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 Alone in the dark 5 - Inferno

Verlag: Atari

Cover
Gesamt +++--
Action
Anspruch
Aufmachung
Bedienung
Bildqualität
Brutalität
Glück
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Strategie
Ton


Atari hatte, wenn man den Berichten aus Internet und Zeitschriften glauben darf, mit dem aktuellen "Alone in the dark"-Teil ein kleines Verbrechen an der Spielergemeinde begangen, da er vor haarsträubenden Fehlern nur so strotzte, allem voran die sehr ungünstige Beschränkung des Sichtfeldes ohne 360°-Blick. Mit einer Neuauflage auf der PS3 wollte Atari nun wieder gut machen, was bei den Versionen für die anderen Systeme vergeigt wurde - was, im Großen und Ganzen, auch recht anständig funktioniert hat.

Die Story von "Alone in the dark - Inferno" konfrontiert uns mit einem Protagonisten, der keine Ahnung hat, wer er ist, woher er kam, warum er sich in einem Hochhaus in New York befindet und weshalb ihn einige Leute lieber tot als lebendig sehen würden. Er scheint zwar einen Verbündeten zu haben, einen alten Mann, der mehr über die Geschehnisse und den Hauptcharakter weiß, doch in erster Linie heißt es für Herrn Namenlos, sich schleunigst einen Weg aus dem Hochhaus zu suchen, während eine seltsame Macht drauf und dran ist, das Gemäuer in Stücke zu reißen. Auf dem Weg begegnet ihm die anhängliche Kunsthändlerin Sarah, die dem Helden ab sofort als Sidekick zur Verfügung steht (und nicht mit guten Ratschlägen geizt, allerdings meist vom Protagonisten aus irgendeiner brenzligen Situation gerettet werden möchte). Gemeinsam gelingt die Flucht aus dem Gebäude, und auf Geheiß des alten, mysteriösen Mannes machen sie sich auf zum Central Park von New York, um mehr über die geheimnisvolle Macht zu erfahren, die gerade den Big Apple verwüstet, und um herauszufinden, wer oder was sich eigentlich hinter Herr Namenlos verbirgt. Der ist nämlich hundert Jahre alt (sieht aber ganz und gar nicht so aus, Anti-Aging-Cremes sei Dank), besitzt übernatürliche Kräfte und hat sich sein Leben lang darauf vorbereitet, das Böse zu bekämpfen, das nun erwacht ist und in Form von Zombies und Viechern wie Vampirfledermäusen an seine Gurgel will.

Die Story wird gut und verständlich transportiert und entfaltet sich mit jedem weiteren Kapitel, derer es acht gibt und die (ein großes Lob hierfür!) frei anwählbar sind, falls man mal an einer Stelle hängt. Und das kann durchaus passieren, denn der Schwierigkeitsgrad bewegt sich zwischen "gut schaffbar" und "knackig" (wobei alle Szenen tatsächlich gut schaffbar sind, wenn man weiß, wie), was aber teils auch an der Steuerung liegt, die nicht immer ganz so gut von der Hand geht, wie man es von einer überarbeiteten Version erwarten dürfte:

Wählt man die Ich-Perspektive, kommen zwar die Bewegungsabläufe der Hauptfigur sehr gut rüber, aber nach kurzer Zeit schon kann es sehr nerven, wenn die Steuerung durch normales Rennen oder umgucken so durch "gewolltes" Ruckeln (als Bewegungssimulation) beeinträchtigt wird, dass man schnell auf eine Third-Person-Ansicht zurückschaltet. Realismus hin oder her - der Spielbarkeit sollte immer das Haupt-Augenmerk gewidmet sein, und wenn man ein Spiel noch so realistisch machen möchte.

