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 Anno 1701 - Königsedition

Verlag: Koch Media

Cover
Gesamt ++++-
Action
Anspruch
Aufmachung
Bedienung
Bildqualität
Glück
Spielregel
Strategie
Ton


Anno 1701 ist der jüngste Ableger der allseits beliebten Anno-Reihe aus dem Hause Sunflowers. Die Spiele dieser Serie gelten seit 1998 als beliebte Wirtschaftssimulationen für den PC, bei denen - in unterschiedlichen historischen Zeitaltern - mehrere Inseln einer Spielwelt besiedelt werden müssen. Nach dem 17. Jahrhundert (Anno 1602) und dem 16. Jahrhundert (Anno 1503) ist nun das 18. Jahrhundert an der Reihe.

Entsprechend geht es es bei Anno 1701 zu. Ausgerüstet mit einem Schiff und einer Ladung Holz und Werkzeuge startet der Spieler in einer wunderschön animierten Welt und steuert die erste Insel an, die er im Auftrag seiner Königin besiedeln soll. Rasch ist das erste Kontor errichtet, ein Dorfzentrum und ein paar Hütten für die Pioniere. Nun gilt es die Insel zu erschließen, die über mehrere Rohstoffe verfügt und auf der sich diverse Pflanzen anbauen lassen. Eine Fischerhütte am Strand sorgt für Nahrung, im Wald wird Holz geschlagen und Wild gejagt, und auf Baumwollfeldern lässt sich der erste Rohstoff für Kleider ernten. Die Pioniere verlangen bald nach einer Kirche, und nach einer Weile beginnen sie sich als echte Siedler der Insel zu begreifen. Denn das Ziel des Spiels ist es, seine Bevölkerung langsam, aber sicher auf den höchsten Zivilisationszustand zu bringen: Aus Pionieren werden Siedler, aus Siedlern Bürger, aus Bürgern Kaufleute und aus Kaufleuten Aristokraten. Damit verändern sich auch ihre Bedürfnisse; die anspruchslosen Pioniere sind mit Nahrung, Stoffen und einer Kirche zufrieden. Siedler wollen hingegen auch Bildung für ihre Kinder genießen, und etwas Rum oder Bier für die langen Abende wäre auch nicht schlecht. Kaufleute und Aristokraten hingegen wollen zusätzlich mit Lampenöl, Parfüm, Schmuck und Tabakwaren ausgestattet sein.

Und da liegt der Hase im Pfeffer - denn nicht alle diese Waren lassen sich auf der eigenen Insel anbauen. Man muss also mit seinem Schiff auf die Reise gehen und neues Siedlungsgebiet suchen. Oder aber man treibt Handel mit den zahlreichen Nachbarn, die sich - wie man selbst - auf der Inselwelt niedergelassen haben. Hier beginnt der lustige Teil des Spiels; denn die virtuellen Mitspieler bei Anno 1701 sind liebevoll erstellte Charaktere mit sehr eigenwilligen Zügen. Auf den ersten Spielstufen bekommt man es mit der freundlichen Gräfin Agatha von Thielen zu tun, die die Geschäfte ihres Mannes übernommen hat und äußerst warmherzig gegenüber dem Spieler ist; auch der etwas schüchterne Poet Hendrik Jorgensen, Sohn eines holländischen Kaufmanns, hat sein Kontor auf einer Insel aufgeschlagen. Später bekommt man es auch mit der heißblütigen Freibeuterin Carmen Marquez oder dem hochnäsigen Grafen Winfried von Schallert zu tun ... oder mit dem gewieften Geschäftsmann Emilio Castelli, dem russischen Fürsten Igor Yegerov oder der Giftmischerin Madame Nadasky. Insgesamt zwölf sehr unterschiedliche Computergegner stehen zur Verfügung, und sie alle haben ihre eigen Marotten, Taktiken und Vorlieben. So hält Carmen Marquez nichts von Förmlichkeiten und hat ein Herz für die Piraten, die gelegentlich zwischen den Inseln umherschippern. Winfried von Schallert ist hingegen ein echter Monarchist und schätzt es gar nicht, wenn man der Königin einen Wunsch abzuschlagen gedenkt. Und die Forscherin Hanna Martell geriert sich als Inselschützerin und betreibt auf den Eilanden nur nachhaltigen Produktionsanbau ...

