und die Segeljacht ist Geschichte. Zusammen mit dem Unglücksraben Wesley, der noch an Bord war, ist das meiste, was sich auf der Jacht befand, in die Luft geflogen.
Auf der Insel verbleiben Andrew, das Familienoberhaupt und ehemaliger Marineoffizier, seine zweite Frau Billie, seine drei Töchter Thelma, Kimberly und Connie, Kimberlys Ehemann Keith und Rupert selbst. Während Thelma von den Frauen getröstet werden muss, da Wesley ihr Ehemann war, suchen die Männer nach einer Möglichkeit, die Insel wieder zu verlassen. Im Wasser treibende Vorräte, das Dingi und einige andere nützliche Gegenstände können gerettet werden. Doch wie geht es nun weiter?
Den Überlebenden bleibt gar nicht viel Zeit, darüber nachzudenken, denn schon bald wird Keith erhängt im Dschungel aufgefunden. Einer von ihnen ist ein Mörder - oder hat Wesley die Explosion etwa überlebt, vielleicht sogar absichtlich herbeigeführt? Den Schiffbrüchigen stehen mörderische Tage auf der einsamen Insel bevor …

Eine einsame Südseeinsel, eine Handvoll Schiffbrüchige und ein Mörder, der versucht, einen Überlebenden nach dem anderen zu töten - es ist ein reizvolles und spannendes Szenario, das Richard Laymon seinem Leser mit dem Thriller "Die Insel" anbietet. Eine viel versprechende Ausgangssituation, mehrere Charaktere, die gemeuchelt werden könnten und von denen ebenso gut einer der Mörder sein könnte, dazu die prickelnde Atmosphäre eines aus dem Ruder gelaufenen Ausflugs verbinden sich zu einer ansprechenden Melange.
Vor allem die Perspektive des Romans ist interessant. Rupert schildert die Ereignisse aus der Ich-Perspektive und in Tagebuchform. Dabei wird schnell deutlich, dass der junge Mann nicht viel mehr ist als ein postpubertierender, lüsterner Feigling, der selbst beim Begräbnis einer übel zugerichteten Leiche den Anblick leicht bekleideter Frauen genießen kann. Dennoch bezieht der Roman gerade aus dieser Form der Präsentation viel Spannung; Andeutungen, bisher unaufgedeckte Rückblenden und Vorausdeutungen erschaffen die Illusion des unmittelbaren Erlebens des Erzählers.
Leider bietet "Die Insel" ansonsten zu wenig, um wirklich zu überzeugen. Die Handlung, zu Anfang noch spannend und mit vielen Möglichkeiten gespickt, wie es weitergehen könnte, verkommt zusehends zu einem unglaubwürdigen, abstrusen und erschreckend simplen Konstrukt. Lange, inhaltslose Passagen, sinnfreie Dialoge und Wiederholungen blähen das 559-seitige Buch unnötig auf. Die Motive der Mörder sind banal, die Aktionen der übrigen Charaktere regelrecht dumm und wenig nachvollziehbar. Keine der Figuren zeichnet sich durch eine Entwicklung aus, zudem ist recht früh klar, wer Täter und wer Opfer ist. So verschwendet die Geschichte immens viel Potenzial; der Leerraum wird stattdessen mit Gewaltszenen, darunter Vergewaltigungen und Folter, und Ruperts Sexfantasien angereichert.

"Die Insel" ist mit Sicherheit nicht Richard Laymons bester Thriller. Zu abstrus ist die Geschichte, zu eindimensional die Charaktere, zu inhaltslos für das immense Maß an Gewalt, das präsentiert wird. Den Schwächen stehen Laymons einfacher, aber packender Schreibstil und ein hoher Spannungsgrad gegenüber. Fans des verstorbenen Autors werden sicherlich zufrieden sein.

Tina Klinkner



Taschenbuch | Erschienen: 01. August 2006 | ISBN: 9783453675117 | Originaltitel: Island | Preis: 9,95 Euro | 559 Seiten | Sprache: Deutsch

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