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 Die Schwarze Stunde, Folge 2: Carmilla

Die Schwarze Stunde 2


Cover
Gesamt ++---
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Laura lebt gemeinsam mit ihrem Vater und ihrem Kindermädchen Madame Perrodon auf einem Schloss in der Steiermark. Wegen der abgeschiedenen Lage leidet Laura unter der Einsamkeit. Umso mehr, seit der befreundete General Spielsdorf den Besuch mit seiner Tochter absagt, da die junge Frau einem langen Siechtum erlegen ist. Daher freut sich Laura über alle Maßen, als eine Kutsche in der Nähe der Burg einen Achsenbruch erleidet und die ältere Dame, die sich auf einer wichtigen Reise befindet, ihre Tochter Carmilla in die Obhut von Lauras Vater gibt. Carmilla ist ungefähr im selben Alter wie Laura und sehr kränklich und deswegen nicht den Anstrengungen einer weiten und strapaziösen Reise gewachsen. Tatsächlich werden Laura und Carmilla die besten Freundinnen, wenngleich die hübsche Carmilla einige seltsame Eigenheiten an den Tag legt. So springt sie erbost auf, als Laura bei einer vorbeiziehenden Beerdigungsprozession in den christlichen Begräbnisgesang der Trauernden einstimmt. Unheimlich wird es jedoch, als in den umliegenden Dörfern mehr und mehr junge Frauen einer schrecklichen Krankheit anheim fallen und nach einer langen Zeit der Schwäche und des Siechtums versterben. Auch Laura beginnt mit der Zeit schwächer und schwächer zu werden und bekommt darüber hinaus schreckliche Visionen von einer riesigen schwarzen Katze und spitzen Nadeln, die sich in ihre Brust bohren.

Joseph Sheridan Le Fanu schuf mit "Carmilla" eine der ersten klassischen Vampirgeschichten und war damit Bram Stoker weit voraus, der sich sogar von Le Fanus Geschichte inspirieren ließ. Die Geschichte, die bereits 1872 geschrieben wurde, liest sich noch heute sehr spannend und besitzt eine spürbare Atmosphäre, der man sich nicht entziehen kann. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis der Stoff auch für stimmungsvolle Hörspiele herhalten musste. Eins der Label, die "Carmilla" umsetzten, war die Hörspiele Welt von Olaf Seider. In die Reihe "Die Schwarze Stunde" passt die stimmungsvolle Schauergeschichte nämlich wie der Sarg zum Vampir. Für die Hörspielbearbeitung zeichnen Olaf Seider und Bergit Lasar verantwortlich, die sich sehr an die Vorlage hielten, was der Geschichte nur zugute kommt. Die größte Änderung ist wohl der Wechsel der Erzählperspektive. Le Fanus Novelle wird von Laura aus der Ichform dargelegt, während sich Seider und Lasar für einen allwissenden Erzähler entschieden. Der wird kongenial verkörpert von Christian Schult, dessen Stimme der seines Vaters Rolf Schult zum Verwechseln ähnlich klingt, welcher die deutsche Synchronstimme von Robert Redford ist. Der Erzählertext ist für das einstündige Hörspiel sehr umfangreich ausgefallen, was der Produktion äußerst zuträglich ist. Christian Schult gelingt es, mit seiner markanten Stimme das Hörspiel mühelos zu tragen und lässt seine Sprecherkollegen verblassen. Besonders die weibliche Belegschaft, allen voran Karin Kuschik als Carmilla und Irina Hunke als Laura, liest ihren Text häufig mehr, als dass sie ihn spielt, und klingt dabei oft leidenschaftslos. Gerade bei Letzterer erstaunt dieser Umstand, da Irina Hunke auch das Intro der Schwarzen Stunde spricht und dort weitaus mehr Engagement an den Tag legt. Ähnlich verhält es sich mit Andreas Baum, dessen Beiträge bisweilen gelangweilt und frei von Emotionen sind. Olaf Pessler dagegen macht seinen Job hervorragend, auch wenn er noch nicht die Souveränität besitzt wie in neueren Produktionen der Hörspiele Welt. Die Musikkompositionen von Kai Becker sind von höchster Qualität und harmonieren perfekt mit der Handlung und den Geräuschen.
Die Trackeinteilung indes hätte ein wenig benutzerfreundlicher sein können. Kapitel von fünfzehn Minuten Länge und mehr lassen dem stressgeplagten Hörer wenig Möglichkeiten, einzelne Szenen direkt anzuspielen.

Die Bookletgestaltung ist den Machern sehr edel gelungen und die unheimliche Coverillustration mit der Vampirfratze fügt sich in formvollendeter Weise in den düsteren Rahmen ein, der perfekt zum Serientitel passt.

Fazit:
Düster-romantische Gothic-Novelle mit einer stimmungsvollen Musikkulisse. Christian Schult ist der perfekte Erzähler für die berühmte Vampirgeschichte um einen weiblichen Blutsauger. Leider wirken die restlichen Sprecher häufig leidenschaftslos und legen wenig Engagement an den Tag, so dass die Produktion weit hinter ihren Möglichkeiten zurückbleibt.

Florian Hilleberg



CD | CD-Anzahl: 1 | Erschienen: 01. Mai 2006 | ISBN: 9783939451037 | Laufzeit: 61 Minuten | Preis: 7,99 Euro

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