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 Der kleine Herr Paul im Schnee

Autoren: Martin Baltscheit
Illustratoren: Ulf K.
Verlag: Bloomsbury Berlin

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Der kleine Herr Paul zeichnet sich nicht nur dadurch aus, dass er klein ist; er hat auch ein außergewöhnlich intensives Faible für Bücher. Und er mag den Winter sehr gern, wie das vorliegende Bändchen zeigt. Es besteht aus acht Geschichten, die alle mit der kalten Jahreszeit zu tun haben - und natürlich mit dem kleinen Herrn Paul selbst.

Herr Paul erlebt im Schnee eine ganze Menge. Als in einem besonders schneereichen Winter seine Stadt abgeschnitten ist und er nichts mehr zu essen hat, bemerkt er, dass er sich mit seinen Büchern behelfen kann. Zuerst kocht er ein Kochbuch, und der Duft nach einer "Mischung aus gebratenem Hähnchen in Erdbeersoße an Biersalat mit Möhrenmousse" erfüllt das Haus. Aber auch andere Sachbücher erweisen sich als ergiebig, und so übersteht Herr Paul, im Gegensatz zu seiner privaten Bibliothek, den Winter.
In einer anderen Geschichte lehrt Herr Paul einen Schneemann das Sprechen und gibt ihm Füße, sodass der Schneemann ihm folgen kann. Eigentlich jedoch, das muss Herr Paul seinem neuen Begleiter gestehen, sind Schneemänner sinnlos. Eine Wahrheit, mit der ein Schneemann nicht gut leben kann …
Zu Weihnachten findet Herr Paul kein geeignetes Geschenk für die von ihm geliebte Frau Knopf. Also beschließt er, sich selbst zu schenken. Doch das ist aus verschiedenen Gründen gar nicht so einfach.
Kurz nach Neujahr begegnet Herr Paul einem abgetakelten Weihnachtsbaum, der mit dem Bus unterwegs ist, weil er einer Einladung folgen möchte. Herr Paul bietet ihm Hilfe an und gerät in eine bezaubernde kleine Liebesgeschichte.
Und als er sich mit der lieblichen Frau Knopf zerstreitet und es ihm nicht gelingt, den ersten Schritt zur Versöhnung zu machen, gefriert nach und nach seine ganze Wohnung und schließlich auch er selbst. Eigenartigerweise ist mit Frau Knopf dasselbe passiert. Ob die wohlmeinenden Nachbarn helfen können?

Diese und andere kleine Geschichten um Herrn Paul bilden den vorliegenden Band, der als Kinder- und Jugendbuch ausgewiesen ist und sich durchaus für diese Zielgruppe - ab etwa der dritten oder vierten Klasse - eignet. Allerdings verstehen Kinder den feinen Hintersinn und manche Nuancen des Humors noch nicht, von denen die Geschichten im Grunde leben. Herr Paul ist für Kinder eine originelle, wenn nicht skurrile Persönlichkeit, die mit Schneemännern spricht, gelegentlich eigenartige Begegnungen mit Pinguinen hat, einen mit Liebeskummer geschlagenen alten Weihnachtsbaum unterstützt und sich selbst in einem Paket als Geschenk an seine Angebetete verschickt.
Erwachsenen mag er ab und an durchaus wie eine Variante des berühmten kleinen Prinzen von Saint-Exupéry erscheinen, denn die Geschichten enthalten apart verpackte Erkenntnisse über das Leben, die Liebe, Bücher und sonstige wichtige Gegebenheiten, ohne dass man sich von einem moralisierend erhobenen Zeigefinger gegängelt fühlt. An den fantastisch-absurden Elementen wie sprechenden Schneemännern, schmack- und nahrhaften Menüs aus unterschiedlichsten Büchern und verliebten Weihnachtsbäumen haben nicht nur Kinder ihr Vergnügen. Der offene und versteckte Humor tut ein Übriges, um die Lektüre kurzweilig zu gestalten, und der schlichte, aber ausdrucksstarke Stil kommt nicht nur den jüngeren Lesern sehr entgegen.
Sympathisch sind zudem die zahlreichen Illustrationen in Schwarz-Blau-Weiß, originell und liebevoll gezeichnet, anhand derer der kleine Herr Paul erst recht lebendig wird.
"Der kleine Herr Paul im Schnee" ist ein verblüffend tiefgründiges Kinder- und Jugendbuch, dessen Charme sich auch Erwachsene nicht leicht entziehen können.

Regina Károlyi



Taschenbuch | Erschienen: 01. September 2008 | ISBN: 9783833350269 | Preis: 6,90 Euro | 74 Seiten | Sprache: Deutsch

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