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 Handyman Jack: Handyman Jack

Erzählungen


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Er mag zwar der "Handyman" (oder im englischen Original der "Repairman") sein, doch braucht man bei diesem Individuum erst gar nicht vorstellig zu werden, wenn der Abfluss verstopft ist oder es einen Kurzschluss gegeben hat. Denn die Probleme, die Handyman Jack für gewöhnlich zu lösen hat, sind alles andere als alltäglich. Seit über zwanzig Jahren nun schon lässt ihn sein in New Jersey lebender Erfinder F. Paul Wilson von einem haarsträubenden Abenteuer ins andere schlittern - und gleichzeitig seiner ultimativen Bestimmung näher kommen. Dabei bewegt sich Jack stets in der Grauzone der Anonymität (und verzichtet konsequenterweise auch auf einen Nachnamen), wendet nicht immer hundertprozentig legale Einsatzmittel zur Klärung seiner Fälle an und folgt nur einer Vorschrift: seiner ganz eigenen Ansicht von Moral und Tugend. Ein perfekter Anti-Held also - und einer, der besonders in seiner Heimat von einer treuen Leserschaft geliebt und vergöttert wird. Sechs Millionen verkaufte Repairman Jack-Romane sprechen da wohl eine ziemlich deutliche Sprache. Leider trifft dieser Erfolg nicht auf den deutschen Buchmarkt zu. Dort rangieren Jacks Abenteuer noch immer unter "ferner liefen" und schafften es bislang nicht, der doch mittlerweile sehr austauschbaren Konkurrenz vom Schlage eines Robert Langdon oder Mikael Blomkvist das Wasser abzugraben. Bedauerlich und unverständlich zugleich, da Wilson ohne Wenn und Aber ein verdammt guter Erzähler ist! Insofern gilt dem Festa-Verlag ein großes Lob, da er nicht nur die frühen - und längst vergriffenen - Handyman Jack-Romane neu auflegt, sondern gleichzeitig den sehr eng mit Jacks Schicksal verknüpften "Adversary Zyklus" veröffentlichen wird, welcher aus vier Romanen bestehen und nichts Geringeres als den Kampf gegen den Untergang der Menschheit zum Inhalt haben wird. Fünf der insgesamt elf in "Handyman Jack" beinhalteten Geschichten nehmen sich dieses Zyklus an, während in den restlichen sechs ausnahmslos Jack im Mittelpunkt steht.

So werden Jack und seine Bekannte Loretta nach der alljährlichen Wallfahrt zum Empire State Building (Stichwort King Kong!) ungewollt in den Überfall auf eine Drogerie verwickelt, wo Jack sein ganzes Können aufbieten muss, um unschuldige Zivilisten vor dem Tode zu bewahren. Ein "Zwischenspiel im Drugstore" eben.
Hört sich der Titel der zweiten Geschichte - "Ein ganz normaler Tag" - nach Sorglosigkeit und Frieden an, wird der Leser schnell eines Besseren belehrt. Hier bekommt es Jack gleichzeitig mit einer skrupellosen Bande von Schutzgelderpressern und einem geheimnisvollen Schützen zu tun, der alles daransetzt, den Handyman so schnell wie möglich ins Jenseits zu schicken. Ob Jack sich gegen so viel geballte Gegenwehr auch diesmal durchsetzen kann?
In "Der lange Weg nach Haus" trifft jener Super-GAU bei Jack ein, den er stets zu vermeiden versucht hatte: Er wird nämlich verhaftet. Und das nur, weil er ungewollt Zeuge eines Schusswechsels zwischen Streifenpolizisten und Verbrechern geworden ist und mit seinem beherzten Eingreifen Schlimmeres verhindern wollte. Und wie befreit man sich aus einer solchen Lage? Ganz einfach - man schlägt einen Deal vor ...
"Der letzte Rakosh" befindet sich in Ozymandias Prathers Kuriositäten-Kabinett und wird zufällig von Jack entdeckt, der die Brutalität und Gnadenlosigkeit dieser Spezies am eigenen Leibe hatte erfahren müssen (im Roman "Die Gruft") und nun alles in seiner Macht Stehende veranlasst, auch das letzte dieser grausamen Ungetüme zu vernichten.
Der Baulöwe Oscar Schaffer bittet Jack in "Familiennotdienst" um ein Gespräch mit dessen gewalttätigem Schwager. Eine Bitte, der Jack zwar nachkommt, doch erstens kommt es anders und zweitens ...
Der arabischstämmige Geschäftsmann Munir wird in "In der Mangel" von einem Unbekannten bedroht, der zudem noch seine Frau und seinen Sohn in der Gewalt hat. Auch er wendet sich in seiner Verzweiflung an Jack.
Der entflohene Soziopath Gilroy Connors ist davon überzeugt, dass die alte Holzhütte in den Sümpfen der ideale Unterschlupf ist - und deren altersschwacher Bewohner kein Problem darstellen sollte. Von den "Untermietern" weiß er leider nichts ...
In "Gesichter" hält eine schreckliche Mordserie die Einwohner der - fiktiven - Ostküstenstadt Monroe in Atem. Irgendjemand - oder -etwas? - reißt unschuldigen Frauen regelmäßig die Gesichter ab. Buchstäblich. Die Behörden und ganz besonders Detective Kevin Harrison tappen im Dunkeln. Bis Harrison eines Abends einen Anruf erhält.
"Dat-Tay-Vao" führt den Leser zurück in die Zeit des Vietnam-Krieges. Dort leistet Patsy zwar seine Dienstzeit als Koch ab, sein Hauptaugenmerk liegt jedoch eindeutig im Schmuggeln und Verkaufen von Drogen. Bis er auf die falschen Leute trifft - und dank eines alten Mannes und seiner Gabe vor dem sicheren Tod gerettet wird.
Probleme mit der Frau und dem Leben an sich und dann auch noch das bevorstehende Ende der Welt. Und ständig diese "Krabbler", die sich auf alles stürzen, was nicht schnell genug Schutz finden kann ...
In der finalen Erzählung "Mitgefühl" bekommt der skrupellose Anwalt Howard Weinstein eine Lektion in ebendieser, als ihm die abgetrennte Hand eines verstorbenen Mandanten zugestellt wird. Fortan kann Weinstein die Gefühle jedes Menschen in seiner Nähe spüren - und nicht nur die der Menschen ...

Wie bereits erwähnt, beziehen sich die Geschichten in "Handyman Jack" entweder auf den titelgebenden Helden oder den "Adversary Zyklus" (was sie nach dem Lesen besagter Werke zudem in einem gänzlich anderen Licht erscheinen lässt), doch machen die Storys auch ohne das Vorwissen gewaltigen Spaß. Wilsons narrative Kraft raubt einem stellenweise den Atem, liest sich unglaublich flüssig und ist - je nach Ausgangslage - verdammt spannend oder ziemlich unheimlich. Dabei schlägt Wilson eine Finte nach der anderen und erstickt jegliche Vorhersehbarkeit bereits im Keim. Gleiches trifft auch auf die ungemein präzise beschriebenen Actionszenen zu, auf die der Ausspruch "Kino im Kopf" bestens passt. Auch hier überrascht der Autor mit Versiertheit und Originalität.

Fazit: "Handyman Jack" ist eine bärenstarke Storysammlung ohne Ausfälle geworden. Und dafür gibt es selbstverständlich die volle Punktzahl!

Torsten Scheib



Hardcover | Erschienen: 01. Oktober 2008 | ISBN: 9783865520791 | Preis: 24,00 Euro | 352 Seiten | Sprache: Deutsch

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