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 Wario Land: The Shake Dimension

Verlag: Nintendo

Cover
Gesamt +++--
Action
Anspruch
Aufmachung
Bedienung
Bildqualität
Extras
Preis - Leistungs - Verhältnis
Ton


Es war geraume Zeit verdächtig ruhig um Wario, seines Zeichens Nintendos faulster wie raffgierigster Antiheld. Sieht man von den Wario-Ware-Games für Wii und DS sowie einer Handvoll Auftritte in "Mario Kart" oder "Mario Party" einmal ab, wäre lediglich der nicht gerade ruhmreiche NDS-Titel "Wario: Master of Disguise" zu nennen. Nun hat sich Big N auf die Wurzeln des Dicken zurückbesonnen und legt mit "Wario Land: The Shake Dimension" ein lupenreines 2D-Jump?n?Run für Nintendo Wii vor. Doch kann das Spiel an die gute alte Zeit des vollschlanken Raffzahns anknüpfen?

Aufregung im Reich des Rüttelns: Der finstere König Rüttelbert hat Königin Midori entführt und sich des sagenhaften Unerschöpflichen Münzbeutels bemächtigt. Der Vorrat an Goldmünzen dieses magischen Beutels ist unerschöpflich, so sehr man ihn auch schüttelt. Aus dem unterjochten Volk der Mürfel gelingt jedoch einem dieser elfenhaften Wesen die Flucht ? ausgerechnet in Warios Garage, wo der alte Griesgram mit dem markanten Zwirbelbart just unsanft aus seinem Nickerchen gerissen wird. Die herzzerreißende Geschichte des Mürfels kommentiert er mit gleichgültigem Nasenbohren - bis von dem magischen Geldbeutel die Rede ist! Plötzlich kann es Wario kaum noch erwarten, Königin Midori zu retten und den fiesen Rüttelbert mittels gut gepolsterten XXL-Hinterteils ungespitzt in den Boden zu rammen. Doch davor muss sich der Cousin von Nintendos Vorzeigeklempner Mario erst beweisen: Fünf Wächter auf fünf Kontinenten wollen ordentlich vermöbelt werden, bevor es zum finalen Kräftemessen mit Rüttelbert kommen kann ?

Und los geht?s: Über ein magisches Fernrohr bereist Wario nacheinander die einzelnen Levels des von Rüttelbert gebeutelten Rüttelreiches. Den Anfang macht ein kurzes Tutorial, in welchem der Spieler einerseits die Steuerung erlernt, während ihm gleichzeitig das Spielprinzip vor Augen geführt wird. Letzteres gestaltet sich das gesamte Spiel hindurch gleich und setzt sich immer aus zwei Zielen zusammen: Wario muss Stage für Stage nach Münzen und Schätzen abgrasen und gleichzeitig nach einem Mürfel Ausschau halten, welches in einem Käfig gefangen gehalten wird. Nach erfolgreicher Befreiungsaktion muss der dicke Raffzahn seine kurzen Beine in die Hand nehmen: Innerhalb eines bestimmten Zeitlimits muss er mit dem Mürfel "zurück zum Start", wo er per Dimensionstor das Level verlassen kann, andernfalls heißt es für den Dicken: "Try it again!"

Das ist das Spielprinzip? Von A nach B und wieder zurück, Level für Level? Hier läuft man leicht Gefahr, den Entwicklern akuten Mangel an Kreativität zu unterstellen - und das zu Unrecht! Nach der Befreiung eines Mürfels werden bestimmte Passagen eines Levels überhaupt erst zugänglich. So entdeckt man neue Bereiche innerhalb einer Stage, während man aber immer ein Auge auf den Countdown werfen sollte. Vor allem in späteren Levels kann der Spieler durch Verschieben von Blöcken oder Ähnliches den späteren Rückzug zum Startpunkt beeinflussen: Die richtige geöffnete Tür kann im Nachhinein zu allerlei Schätzen führen ?

