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 Lügen


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Brutalität
Gefühl
Humor
Spannung
Isabel, die sich seit längeren in der Einsamkeit der Karibik Guatemalas aufhält, erfährt durch Zufall davon, dass sie von ihren Angehörigen für tot erklärt wurde. Aber anstatt sich zu Hause zu melden und die Geschichte ihres angeblichen Unfalltodes aufzuklären, verbringt sie noch einige Zeit allein im Dschungel und lässt ihren senilen Ehemann sowie ihre drei Kinder und einen Enkel im Glauben, dass sie tatsächlich tot sei.

Im Buch wird die ganze ungewöhnliche Familiengeschichte erzählt, die bereits eine Generation früher beginnt. Immer wieder versucht Serena, die Tochter von Isabel und Julio, die wahre Geschichte ihres Großvaters Simón herauszufinden. Auch Julio, ihr Vater, gab ihr früher ständig Rätsel auf. Hatte er ein Verhältnis mit der Nachbarin, von der er auch Aktbilder gemalt hat? Stimmen die Geschichten, die er von seinem Vater und seiner Mutter erzählt hat oder hat er sich das meiste nur zusammengereimt? Leider kann er darauf keine Antwort mehr geben, da er zwischenzeitlich so verwirrt ist, dass er ständiger Beaufsichtigung bedarf.

Auch ihre Brüder, Pablo und Alberto, geben Serena Rätsel auf. Warum ist Alberto entgegen seiner sonstigen Art so schweigsam und verschlossen? Warum verschwindet er einfach ohne weder ihr noch seinem Sohn zu sagen, was er an diesem Tag vorhat? Auch Pablo, der Künstler, erzählt nicht wirklich, was ihn zur Zeit beschäftigt. Ist er wieder mit seiner alten Liebe zusammen, was schon einmal fast in einer Katastrophe geendet hat? Aber auch Serena hat ihr Geheimnis, was sie nur ihrem kranken Neffen anvertraut. Sie ist schwanger und weiß nicht, ob sie das Kind behalten soll.

Lediglich Luis, der Neffe Serenas und Sohn von Alberto, spricht in dieser Familie die Wahrheit aus. Aufgrund eines Unfalls, den er drei Jahre vorher hatte, leidet er an einem Transitorischen Enthemmungssyndrom, das ihm die medizinische Erlaubnis gibt, jederzeit zu sagen, was er denkt und dies sogar nicht verhindern zu können. Die meiste Zeit des Tages verbringt er in dem eigens zum Zwecke seiner Rehabilitation errichteten Gebäudeteil und hat dadurch immerhin erreicht, dass er nach mehreren Monaten im Koma fast wieder normal gehen kann.

Während sich bei den Geschwistern immer mehr Fragen langsam aber sicher zu einer Zeitbombe entwickeln, beleuchtet Isabel im fernen Dschungel von Guatemala ihr bisheriges Leben, das sie viele Jahre im Dschungel verbracht hat. Dabei erfährt man eine ganz andere Familiengeschichte als die, die für Serena und ihre Brüder bisher wahr gewesen ist. Am Ende entscheidet sie sich jedoch dafür, ihrer Familie mitzuteilen, dass sie noch lebt. Und nach ihrer Heimkehr macht die Familie endlich das, was sie seit langem hätte tun sollen: Sie reden miteinander. Und endlich finden alle die Antworten auf ihre langjährigen Fragen.

Enrique de Hériz zeigt wie es möglich ist, mit der Unwahrheit und erfundenen Geschichten der Vergangenheit so viel Bedeutung zu geben, dass die Gegenwart nur noch schwer akzeptiert werden kann. Ein tolles Buch, das nicht nur die Fehler und Schwächen der Menschen offenbart, sondern auch die Fähigkeit, tatsächlich aus diesen Fehlern zu lernen und positive Erkenntnisse daraus zu gewinnen. An manchen Stellen ist dieses Buch jedoch sehr schwer zu lesen, da es durch die ständigen Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit sowie den verschiedenen Aussagen zu einzelnen Abschnitten in der Familiengeschichte schwierig ist, eine Zuordnung der einzelnen Abschnitte vorzunehmen.

Hervorzuheben ist noch, dass die Textteile, die von Isabel handeln, kursiv geruckt sind, so dass hier immer eine Zuordnung vorgenommen werden kann.

Petra Schott



Hardcover | Erschienen: 1. Januar 2005 | ISBN: 9783455032000 | 509 Seiten | Sprache: Deutsch

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