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 Spirou & Fantasio Spezial, Band 8: Portrait eines Helden als junger Tor

Spirou + Fantasio Spezial

Serie: Spirou & Fantasio Spezial, Band 8
Autoren: Émile Bravo
Übersetzer: Martin Budde
Verlag: Carlsen

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Es ist Sommer 1939. Spirou ist als Page im Hotel Majestic untergekommen, nachdem er das Kinderheim verlassen musste. Sein Vorgesetzter ist der äußerst gewalttätige Entresol. Der Chefportier ist mal wieder außer sich, denn Spirou ist während seines Dienstes einfach verschwunden. Der schlichtet einen Streit seiner Kameraden auf dem nahen Bolzplatz und eilt fast zu spät zurück zum Dienst. Im Hotel steigen ein berühmter Boxer mit seiner Freundin, einer bekannten Modeschöpferin, einige Polen und ein deutscher Offizier ab. Durch Zufall bekommt Spirou mit, dass Geheimverhandlungen um die Aufteilung und Kapitulation Polens gegenüber Nazi-Deutschland zwischen der polnischen Delegation und dem Deutschen stattfinden.
Da Spirou aber in die neue Kammerzofe Kassandra verliebt ist, scheint ihm das nicht wichtig. Erst als sich das junge Mädchen als Flüchtling mit polnischen, russischen und deutschen Wurzeln entpuppt, die flüchten muss, wenn die Deutschen in Polen einmarschieren, beginnt sich Spirou für die Verhandlungen zu interessieren. Schwierig für ihn wird die Lage aber erst, als sich ein junger Reporter namens Fantasio an seine Fersen heftet, um Informationen über die Hotelgäste zu erlangen. Spirou soll quasi als Spion im Hotel für Fantasio die Gäste belauschen und bespitzeln. Das lehnt Spirou zwar ab, doch seine Liebe zu Kassandra nötigt ihn, sich dem Problem zu widmen. Immerhin geht es um einen bevorstehenden Krieg zwischen Deutschland und Polen, der vielleicht auch Belgien in Mitleidenschaft ziehen könnte.

Seit Februar 2009 ist der achte "Spirou & Fantasio - Spezial" im Handel erhältlich. Diesmal versucht Émile Bravo, dem Comic-Helden neues Leben einzuhauchen. Und das macht er völlig anders als die zuvor erschienenen Spezial-Ausgaben.
Er geht zurück zu den Ursprüngen des Helden, in die Zeit, in der Spirou das Licht der Welt erblickte und erstmals gezeichnet und einem breiten Publikum bekannt wurde.
Es sind die dreißiger Jahre in Brüssel, die Émile Bravo vor den Augen des Lesers wieder auferstehen lässt, ein Brüssel kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs.
Sein Zeichenstil ist für Fans der Serie eine Offenbarung. Er schafft es gleichzeitig, dem Stil der ersten Comics aus den Anfängen Rechnung zu tragen und sie behutsam zu modernisieren. Hier wird detailliert, realistisch und wunderbar altmodisch anmutend eine Welt erschaffen, die es seit sechzig Jarhen im Comic nicht mehr gibt. Nach all den Manga- und Anime-Serien, die in den letzten zwei Jahrzehnten den Markt überschwemmt haben, ist es eine Wohltat, in diesem Album zu schwelgen.
Auf immerhin sechsundsiebzig Seiten entfaltet Bravo einen Blick auf Spirou und Fantasio, der fasziniert. Dass quasi ganz nebenbei eines der dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte offengelegt wird, erhebt diesen Comic zu einem einmaligen Lesegenuss.
Da auch der feine Humor, mit dem Bravo den jungen Helden Spirou und seinen weniger heldenhaften Freund Fantasio ausstattet, sehr unterhaltsam ist und in einem Anhang sogar die Zeit Spirous im Kinderheim und deren unrühmliches Ende erläutert, bleiben keine Wünsche offen.

So muss eine Wiederbelebung, eine Hommage aussehen. Eigenständig, behutsam, ideenreich und faszinierend altmodisch. Émile Bravo hat Spirou ein lebendiges Denkmal gesetzt und diese Reihe von Spezialausgaben um ein Album bereichert, das einen absoluten Höhepunkt darstellt. Auch wer Spirou und Fantasio nicht mag oder die bisherigen Spezialausgaben nicht erworben hat, sollte mit "Portrait eines Helden als junger Tor" einen Versuch wagen. Für wenig Geld wird er eine brillante Interpretation eines Mythos erhalten, der seinesgleichen sucht.

Druckqualität und Layout sind ebenfalls perfekt. Zwar wird der reihentypische blaue Rücken des Bandes beibehalten, das Cover aber erstrahlt in passendem cremefarbenen Ton und mit dem Helden in seiner typischen Uniform samt seinem Eichhörnchen (das auf wallonisch "Spirou" heißt) darauf.

Stefan Erlemann



Softcover | Erschienen: 01. Februar 2009 | ISBN: 9783551776969 | Originaltitel: Le Journal d´un Ingénu | Preis: 10 Euro | 76 Seiten | Sprache: Deutsch

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