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 Das Universum und das ewige Leben

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Es gibt Dinge, über die denkt man lieber nicht genauer nach. Darüber beispielsweise, dass sich der Schreiber dieser Zeilen im nächsten Moment in Dschingis Khan im Tutu verwandeln könnte und nach Nairobi fliegt, um dort den Weltfrieden auszurufen. Was sich wie die Ausgeburt eines Geisteskranken anhört, ist nach Ansicht einiger Wissenschaftler nicht völliger Schwachsinn, sondern sogar wahrscheinlich. Angesichts der Erkenntnisse, die wir über unser Universum haben, könnte es sogar unausweichlich sein und genau jetzt unendlich oft geschehen - in anderen, parallelen Universen, versteht sich.

Marcus Chowns Buch "Das Universum und das ewige Leben" bezieht sich auf genau solche ungeheuerliche Gedankengänge. Wer darunter nun bescheuerten, esoterischen Quatsch vermutet, sei entwarnt: Chown bezieht sich auf die aktuellsten Theorien aus Kosmologie, Mathematik und Quantenphysik, die sich mit dem fundamentalen Aufbau, dem Anfang und dem Ende unseres Universums befassen. Die Theorien kann man freilich hinterher immer noch als bescheuert abtun, doch irgendwie muss die Wissenschaft ja neues Land erschließen können.

"Das Universum und das ewige Leben" ist ein populärwissenschaftliches Buch für die Zielgruppe, die bereits ihren Hawking und ihren Greene gelesen hat. Hier erfährt sie abseits der Stringtheorie und den bekannten Modellen des Universums jedoch neue Ideen darüber, woher wir kommen und wohin wir gehen. Warum etwa hatte das Universum im Alter von 450.000 Jahren bereits eine Ausdehnung von 18 Millionen Lichtjahren? Laut Einsteins immer noch anerkannter allgemeiner Relativitätstheorie kann nichts schneller sein als das Licht. Sollte also eine Art "falsches Vakuum" mit einer Art negativer Gravitation die Expansion unseres Universums in den ersten Momenten wahnsinnig beschleunigt haben? Und erzeugt dieses falsche Vakuum etwa an anderen Orten unendlich viele weitere Universen, was für jene oben illustrierte "Viele-Welten-Theorie" sprechen würde?

An der mathematischen Front wiederum behauptet ein Herr Stephen Wolfram, dass die Wissenschaft an unser Universum seit Isaac Newton völlig falsch herangeht, schließlich untersucht man anhand von Regeln und Formeln nur Muster innerhalb eines chaotischen, wahnsinnig komplexen Ganzen. Doch dabei dürfte die Erkenntnis helfen, dass ein einfaches Computerprogramm mit wenigen Zeilen ausreichen könnte, um etwas so Komplexes wie das Universum hervorzubringen. Leben wir etwa alle in einer gigantischen Computersimulation? Wenn es rein theoretisch möglich sein sollte, Simulationen dieses Umfangs zu programmieren, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass gerade wir uns in der echten, physischen Wirklichkeit befinden, nahezu Null.

Ob nun die Existenz von Außerirdischen, unsere Wahrnehmung von Zeit und Raum, das Ende des Universums und die Möglichkeit des ewigen Fortbestands des Lebens - zu all diesen Themen bereitet Marcus Chown die gewagtesten Theorien der Wissenschaft so auf, dass sie für Normalsterbliche noch verdaubar sind. Dabei muss man das Buch freilich mit äußerster Konzentration lesen, ansonsten verliert man schnell den Faden - schließlich wird enormes Abstraktionsvermögen gefordert, will man den ungeheuerlichen, aber faszinierenden Gedankengängen der Wissenschaftler folgen. Auf Illustrationen als Stütze muss man leider verzichten.
Nicht alle der Theorien können überzeugen, so manches Mal muss man über die Naivität einiger Ansätze, wie etwa denen von Frank Tipler im letzten Kapitel, eher lächeln. Chowns Beispiele sind manchmal auch eher ein Hindernis als eine Veranschaulichung, schließlich fährt er mit seinen Ausführungen eine doch zu esoterische Schiene. Größtenteils ergeben sich jedoch allerhand faszinierende Gedankengänge und auch Erkenntnisse über unsere Existenz und die unseres Universums. Und so bekloppt sich auch einige der Theorien anhören mögen - auf jeden Fall lesen sie sich hochinteressant! Deswegen sei Chowns Buch vor allem Hobby-Kosmologen empfohlen, die von Stringtheorie und Quantenphysik zumindest schon mal etwas gehört und keine Furcht davor haben, ihr Vorstellungsvermögen bis an die Grenzen zu treiben - ansonsten macht dieses Buch wahrscheinlich genauso viel Sinn wie Dschingis Khan im Tutu.

Julius Kündiger



Softcover | Erschienen: 1. März 2009 | ISBN: 9783423247122 | Originaltitel: The Never-Ending Days of Being Dead | Preis: 14,90 Euro | 316 Seiten | Sprache: Deutsch

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