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 Der Herr der Finsternis


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Danka ist erkältet und soll das Bett hüten, als plötzlich ein Sonnenfleck in sein Zimmer schwebt. Verblüfft muss der Junge nun beobachten, wie sich der Fleck zu einer pelzigen Kugel aufbläht, der Glieder und ein Kopf wachsen. Kurz darauf fängt das pelzige Ding, das nun in seinem Zimmer schwebt, auch noch an zu sprechen! Das Wesen ist ein Sonnenkater und er ist in der Lage, Türen in andere Welten zu finden und zu öffnen. Es stellt sich heraus, dass auch in Dankas Zimmer eine solche Tür existiert. Der Sonnenkater öffnet sie, Danka folgt ihm - und lässt die Tür zufallen, die daraufhin wieder verschwindet. Damit beginnt für den Jungen und den Kater ein Abenteuer in einer fremden Welt, in der es keine Sonne mehr gibt.

In dieser Welt sind junge Männer Krieger, die sich mit Flügelkonstruktionen in die Lüfte schwingen und gegen die Diener der Dunkelheit kämpfen. Danka stößt auf den jungen Len, einen freundlichen Flügelträger, dem es an Mut fehlt. Er nimmt Danka, der seine Herkunft verschweigt, mit in sein Dorf. Danka lernt die komischen Sitten der Bewohner dieser Welt kennen, die ihm sehr archaisch erscheinen. Er erfährt, dass gewissenlose Händler den Menschen das Sonnenlicht abgekauft haben, um es dem Herrn der Finsternis zu liefern. Als Len bei einem Angriff der Schergen der Dunkelheit entführt wird, beschließt Danka, gegen den Herrn der Finsternis zu kämpfen.

Wie ein Märchen beginnt dieses Kinderbuch aus der Feder des russischen Autors Sergej Lukianenko. Ein Junge, über dessen Hintergrund der Leser nichts erfährt, gerät durch eine magische Tür in eine fremde Welt. Zugegeben, diese Idee gab es schon einige Male, aber im Laufe der Geschichte beweist der Autor zum einen oft mehr Kreativität, zum anderen zeigen viele weitere Parallelen zu bekannten Jugendfantasy-Klassikern, dass die Anspielungen bewusst gesetzt sind. Eine düstere, bedrohliche Atmosphäre löst nach wenigen Seiten die märchenhafte ab. Lukianenko hat mit seiner Welt, die in totaler Finsternis liegt, ein spannendes, unheimliches Setting geschaffen, das dank so manch gewalttätiger Szene nicht immer kindgerecht scheint. Kind- beziehungsweise jugendgerecht sind dafür aber Handlung und Charaktere, beide werden nie zu komplex oder anspruchsvoll. Man kann dem Plot, der sich größtenteils geradlinig entwickelt und nur wenig Längen aufweist, ohne Schwierigkeiten folgen. Während der Protagonist Danka, der viel Identifikationspotenzial bietet, sehr detailreich gezeichnet wird, während er reift und sich verändert, werden die Emotionen und Entwicklungen anderer Charaktere allerdings nur angerissen, sie stehen immer im Schatten Dankas.

Sehr bemüht wirken Versuche des Autors, der Geschichte in der zweiten Hälfte des Buches mehr Tiefgang zu verleihen. Es gibt eine Reihe von philosophischen Topoi, die allerdings eher platt umgesetzt wurden und auch der moralische Zeigefinger wurde ungeschickt eingebaut. Dabei ist es eigentlich löblich, dass Lukianenko seinen Helden hinterfragen lässt, ob das, was er tut, das richtige ist, ob es überhaupt "richtig” und "falsch” beziehungsweise "gut” und "böse” gibt. Nur die Umsetzung dieser Gedanken ist dem Autor weniger gut gelungen als anderen Kinderbuchautoren.

"Der Herr der Finsternis” ist eine düstere, spannende Geschichte für junge Leser. Zu deutlich beschriebene Gewalt und der gescheiterte Versuch, dem Buch Tiefgang zu verleihen, schmälern aber das Vergnügen, das der Leser zunächst an der Lektüre hat.

Linda Dannenberg



Taschenbuch | Erschienen: 01. August 2008 | ISBN: 9783407810434 | Preis: 14,90 Euro | 403 Seiten | Sprache: Deutsch

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