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 Bigfoot


Cover
Gesamt ++---
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Die Legende von Bigfoot, oder Sasquatch, wie er bisweilen auch genannt wird, gehört zu den ältesten nordamerikanischen Sagen und hat ihren Ursprung in den Mythen der Indianer. Grund genug also, die Bigfoot-Legende noch einmal neu zu beleben, und zwar in Form eines Horrorcomics. Das Trio Steve Niles, Rob Zombie und Richard Corben tat sich also zusammen, um etwas Neues zu schaffen, um den Mythos des unheimlichen Affenmenschen aus den Wäldern von einer neuen Perspektive zu beleuchten. Das Ergebnis ist eher bescheiden ausgefallen, aber dazu später mehr - zunächst zur Story:

Der kleine Billy fährt mit seinen Eltern in den Ferien in einen beschaulichen Park inmitten der Natur, wo die Familie Urlaub in einer Holzhütte macht. Leider macht ihnen ein riesiges, behaartes Ungetüm einen Strich durch die Rechnung und schlachtet Billys Eltern und seinen Hund brutal ab. Billy sieht das Massaker an seinen Eltern mit an und ist fortan, wer hätte das gedacht, ziemlich traumatisiert. Viele Jahre später liest er, inzwischen zum jungen, zornigen Mann herangewachsen, von neuen Morden in ebenjenem Wald, den er als Kind mit seinen Eltern besuchte. Billy will die Sache nicht auf sich beruhen lassen, sondern schwört Rache und macht sich auf, das Ungetüm, den Bigfoot, zu jagen und zu töten.

So weit, so simpel. Das muss ja nichts Schlechtes sein, zumal es sich bei "Bigfoot", auf Deutsch erschienen bei Cross Cult, um eine Miniserie handelt, die nicht den Anspruch hat, lang und breit eine Story aufzubauen. Hier gibt es aber einfach zu wenig Handlung und die ist auch noch verdammt unoriginell, der Aussage der Comicschöpfer, etwas Neues und Einzigartiges schaffen zu wollen, zum Trotz.
Die Handlung erschöpft sich eigentlich in "Junge verliert seine Eltern durch Monster, kehrt Jahre später zurück und tötet Monster". Zwischendurch darf das Bigfoot-Ungetüm noch unartikulierte Laute von sich geben und reihenweise Menschen abschlachten, aber völlig ohne Sinn und Zweck und ohne richtige Storyline. Gut, vielleicht ist das gerade der Clou des Ganzen, es ist aber langweilig. Das Problem ist, dass man hier sowohl von den Autoren als auch vom Zeichner einfach viel, viel mehr erwartet hätte, umso größer ist dann die Enttäuschung.
Rob Zombie steht immerhin noch für originellen Pulp - irgendwie erwartet man immer viel von dem abgedrehten White Zombie-Frontman und ist dann nicht mal sauer, wenn totaler Trash dabei rauskommt wie etwa "Haus der 1000 Leichen" (auch wenn Zombie zweifellos auch bessere Werke geschaffen hat, etwa das Sequel "The Devil's Rejects"). Aber dass Autor Steve Niles unter anderem "30 Days of Nights" schuf, macht "Bigfoot" umso belangloser. Zeichner Richard Corben gilt als Veteran der Comic-Industrie. Sein Stil dürfte Geschmackssache sein; in "Bigfoot" wirken die Zeichnungen - man traut sich kaum, es zu schreiben - aber eigentlich nur hässlich. Das Monster ist natürlich hässlich und abstoßend, das erwartet man, aber alle anderen Menschen sind ebenso wenig ansprechend gezeichnet, teilweise wie verschrobene, lieblose Karikaturen; die Frauen tun sich größtenteils durch riesige baumelnde Brüste hervor, die Gesichter sind insgesamt - nun ja, hässlich. Dem folgt auch die Kolorierung, die mit fiesen Braun-, Beige- und Grautönen aufwartet (und natürlich einer Menge Blutrot), aber das kann man bei einem Horrorcomic nicht unbedingt ankreiden.

Pulp muss ja nichts Schlechtes sein, wenn wenigstens ein bisschen Originalität mitschwingt. Vom "Horror-Kracher" oder "Horror-Kleinod", wie der Klappentext verheißt, kann hier aber keine Rede sein. Der Name "Zombie" steht hier nicht für originelles Gemetzel mit frischen Ideen, sondern eben für eine brutale kleine Bigfoot-Geschichte, die insgesamt uninspiriert ist und die man sicher kein zweites Mal lesen wird. Zusätzlich zum Comic gibt es immerhin noch ein kurzes einseitiges Interview mit Richard Corben sowie einen längeren, interessanten Artikel von Redakteur Christian Endres, in dem er die Hintergründe des Bigfoot-Mythos beleuchtet.

Christina Liebeck



Hardcover | Erschienen: 1. Januar 2009 | ISBN: 9783936480986 | Originaltitel: Bigfoot | Preis: 16,00 Euro | 128 Seiten | Sprache: Deutsch

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