Paul Klee zählt zu den bedeutendsten Malern des 20. Jahrhunderts und wird oft in eine Reihe mit Walter Kandinsky oder Pablo Picasso gestellt. Seine Bilder und Grafiken wurden zunächst kommerziell erfolgreich vermarktet und verharmlost - Postkartenidylle und Trost durch Kalenderblätter. Die Dunkelheit und Vielschichtigkeit, die durch ein Leben zwischen zwei Weltkriegen geprägt sein dürfte, entdeckte man in seinem Werk erst später.
Dass das Werk Paul Klees eine regelrechte Parallelwelt entwickeln kann, ein eigenes Universum bietet, wollte die Ausstellung "Das Universum Klee" zeigen, die im Rahmen der Reihe "Kult des Künstlers" vom 31. Oktober 2008 bis zum 8. Februar 2009 in der Berliner Neuen Nationalgalerie zu sehen war. Der Katalog zur Ausstellung erschien im Verlag Hatje Cantz und ist Bestand dieser Rezension. Das Buch teilt sich dabei in die Bereiche "Gruß- und Vorwort", "Essays", Katalog" und "Anhang", wobei vor allem die letzten drei von Interesse sein dürften.

Die fünf Essays behandeln nicht nur Paul Klee und seinen Aufstieg zu einem Künstler der Moderne, sondern beschäftigen sich auch mit der Ausstellung, indem sie die Beziehungen zwischen Klee und Berlin, speziell der Neuen Nationalgalerie, beleuchten sowie das Verhältnis von Künstler und Kunstsammler Berggruen, aus dessen Museum nicht wenige Bilder der Ausstellung stammten. Interessant ist hierbei, dass dieser Essay von Oliver Berggruen, Sohn des verstorbenen Kunstsammlers, stammt, der durch seinen Vater eine sehr persönliche Beziehung zu diesem Thema hat.
Neben dem Inhalt wissen besonders die abgebildeten Fotos in den Essays zu gefallen, geben sie doch einen zeithistorischen Eindruck der beschrieben Epochen und angesprochenen Themen.

Erst ab Seite 84 ist das Kapitel der Essays abgeschlossen und folgen die Bilder des Ausstellungskataloges. Was nach einer gewaltigen Seitenzahl klingt, ist in Wirklichkeit nur ein gutes Viertel des Buches. Der größte Anteil des umfangreichen Bandes ist somit den Werken des Künstlers gewidmet. In fünfzehn Themen eingeteilt erzählen Buch und Ausstellung von den wichtigsten Themen Klees wie Kindheit, Natur, Architektur, Schrift oder Religion. Dabei gibt es zu jedem dieser Bereiche eine kurze zweiseitige Einführung, bevor die Abbildungen folgen. Meist sind die Werke Klees auf jeweils einer Seite dargestellt, mit wenigen Ausnahmen. Die Größe der Bilder variiert von Seiten füllend bis hin zu kleineren Abbildungen mit breitem Rahmen. Gut sichtbar gibt es zu jedem Bild Information zu Entstehung und heutigem Standort, weitere Texte fehlen, so dass die Bilder alleine wirken können. Die Qualität der Abbildungen entspricht dem hohen Standart des Verlages. Kräftige Farben und schweres Papier runden dieses positive Ergebnis noch ab. So kann es dem Betrachter vorkommen, als ob man auf diesen Bildern Details erkennt, die man bei der Ausstellung so vielleicht gar nicht sehen konnte - was natürlich auch an der Möglichkeit liegen kann, die Bilder im Katalog aus nächster Nähe und mit gutem Licht zu betrachten.
Der Anhang bietet dem interessierten Leser eine Biografie Klees, wieder mit zahlreichen Fotos versehen, ein chronologisches Verzeichnis der ausgestellten Werke, einen Fotonachweis sowie eine Auswahlbibliographie.

Liebhaber Klees finden in diesem Buch, neben einem Katalog zur Ausstellung, eine umfangreiche Darstellung der Werke des Künstlers, die durch das Ausstellungskonzept etwas Abwechslung zu gängigen Zusammenfassungen und Künstlerportraits bietet. Wer Klee erst kennen lernen möchte, der findet hier, wie im Titel versprochen, ein kleines Universum von Bildern voller kindlicher Naivität und verstörender Bedrohlichkeit und hat somit die Möglichkeit, viele Facetten von Paul Klee und seinem Werk zu entdecken.