Abseits der Rettungsaktionen und des Einsackens von Schätzen - letztere werden benötigt, um neue Kontinente betreten zu können und zusätzliche Herzen für die Lebensleiste zu kaufen - bietet jedes Level drei oder mehr Sekundärziele. Eine bestimmte Anzahl an Münzen sammeln, das Level unterhalb eines Zeitlimits absolvieren, bestimmte Gegner in die ewigen Jagdgründe schütteln - die Palette ist breit gesät, doch wiederholt sie sich zu oft. Als Belohnung winken freischaltbare Musikstücke der jeweiligen Stages. Etwas mehr Sorgfalt hätten die Entwickler hier für die Langzeitmotivation aufbringen können, denn so droht das Spiel allem Charme zum Trotz nach einmaligem Durchspielen im Regal künftig als Staubfänger herzuhalten. Gleiches gilt für das Leveldesign: Es macht einfach Spaß, mit Wario durch die Welten zu flitzen, Schätze einzusacken und Gegner ungespitzt in den Boden zu rammen, doch im weiteren Spielverlauf bieten die Stages nur wenig Neues - zumal es ruhig eine Handvoll davon mehr hätte sein können.

Angesichts der gelungenen Steuerung müssen die Entwickler vom etwaigen Vorwurf unterlassenen Einfallsreichtums entlastet werden: "Wario Land: The Shake Dimension" wird rein mit der Wiimote gespielt, diese wird quer gehalten. Mit dem Steuerkreuz bewegt man Wario, mit der Taste 1 wird seine allseits bekannte Ramm-Attacke ausgelöst, während die Taste 2 zum Springen herangezogen wird; die Plus- und Minus-Tasten dienen dem Aufrufen des Pausenbildschirms beziehungsweise der sekundären Missionsziele. Was nach einem furchtbar eingeschränkten Bedienungsrepertoire klingt, entpuppt sich als durchdachte Gestenorgie: Der größte Teil von Warios Aktionen wird durch Schütteln der Wii-Fernbedienung ausgelöst. Das Spiel wird hierbei den Erwartungen, welche ein Titel wie "The Shake Dimension" hervorruft, durchaus gerecht. Es ist einfach witzig anzusehen, wenn Wario einen Gegner packt und ihn derart durchschüttelt, um an Items zu gelangen, als hätte sich der Antiheld auf handfesten Exorzismus spezialisiert.

Grafisch punktet das Spiel weniger auf technischer als vielmehr auf kreativer Ebene: Die Entwickler verzichteten auf jegliche Effektbombardements und Polygonorgien und setzten stattdessen auf eine 100-prozentig lupenreine 2D-Grafik im Comicstil. Die Hintergründe sind schön gezeichnet, hier und da lassen sich amüsante Details finden und auch die Bossgegner strotzen vor Ideen. Wer aber am meisten von diesem Stil profitiert, ist Wario selbst: Seine witzigen Gesten und Animationen gehören zum Besten, was das Spiel zu bieten hat. Untermalt werden die kunterbunten Abenteuer von Tracks, denen zwar die Ohrwurmgarantie fehlt, die aber trotzdem immer zum jeweiligen Level passen wie die berühmte Faust aufs Aug?. Ebenso wunderschön anzusehen sind die Zeichentricksequenzen, die leider allzu rar gesät sind.

Mit "Wario Land: The Shake Dimension" präsentiert Nintendo ein witziges Jump?n?Run in bester 2D-Manier, welches vor allem am geringen Umfang kränkelt. Einen weiteren Minuspunkt gibt es für den "falschen" Breitbild-Modus: Das Bild wird nicht auf 16:9 vergrößert, sondern mit braunen Balken links und rechts flankiert. Für die Schatzsuche für zwischendurch bestens prädestiniert, doch für mehr auch wieder nicht. Für Fans des übergewichtigen Raffzahns aber auf jeden Fall zu empfehlen! Neulinge lernen Wario aber lieber über die guten alten GameBoy-Spiele kennen ?

Michael Höfel



DVD | Disc-Anzahl: 1 | Erschienen: 1. September 2008 | FSK: 6 | Wii | Preis: 38,95 Euro

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