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 Princess


Cover
Gesamt +++--
Action
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Extras
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


August kehrt nach Jahren im Ausland in seine Heimat Dänemark zurück. Der Anlass dafür ist allerdings ein trauriger: Seine Schwester Christina verstarb plötzlich und hinterlässt ihre fünfjährige Tochter Mia. August nimmt sich seiner süßen Nichte an, merkt aber bald, dass Christinas ausschweifendes Leben negativ auf das kleine Mädchen eingewirkt hat. Christina war vor allem unter dem Namen "Princess" bekannt; sie war ein Star der Pornobranche, drehte einen Sexfilm nach dem nächsten und diente den Produzenten als Goldesel. Ihr wildes, hemmungsloses Treiben und die Drogen kosteten sie das Leben. Mia, die in diesem Milieu aufwuchs, kennt kein normales, behütetes Leben, und August versucht liebevoll, ihr ein solches zu ermöglichen.
Als er entdecken muss, dass Mia offenbar sexuell missbraucht wurde, sieht der ehemalige Missionar rot. Er begibt sich auf einen gnadenlosen Rachefeldzug, um diejenigen zur Rechenschaft zu ziehen, die für Christinas sozialen Abstieg und Mias Missbrauch verantwortlich sind. Seine blutige Selbstjustiz trägt schon bald Früchte, und langsam kommt er Charlie, dem Exfreund seiner Schwester, dem Ursprung und Förderer ihrer Karriere, näher. Aber ob er Mia damit wirklich ein besseres Leben bietet?

Optisch braucht der Film "Princess" von dem dänischen Filmemacher Anders Morgenthaler nur wenige Minuten, um den Zuschauer in seinen Bann zu ziehen. Die einfachen Zeichnungen lenken zu keinem Zeitpunkt von der brutalen, erschreckenden Geschichte ab, wie es pompöse Special Effects bisweilen gern tun. Daneben sorgen Realfilmausschnitte, die von Augusts und Christinas Vergangenheit erzählen, für eine interessante optische Mischung und peppen die beinahe nachlässig schlichten, teilweise groben Zeichnungen etwas auf.
Wichtiger ist natürlich die Geschichte. August steigt zum Racheengel auf, und das nicht nur aus reiner Nächstenliebe. In den Rückblenden wird deutlich, dass es auch die Wiedergutmachung seiner Schuld am Schicksal der eigenen Schwester ist, die ihn in seinen Gewaltwahn treibt. Auch die kleine Mia reißt er mit ins Unglück seines irrationalen Handelns, das in seiner Brachialität keine richtigen Gründe findet. Viel Blut fließt bis zum tragischen, explosiven Finale. Das Gefühl, dass hier mit der Darstellung von Gewalt, Blut und Brutalität letztlich nur Effekthascherei betrieben wurde und die mögliche Tiefe der Handlung darüber vernachlässigt wurde, stellt sich vor allem in der zweiten Hälfte des Films ein. Natürlich ist es lobenswert, dass Morgenthaler mutig an Tabuthemen wie Prostitution, Menschenhandel und moderne Sklaverei herantritt und sie in schonungslose Bilder packt. Dann aber setzt er die falschen Schwerpunkte, wendet sich von den Schicksalen, den Licht- und Schattenseiten des Milieus und der Komplexität seiner Charaktere ab und schwelgt in seinem Rachethema. Das macht den Film zu einem interessanten, aber doch unausgegorenen Animationsfilm, der so manche Chance ungenutzt lässt.

Die Extras sind leider ziemlich mager ausgefallen. Es gibt nur Trailer und den dänischen Originalton. Dabei hätte gerade in Hinsicht auf die technischen Experimente ein Making-of geradezu zum Pflichtprogramm gehört.

Mutiges, optisch innovatives Animationskino auf der einen, Unausgegorenheit und Effekthascherei auf der anderen Seite: "Princess" erweist sich als halbfertige kleine Perle, die in manchen Aspekten überzeugt und in anderen, wie den einfachen Zeichnungen und der Charaktertiefe, zu oberflächlich bleibt.

Tina Klinkner



DVD | Disc-Anzahl: 1 | Erschienen: 01. März 2009 | FSK: 16 | Laufzeit: 78 Minuten | Originaltitel: Princess | Preis: 14,95 Euro | Verfügbare Sprachen: Deutsch, Dänisch

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