Die sehr einfallsreichen erdachten und witzig animierten Computergegner sind es denn auch, die das Spiel aus der Masse herausheben. Tatsächlich verläuft eine Anno-Partie nämlich recht bieder, fast eintönig: Man besiedelt die Inseln, baut Produktionsketten auf und aus und versucht die Bedürfnisse des Volks zu befriedigen. Dennoch ist es mit zunehmender Spieldauer recht knifflig, die Inseln so auszunutzen, dass alle Anforderungen erfüllt werden können. Hinzu kommen gelegentliche Naturkatastrophen (Vulkanausbrüche, Pestepidemien und Hungersnöte), die zunehmend frecher werdenden Piraten, angeführt von einem Schlitzohr namens Ramirez, und ein freier Händler, der immer wieder lukrative Aufträge an den Spieler vergibt. Dennoch glaubt man nach ein, zwei Partien alle Features gesehen zu haben. Die Computergegner aber bringen Farbe ins Spiel, und es ist schade, dass man nicht mehr Interaktionsmöglichkeiten mit ihnen hat. Meist geht es nämlich recht friedlich bei Anno 1701 zu; zwar sind die Inseln rasch besetzt, aber in der Regel lohnt es sich nicht, gegen die Nachbarn in den Krieg zu ziehen - der Handel ist lukrativer. Dennoch kann man Kriegsschiffe und Einheiten ausheben; ein simpler, aber effektiver Militärpart hilft bei der Verteidigung. Und natürlich kann man mit seinen Nachbarn auch Bündnisse schließen, oder aber mit den sogenannten fremden Völkern (Indianern, Indern, Chinesen, Azteken), die auf jeweils einer Insel zu finden sind.

Darüber hinaus bietet das Spiel noch ein paar Szenarios, die etwas mehr auf die Hintergrundgeschichte der Computergegner eingeht. Leider sind die zehn Missionen recht fix durchgespielt. Nachschub bringt das Addon "Fluch des Drachen", welches der Königsedition vom Koch Media beiliegt. Hier warten vier neue, sehr gewiefte Gegner auf den Spieler (darunter der alkoholsüchtige Alchimist Horation und der finstere Schurke Diego del Torro), und dreizehn neue (und spannendere) Missionen fordern das ganze Können. Ein leistungsstarker Editor liegt obendrein bei.
Grafisch ist Anno 1701 übrigens ein Leckerbissen. Stufenlos kann man auf seine Insel hinabzoomen und der Bevölkerung beim Siedeln zuschauen. Holzfäller schleppen ihre Stämme umher, der Jäger legt seine Flinte an, auf dem Markt preisen Händler ihre Waren an und Adler kreisen über den Küsten, an denen die Wellen anschlagen. Eine gute Grafikkarte und massig Arbeitsspeicher sollte man deshalb schon sein Eigen nennen; zwar ist das Spiel schon ein paar Jahre alt, fordert aber noch heute die Computer. Die opulente Grafik korrespondiert hervorragend mit der sehr eleganten Bedienung und dem durchdachten, flüssigen Spielkonzept. Nie war Siedeln leichter. Dies ist zugleich der größte Kritikpunkt des Spiels. Zwar ist es nicht einfach, den Sieg davonzutragen, denn die Warenketten müssen durch viel Ausprobieren perfektioniert werden - was dauern kann! Aber alles in allem läuft das Spiel doch recht mechanisch ab, es fehlt an Abwechslung. Hat man erstmal alle Computergegner kennengelernt, nimmt der Spielspaß rapide ab, zumal man nach einer Weile alle Inseln und Produktionszusammenhänge kennt. Ein paar inhaltliche Elemente hätten dem Spiel gut getan.

Abgesehen davon ist Anno 1701 ein wirklich sehr überzeugendes Besiedelungsspiel, das ein tolles Flair verströmt und mit in den vielen Details begeistert. Wer die Vorgänger mochte, wird auch diese Fassung schätzen. Und alsbald soll ja ein weiteres Anno-Spiel auf den Markt kommen: Anno 1404. Es wird sich an einem starken Vorgänger messen lassen müssen...

Hagen Hoffmann



DVD | Disc-Anzahl: 2 | Erschienen: 01. Dezember 2008 | Preis: 39,95 Euro | Verfügbare Sprachen: Deutsch

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