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 Das Heiligenspiel

Autoren: Ursula Niehaus
Verlag: Knaur

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Augsburg um die Jahrhundertwende zum sechzehnten Jahrhundert nach Christus: Die junge Anna Laminit wächst zusammen mit ihrer Schwester Veronika bei ihrer Mutter Barbara auf. Die Witwe, die kurz nach Annas Geburt ihren Ehemann Michael verlor, gibt insgeheim Anna die Schuld am Tod ihres Mannes und nörgelt ständig an dem jungen Mädchen herum.
Doch Annas Leben ist nicht dazu bestimmt, mit Mutter und Schwester in einem kleinen Häuschen ihr Dasein zu fristen und Näharbeiten für andere Leute zu erledigen. Das Schicksal hält viele Überraschungen, gute wie schlechte, für das Mädchen bereit. Als sie mit gerade fünfzehn Jahren das Opfer einer bösen Intrige wird, muss sie ihre geliebte Heimatstadt Augsburg verlassen, doch sie hat Glück im Unglück. Die alte Oda, eine Heilerin und Kräuterfrau, nimmt sie bei sich auf und lehrt das Mädchen alles, was es über Kräuter und ihre heilende Wirkung wissen muss. Auch setzt sie sich dafür ein, dass Anna nach Jahren wieder nach Augsburg zurückkehren darf.
Doch dort erwarten Anna bereits neue Hürden und Aufgaben, die sie meistern muss. Durch ein Missverständnis wird die Behauptung laut, Anna sei eine Hungerheilige, die außer der Hostie keine Nahrung zu sich nehme. Die naive Anna weist das Gerücht nicht hartnäckig genug von sich, so dass bald schon die Menschen zu ihr pilgern, um ihren Segen zu empfangen und um ihre Gebete zu bitten. Dann aber wird nicht nur König Maximilian auf die scheinbar Heilige aufmerksam, sondern auch dessen Frau. Und auch der reiche Kaufmann Anton Walser, bei dem Anna ihr verdientes Geld aufbewahrt, schenkt der jungen Frau mit einem Mal Beachtung …

Die Figur der Anna Laminit gab es wirklich: Sie lebte Anfang des sechzehnten Jahrhunderts in Augsburg und wurde als Hungerheilige verehrt, obwohl sie in jungen Jahren bereits am Pranger stand. Ursula Niehaus, die mit ihrem Debütroman "Die Seidenweberin" bereits einen beachtlichen Erfolg im Genre des historischen Romans verbuchen konnte, nahm sich der historischen Figur der Anna Laminit an und ließ ihre Fantasie spielen. So verschmelzen erfundene Elemente mit tatsächlichen Fakten zu dem Roman "Das Heiligenspiel".
Der Zeitrahmen der Geschichte spielt über eine ganze Reihe von Jahren, angefangen mit Annas Jugend und ihrem Leichtsinn, über ihre Zeit als angebliche Hungerheilige bis hin zu ihrer verbotenen Liaison mit dem Kaufmann Anton Welser. Die Figur der Anna wird dabei von Anfang an eher naiv beschrieben, man traut ihr kaum Entscheidungskraft zu, geschweige denn Klugheit. Beides aber beweist sie im Laufe des Romans immer wieder; so entsteht eine nicht ganz glaubwürdige Charakterzeichnung, die es dem Leser nicht immer einfach macht, sich mit Anna zu identifizieren und mit ihr mitzuleiden. Vor allem weibliche Leser werden sich jedoch von Anna angesprochen fühlen und den Roman zur Hand nehmen.
Abgesehen von der wenig ansprechenden Hauptfigur bietet der Roman solide Kost für Fans von historischen Romanen. Niehaus zeichnet ein lebendiges Bild der damaligen Zeit, verbindet die eigentliche Geschichte mit viel Hintergrundwissen zum alltäglichen Leben des sechzehnten Jahrhunderts und historisch belegten Fakten. Trotz einiger stilistischer Schwächen und der nicht immer gelungenen Bemühung um authentische Wortwahl entwickelt sich "Das Heiligenspiel" zum Pageturner. Wie geht es weiter mit Anna? Welche Hürden erwarten sie noch im Leben?

Sicher keines der großen Aushängeschilder des Genres, jedoch beileibe davon entfernt, zu den schwächeren gezählt zu werden. Hier bekommen die Fans von historischen Romanen solide, genretypische Unterhaltung geboten.

Tina Klinkner



Hardcover | Erschienen: 01. Dezember 2008 | ISBN: 9783426662571 | Preis: 16,95 Euro | 570 Seiten | Sprache: Deutsch

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