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 Das Schloß

Autoren: Franz Kafka
Sprecher: Gert Westphal
Verlag: Der Audio-Verlag

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Herr K. schreitet durch eine tief verschneite Landschaft. Er ist am Ende seiner Kräfte. Endlich erreicht er einen kleinen Ort, über dem am nahen Hang ein riesiges Schloss thront. Hier wird er Arbeit finden oder untergehen, sagt sich Herr K., doch ist der Empfang ein seltsamer: Niemand will ihm ein Zimmer geben, alle scheinen nur sein Verschwinden herbeizusehnen.
Er behauptet, noch im Geiste das riesige Schloss betrachtend, er wäre ein Landvermesser und vom Schloss herbeordert. Das verändert die Situation. Er darf bleiben. Herr K. ist überglücklich.
Doch im Laufe der Tage wird er von Schwermut ergriffen, vom Schloss kommt keine sinnvolle Nachricht, er wird immer wieder hingehalten und ein Bote, Barnabas, mit dem er sich anfreundet, scheint nicht zu den entscheidenden Stellen in der Schlossbürokratie durchzudringen. Sein Anfreunden mit Barnabas und dessen Schwester wiederum entsetzt die Dorfbewohner. Die Situation scheint ihm unwirklich. Das Schloss bestätigt (obwohl Herr K. seinen Auftrag nur erfunden hat), dass er als Landvermesser gerufen wurde, verweigert aber die Anstellung. Er versucht zu Angestellten des Schlosses durchzudringen, die in einer Gaststätte des Dorfes übernachten. Dies gelingt nicht. In seiner Verzweiflung findet er einen Menschen, an den er sich klammert. Die Bedienung in der Gastwirtschaft, einst die "Geliebte" eines der Schlossangestellten, selbst eine einsame Frau in diesem kalten Dorf verliebt sich in K. und seine scheinbare Zielstrebigkeit.
Seine Lage verschlimmert sich. Er hat zwei "Gehilfen" vom Schloss zugeteilt bekommen, die sich als Spione erweisen. Nichts Sinnvolles kommt aus ihrem Mund oder ist an ihren Handlungen abzulesen.
Ein dramatischer Versuch, einen Angestellten des Grafen zu sprechen gelingt, alle Gespräche ähneln Verhören. Er verliert seine Geliebte an einen seiner Helfer und wird aus der Gaststätte geworfen, findet Unterschlupf in der Schule, obwohl der Lehrer dort ihn hasst.
Mit letzter Kraft findet er Gehör bei einem der Bürokraten des Schlosses, der ihn versteht, doch für K. scheint es zu spät zu sein, er hat alle Hoffnung verloren.

Ein Hörspiel dieses komplexen und schwierigen Buches? Kann das gelingen?

Schon das Buch ist nicht leicht zu verstehen. Doch nach den ersten Minuten ist man begeistert. Gert Westphal überzeugt mit seiner eindringlichen Interpretation von Herr K., die anderen Stimmen sind perfekt getroffen. Die Atmosphäre, die der Roman mit vielen Worten versucht zu erzeugen, ist hier unmittelbar erfahrbar. Dieses Hörspiel ist tatsächlich besser als das Buch: Die Stimmungen der Protagonisten, die Verzweiflung von Herrn K. sind unmittelbar zu spüren. Grandios die Gehilfen, die mit ihrem irren Lachen und echohaftem Sprechrhythmus der ruhigen und sonoren Stimme des K. entgegengesetzt sind. Wunderbar die Ablehnung der Dörfler, die beinahe greifbar wird.

Stimmen, Musik, didaktische Aufarbeitung und Akzentuierung des Romans sind äußerst gelungen, keine Textstellen fehlen (oder fallen auf als fehlend).

Ein Hörbuch der Extraklasse! Für Leser, die Kafka mögen, ein Muss, für alle, denen Kafka zu komplex oder zu unverständlich erscheint meine Empfehlung: Versuchen Sie es mit dieser Hörspiel-Produktion, sie macht Kafka erfahrbar.

Stefan Erlemann



CD | Erschienen: 1. September 2003 | ISBN: 9783898132855 | Laufzeit: 120 Minuten | Preis: 9,95 Euro | Sprache: Deutsch

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