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 Von Ratlosen und Löwenherzen

Eine kurzweilige, aber nützliche Geschichte des englischen Mittelalters


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Das Mittelalter - da macht das der britischen Inseln keine Ausnahme - wird oft auch als "das dunkle Zeitalter? tituliert. Wer diesen Begriff ins Leben gerufen hat und warum, verrät Rebecca Gablé gleich zu Anfang von "Von Ratlosen und Löwenherzen? - einem Sachbuch, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, für Geschichts-Laien Licht ins Dunkel zu bringen.

Auf sechs CDs mit nicht ganz sieben Stunden Laufzeit führt die Autorin, die sich bisher als Verfasserin fiktiver historischer Romane einen Namen gemacht hat, praktisch im Zeitraffer durch rund sechshundert Jahre englischer Geschichte. Dass in dieser Zeit praktisch nur die "Highlights? erzählt werden können und Gablé in ihren Schilderungen auch nicht gerade ausufert, versteht sich da wohl von selbst.

Sehr schnell steht beim Hören allerdings fest, dass der Untertitel des Sachbuchs - "eine kurzweilige, aber nützliche Geschichte des englischen Mittelalters" - keine Untertreibung ist. Denn auch - oder vor allem - in der Lesung durch Andreas Fröhlich erweisen sich die Fakten und Anekdoten, die Gablé zusammengetragen hat, als sehr unterhaltsam. Alles andere als trocken führen Gablé als Autorin und Fröhlich als Sprecher den Zuhörer im Schnelldurchlauf durch sowohl signifikante als auch relativ irrelevante, aber amüsante Ereignisse aus dem dunklen Zeitalter. Dabei, das erfährt man gleich eingangs, ist es gar nicht so leicht, überhaupt festzulegen, wann überhaupt das Mittelalter stattgefunden hat. Rebecca Gablé beginnt schließlich mit Alfred dem Großen und arbeitet sich von dort aus munter und beschwingt durch die Lebens- und Regierungszeiten von über dreißig Königen, unter ihnen so schillernde Gestalten wie etwa Richard Löwenherz und zahlreiche Edwards, Williams und Henrys. Doch auch die Frauen kommen nicht zu kurz: Das Leben der Kaiserin Matilda wird geschildert sowie ihrer berühmten Schwiegertochter, Eleonore von Aquitanien, Gablé erzählt davon, wie die selbstbewusste Godiva der Legende nach nackt durch eine mittelalterliche Stadt geritten ist, und teilt ihren Lesern beziehungsweise Hörern mit, was sie vom göttlichen Ruf der Johanna von Orleans hält.

Trotz ihres doch teilweise arg satirischem Stils, der das Buch einerseits zum Hörgenuss macht, andererseits jedoch ein bisschen plakativ wirkt, merkt man Gablé an, dass sie weiß, wovon sie schreibt. Nicht umsonst hat sie sich als Mittelalter-Expertin einen Namen gemacht. Obwohl sich der Text hauptsächlich auf die königlichen Persönlichkeiten jener Zeit konzentriert, fließen immer mal wieder Kommentare über das Leben der einfachen Bevölkerung zu jener Zeit ein und über die Auswirkung der zahlreichen Fehden auf die Einwohner Britanniens.

Ob es nun an den Kürzungen gegenüber der Buchvorlage liegt oder dem generell schnellen Durchschreiten der Ereignisse und Jahrhunderte - so unterhaltsam "Von Ratlosen und Löwenherzen" auch ist, man muss schon aufmerksam zuhören und aufpassen, damit man nicht den Anschluss verliert. So schlaglichtartig sind manche historische Gestalten und Vorkommnisse beleuchtet, dass man sich so manches Mal wünscht, Gablé wäre länger bei ihnen verblieben. Unterm Strich stellt man allerdings dadurch auch fest, dass keinerlei Langeweile aufkommt. Insofern ist die Idee einer Hörbuchversion eines historischen Sachbuchs zwar etwas gewöhnungsbedürftig, dank des perfekten Zusammenspiels von Rebecca Gablé, Andreas Fröhlich und, was Produktion und Aufmachung betrifft, des Lübbe Verlags allerdings für Freunde des englischen Mittelalters - und solche, die es werden wollen - durchaus empfehlenswert.

Christian Handel



CD | CD-Anzahl: 6 | Erschienen: 1. August 2008 | Laufzeit: 413 Minuten | Preis: 19,95 Euro

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