Absolut gut ist das Inventar geworden, denn anstatt eines Menüs öffnet der Held einfach seine Jacke, guckt an sich herunter - und da ist es. Ob nun die Waffe oder Taschenlampe, die in der Hose stecken, die Mullbinden, die angeklipst sind oder die verschiedenen Sprayflaschen, die an der Jackeninnenseite verstaut wurden - es sieht ziemlich realistisch aus, eben ganz so, wie man tatsächlich derlei Gegenstände aufbewahren würde, käme man denn mal in eine solche Situation. Witzigerweise lassen sich die allermeisten gefundenen Gegenstände in verschiedenster Weise miteinander kombinieren - das Taschentuch in der Flasche mit brennbarem Inhalt, die damit zum Molotov-Cocktail wird, ist da nur das Paradebeispiel. Im Gegensatz zu den anderen Versionen des Spiels hat man diesmal auch genügend Zeit, seiner Kombinationslust freien Lauf zu lassen, da während der Inventarsicht das Spiel pausiert wird und man nicht Gefahr läuft, immerzu gefressen zu werden.

Waffen sind zahlreich vorhanden und können ganz innovativ eingesetzt werden. Ob das nun das Auto ist, mit dem man die Zombies über den Haufen fährt, oder die Sprayflasche samt Feuerzeug, mit der man seinen pyromanischen Neigungen nachgeht, irgendwie lässt sich alles verwerten und gegen den Feind verwenden. Außer den Objekten, die man sich basteln kann, kann man mit allerhand Fundstücken um sich schlagen, seien es Schwerter, Feuerlöscher oder Eisenstangen. Allein die Handhabung dieser Objekte ist gewöhnungsbedürftig, und bis man mal so weit ist, die Gegner mit einem Samuraischwert auch tatsächlich zu treffen, vergeht schon ein wenig Zeit. Die Zombies lassen sich im Übrigen nur mit Flammen endgültig erledigen, wobei es einem frei steht, die Körper bis zum nächsten offenen Feuer zu schleifen (ziemlich mühselig und äußerst schlecht zu steuern), oder sie auf mannigfaltige andere Weise abzufackeln (spaßiger). Hier wird dem kleinen Feuerleger, der in manchem steckt, ein Denkmal gesetzt, denn auch die Brände sehen gut aus und vergrößern sich realistisch.

Grafisch befindet sich das Abenteuer auf sehr hohem Niveau, vor allem die Sequenzen, in denen es überall um einen herum kracht und explodiert, Dinge herabregnen oder sonstwie Bewegung im Hintergrund ist, sind top. Die Zwischensequenzen sind in Ordnung, wobei die Charaktere nicht nur optisch die Schwachstelle des Spiels darstellen. Akustisch sind sie sogar noch weitaus schlimmer, denn die Synchronisation klingt, als hätte man Sprecher engagiert, die normalerweise Pornostreifen synchronisieren, dort aber wegen zu schlechter Leistung entlassen wurden. Vor allem Sidekick Sarah hätte man leichter von einem Navi-Computer sprechen lassen können - es hätte zumindest angenehmer geklungen.

So bleibt alles in allem ein Spiel übrig, das Atmosphäre zu erzeugen weiß und viele nette kleine Details bietet, auf ganzer Länge aber nicht ganz überzeugt. Schuld sind hauptsächlich die Steuerung, die in allen Lebenslagen (sehr gern auch beim Klettern) fruststeigernd wirkt, und das fehlende Gefühl, dieses "gewisse Etwas" bei einem Spiel zu empfinden, denn durch die teils schwierigen und zähen Passagen büßt der Titel Spielspaß ein. Der Preis ist mit sechzig Euro recht hoch angesiedelt, was aber den Kindern und Jugendlichen dort draußen nichts ausmachen sollte, denn "Alone in the dark - Inferno" ist erst ab achtzehn erhältlich.

Dirk Wonhöfer



DVD | Disc-Anzahl: 1 | Erschienen: 1. November 2008 | FSK: 18 | PS3 | Preis: 59,95 Euro | Verfügbare Sprachen: Deutsch, Englisch

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