Die kleinen Kistchen sind zurück! Gemeint sind jene kleinen "semantischen" Einheiten aus Peter Müllers grandiosem zweiteiligen CSS-Kurs "Little Boxes", der zuletzt als Gesamtausgabe in der Little Boxes-Box erschien. Nun hat Peter Müller einen dritten Band geschrieben, der sich als Vorwerk von Teil 1 und 2 versteht - und folgerichtig die Nummer 0 trägt. Dies ist durchaus symbolisch gemeint, denn Peter Müller beschäftigt sich in diesem Buch mit dem Tag 0, an dem man beschließt, seine Webseite zu bauen. Denn anstatt dass man ins Blaue hinein mit viel Aufwand, HTML-Manövern und Konzeptionsfehlern eine Seite entwirft, umschreibt und wieder verwirft, plädiert Müller für Nachhaltigkeit und Planung. Er richtet die Frage an den Leser, was dieser wissen sollte, bevor er eine Webseite baut oder bauen lässt.

Dazu beschäftigt sich Peter Müller zunächst mit den Grundlagen des heutigen Webs, ob man dieses nun mit Attributen wie 2.0, social web oder ähnlichem ausstatten will oder nicht. Der erste Teil des Buchs beschäftigt sich deshalb mit Wissenswertem über das Netz, von RSS-Diensten über Domainverwaltung bis zum Webpublishing. Und auch hier tauchen die Little Boxes wieder auf, denn Müller richtet immer wieder sein Augenmerk auf die Tatsache, dass eine Webseite keine Buch- beziehungsweise Papierseite ist und nicht als solche verstanden werden darf. Mit dieser Grundlage ausgestattet kann der Leser sich dann den wertvollen weiteren Kapiteln zuwenden, zunächst der Vorbereitung, in der Müller beim Entwickeln von Webkonzepten und Planungen hilft, sozusagen einen roten Faden durch das labyrinthische Internet legt, und dem Erstellen von den Inhalten, die später in maschinenlesbarer Form auf der Webseite konsumiert werden sollen. Wie in den anderen Büchern der Reihe ergänzt Müller seine Tipps durch viele Beispiele, Links und kleine Experimente zum mitmachen.

Auch im dritten beziehungsweise nullten Teil fällt Müllers lockerer, unaufgeregter Stil positiv auf, der sich wohltuend von anderen Computerfachbüchern abhebt. Er traut seinem Leser etwas zu und nimmt ihn trotzdem an die Hand, er beherrscht die Gratwanderung zwischen detaillierter und temporeicher Schreibe. Da es aber in diesem Buch mehr um die Philosophie der Webseitenprogrammierung, um Konzeption und Webverständnis geht, sind einige Abschnitte eher banal und erscheinen dem Leser, der schon recht gute Webkenntnisse hat, als selbstverständlich. Die Null im Titel ist also wirklich wörtlich zu verstehen - wer bereits ein gewisses Vorwissen über das Netz mit sich bringt, wird in Müllers drittem Buch wenig Spannendes entdecken und kann auf den Kauf verzichten. Als Lektüre für Einsteiger und lockeres Vorspiel für Teil 1 und 2 erfüllt "Little Boxes Teil 0" aber durchaus seinen Zweck.