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 Als die erste Atombombe fiel


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Preis - Leistungs - Verhältnis


Das Buch von Hermann Vinke beschreibt zunächst die Abläufe rund um den sechsten August 1945 und den Abwurf der Bombe über Hiroshima. Dabei werden kurz die geschichtlichen Hintergründe beziehungsweise deren Ungereimtheiten beleuchtet, zum Beispiel, ob der Abwurf militärisch überhaupt noch notwendig war.
Danach folgen die Schilderungen der Kinder, die den Hauptteil des Buches ausmachen und einzelne Beispiele von menschlichen Schicksalen an jenem Tag zeigen. Zwischendurch gibt es immer wieder kurze Kommentare, welche die Verzweiflung, die Angst, den Verlust und einfach nur das Chaos in Hiroshima zeigen, mit dem sich die Menschen damals im Allgemeinen konfrontiert sahen. Gegen Ende des Buches wird noch ein Interview mit dem amerikanischen Bomber-Piloten wiedergegeben und ein kurzer Reisebericht des Herausgebers, der eigens nach Hiroshima gereist ist, um sich mit einigen Überlebenden zu treffen.

"Als die erste Atombombe fiel" ist kein klassisches Jugendbuch in dem Sinne, wie es die meisten vielleicht erwartet hätten. Man könnte es eher für eine Sammlung von Tatsachenberichten halten, die 1951 bereits in Japan veröffentlicht worden sind. Diese Berichte hatte zu seiner Zeit der Erziehungswissenschaftler Arata Osada für seine persönlichen Forschungszwecke gesammelt, später aber ihren wahren Wert erkannt und es geschafft, sie noch unter der Zensur der Amerikaner zu veröffentlichen. Im Jahr 1982 sind diese Berichte zum ersten Mal auch in der damaligen Bundesrepublik erschienen. Die neue Ausgabe wurde überarbeitet und durch ein neues Vorwort ergänzt.
Ziel dieses Buches ist es - damals wie heute - die Menschen auf das Grauen des Krieges hinzuweisen, vor allem dem des Atomkrieges. 1951 war es der Koreakrieg, 1982 die Pläne der Amerikaner zur Nachrüstung Europas mit Atomwaffen. Heute drohen die Ereignisse in Hiroshima und Nagasaki zu verblassen, für viele ist es zeitlich einfach zu weit entfernt und die Augenzeugen sterben langsam aus, die noch aus erster Hand hätten berichten können. Deswegen sind die Berichte der Kinder aus der Zeit so ungemein wertvoll. Sie beschreiben die Ereignisse ohne sie zu beschönigen, dafür war das erlittene Trauma viel zu groß. Allerdings übertreiben sie auch nicht, es sind unverfälschte Berichte, welche in ihrer ruhigen Art die Ereignisse umso schrecklicher erscheinen lassen. Manchmal wird ein Bericht einfach abgebrochen, dann sind es eher die unausgesprochenen Dinge, die erschrecken und einen mitfühlen lassen. Ein anderes Mal liest man, der Verfasser des Berichts ist kurze Zeit später verstorben oder - wie viele andere - im Laufe der Jahre.

"Als die erste Atombombe fiel" ist sicher eines der erschütterndsten Bücher, die ich je gelesen habe. Mit diesem Buch öffnet sich ein kurzer Blick in die Hölle des Atomkrieges, der heute noch wahrscheinlicher ist als zu Zeiten des Kalten Krieges. Die 186 Seiten lassen sich zwar sehr gut lesen, man muss die Lektüre aber ab und zu unterbrechen, so sehr wirken die Berichte auf einen ein. Dabei stehen die kindlichen Berichte in starkem Kontrast zu den zwischengeschobenen Kommentaren und dem Interview.
Dieses Buch ist ein stummer Aufschrei all derer, die am 06. August 1945 umgekommen oder später an den Folgen der Verstrahlung gestorben sind. Für mich gehört es in jedes Bücherregal, denn es ist besser als so manches Geschichtsbuch, von denen ich einige hier bei mir stehen habe. Man könnte meine Meinung aber auch mit einem Wort zusammenfassen: Pflichtlektüre.

Daniel Vinz



Taschenbuch | Erschienen: 01. Juni 2005 | FSK: 12 | ISBN: 3473580627 | Preis: 5,95 Euro | 186 Seiten | Sprache: Deutsch

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