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 39,90


Cover
Gesamt ++++-
Action
Anspruch
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Das Leben des Werbetexters Octave Parango könnte kaum schöner sein. Er verdient eine beachtliche Menge Geld, sagt den Leuten mit seiner Werbung, was sie wollen - oder wollen müssen -, kann scharenweise schöne Frauen haben und erfreut sich aller möglichen Drogen, die seine Welt noch mal etwas bunter machen. Er ist arrogant, eitel und denkt nur an sich selbst. Alles andere außer ihm ist zweitrangig.
Mit der schönen Sophie tritt eine Frau in Octaves Leben, die ihm eine andere Seite als den hektischen, wilden, zugedröhnten Trubel zeigt. Er ist glücklich mit ihr, doch als sie ihm eröffnet, schwanger zu sein, bekommt er es mit der Angst zu tun. Sein altes Leben aufgeben? Die Freiheit, den Spaß, die Ungezwungenheit? Obwohl er Sophie immer noch liebt, macht Octave mit ihr Schluss. Bald aber merkt er, dass er ohne sie nicht leben kann, besonders als sie mit Octaves direktem Vorgesetzten zusammenkommt.
Ein unfreiwilliger Aufenthalt in der Entzugsklinik öffnet dem verblendeten Octave die Augen. Er will Sophie zurückerobern - und ganz nebenbei mit einem manipulierten Werbespot für einen wichtigen Werbekunden allen zeigen, wie verlogen und scheinheilig die auf perfekt getrimmte Werbewelt eigentlich ist.

Eine bitterböse Satire liefert Regisseur Jan Kounen, der mit "Dobermann" (1997) und "Blueberry" (2004) in Frankreich bereits große Aufmerksamkeit erregte, mit dem vorliegenden Film "39,90" ab. Basierend auf einem Roman des Franzosen Frédéric Beigbeder, der übrigens ebenso wie Kounen einen kurzen Gastauftritt im Film hat, wird die Geschichte des rücksichtslosen, zugekoksten Werbe-Yuppies Octave ohne Rücksicht auf Verluste erzählt. Die Bandbreite der filmischen Mittel ist beachtlich: Ob Zeichentricksequenz, Special Effects oder Off-Kommentar von Octave, Kounen spielt alles aus, was der moderne Film bietet. Und so ist "39,90" - im Original "99 francs" - ein buntes, ein lautes, ein schrilles Stück, das den Zuschauer mitunter in seiner Bildgewalt manchmal überfordern mag und hin und wieder etwas zu zotig gerät, jedoch immer gut unterhält. Besonders gelungen sind die häufigen "Werbeunterbrechungen", die die Geschichte wie Werbespots weitererzählen und einmal mehr ganz plakativ zeigen, um was es Kounen und der Romanvorlage geht, nämlich um die Kritik an all jenen, die dafür sorgen, dass die oberflächliche und erfolgsorientierte Konsumwelt funktioniert, ob Verkäufer oder Käufer. Hinzu kommt eine gelungene Musikuntermalung, die mal laut und beatlastig, mal ruhig und instrumental ausfällt.
Für den Octave wurde die ideale Besetzung in Gestalt des attraktiven Komikers Jean Dujardin gefunden, der seine Rolle eitel und zugleich herrlich selbstironisch spielt und dem Zuschauer trotz all seiner Macken und Charakterschwächen bald ans Herz wächst. Ebenso wie der Rest der Darstellerriege ist auch bei ihm der Grat zwischen überdrehtem Agieren und Over-Acting recht schmal, macht aber einen Riesenspaß.
Bedauerlicherweise wird die Liebe zwischen Octave und Sophie, die den selbstverliebten Werbe-Yuppie auf den rechten Pfad lenkt, auf sexuelle Nähe reduziert; warum gerade diese Frau Octave so ändern und ihn zum Guten beeinflussen kann, wird, wenn überhaupt, nur durch den Off-Kommentar herausgearbeitet und ist damit einer der Schwachpunkte des Films.

Komisch, bitterböse und knallbunt, diese Eigenschaften beschreiben "39,90" wohl am besten. Dank eines herrlich aufgelegten Jean Dujardin und einer mutigen und modernen Regie kann diese fiese Satire auf den schönen Schein der Werbewelt durchgehend unterhalten.

Bild- und Tonqualität sowie Extras können nicht beurteilt werden, da es sich um eine Presse-DVD handelt, die von der Kaufversion abweichen kann.

Tina Klinkner



DVD | Disc-Anzahl: 1 | Erschienen: 01. März 2009 | FSK: 16 | Laufzeit: 100 Minuten | Originaltitel: 99 francs | Preis: 16,99 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch | Verfügbare Sprachen: Deutsch, Französisch

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