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 Im tiefsten Dunkel

Autoren: Burkhard Ziebolz
Verlag: KBV

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Liam Coubert lebt mitten in Mannheim in einem Ort, wo die meisten Menschen keine Wohnung vermuten würden - direkt im alten Wasserturm, dem Wahrzeichen der Stadt. Coubert genießt sein recht abgeschiedenes Leben; als Hausmeister des Wasserturms kümmert er sich um das Gebäude, hat aber ansonsten alle Freiheiten. Seine Zeit verbringt er mit alten Büchern, die er auf Auktionen oder in Antiquariaten ersteht, Freunde hat er fast keine. Sein Leben nimmt eine unerwartete Wendung, als ihm jemand ein Buch vor die Tür legt, dessen Seiten zu einem festen Block verklebt sind. Als es Liam endlich gelingt, das Buch zu öffnen und die Seiten zu lösen, ist er mehr als überrascht: Das uralte Manuskript scheint eine Art Vorlage zu Dumas? "Der Graf von Monte Christo" zu sein - ein Fund von unschätzbarem Wert! Am irritierendsten jedoch ist es, dass hinten im Buch ein Foto liegt, das Liam selbst mit einer ihm unbekannten jungen Frau zeigt. Wer hat ihm das Buch zugespielt und warum? Woher kommt das Foto?
Währenddessen geschehen in der Pfalz eine Reihe grauenhafter Mädchenmorde. Den Opfern wurden die Hände abgehackt, bevor der anscheinend geistesgestörte Täter die Sterbenden zurückließ. Als Liam von den Taten in der Zeitung liest, reißt dies bei ihm alte Wunden wieder auf: Vor fünfzehn Jahren, als er einen Urlaub im italienischen Piemont verbrachte, erschütterten ähnliche Morde die Bevölkerung. Liam kam damals den Tätern sehr nahe - wie nahe, das erfährt er nun, denn seine Vergangenheit holt ihn ein. Was haben die Ereignisse damals und heute mit seiner eigenen Familiengeschichte zu tun?

"Im tiefsten Dunkel" ist ein Regionalkrimi aus der Feder von Burkhard Ziebolz. Er spielt hauptsächlich in Mannheim und enthält ein bisschen - aber nicht übermäßig viel - Lokalkolorit, so dass man auch als Nicht-Mannheimer problemlos alles nachvollziehen kann. Zwar ist es von Vorteil, zumindest das Erscheinungsbild des wunderschönen Mannheimer Wasserturms zu kennen, denn dadurch ist die Geschichte einfach atmosphärischer zu lesen, es geht aber auch ohne. Die Geschichte, die Ziebolz hier geschrieben hat, ist zweifellos nicht immer realistisch, aber dafür spannend und vielschichtig. Liam Coubert ist ein interessanter Charakter, der sich an seine Jugend nicht erinnern kann und der einige Jahre bei der Fremdenlegion verbracht hat. Warum, fragt man sich als Leser, und wird mit einer Auflösung belohnt, die recht überraschend ist. Geschickt lotst Burkhard Ziebolz den Leser auf eine falsche Fährte. Man ist sich lange Zeit recht sicher, die Auflösung zu kennen, doch dann kommt alles doch etwas anders als erwartet.
"Im tiefsten Dunkel" hat zudem mehrere Erzählebenen, was die Geschichte vielseitig macht und nicht zu einfach und geradlinig. So erfährt man von Liams Leben im Wasserturm, von seiner Italienreise vor fünfzehn Jahren, man erhält in anderen Kapiteln aber auch Einblicke in die Gedanken des irren Serienkillers.
Ein weiterer Erzählstrang beschäftigt sich mit dem Manuskript und dem Grafen von Monte Christo; dies ist für die Geschichte nicht immer relevant, birgt aber weitere interessante Charaktere und gibt zusätzliche Spannung, denn man weiß nicht genau, ob und wie diese Ereignisse zusammenhängen. Manches ist versponnen und wirkt ein wenig zu weit hergeholt - der Showdown findet in einem düsteren Labyrinth unterhalb des Hambacher Schlosses statt und Liam, der Ex-Fremdenlegionär, ist natürlich ein toller Nahkämpfer wie aus einem Actionfilm -, aber man merkt dem Autor an, dass er sich wirklich Mühe gegeben hat, eine spannende, leicht mystisch angehauchte und trotzdem recht realistische Handlung zu schaffen.

Für einige spannende Stunden auf der Couch ist "Im tiefsten Dunkel" auf jeden Fall gelungenes Lesefutter. Mannheimer werden natürlich der Geschichte besonders gespannt folgen und sich über die Schilderungen von Orten, Menschen und Dialekten freuen, aber auch alle anderen Krimi-Fans werden von dieser Erzählung gut unterhalten werden, wenn es sie nicht stört, dass es ab und ab ein bisschen zu versponnen zugeht.

Christina Liebeck



Taschenbuch | Erschienen: 1. November 2008 | ISBN: 9783940077400 | Preis: 9,90 Euro | 319 Seiten | Sprache: Deutsch

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