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 Das Mädchen im Pool


Cover
Gesamt +----
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Laurel Gray führt das scheinbar perfekte Hausfrauenleben. Ein Mann, der sie scheinbar liebt und gutes Geld nach Hause bringt, und eine Tochter, die sportlich und beliebt ist. Den Rest ihres Lebens füllt sie mit dem Erstellen von Quilts. Allem, was diese scheinbare Idylle stören könnte, geht Laurel aus dem Weg - so auch ihrer Schwester Thalia, die Fassaden immer hinterfragt und von allen Menschen stets die hässliche Wahrheit kennen will. Alles könnte also so schön sein für Laurel, wenn nicht eines Nachts Molly, die beste Freundin ihrer Tochter Shelby, im Pool der Grays ertrinken würde. Von nun an wird Laurel von den Geistern ihrer Vergangenheit eingeholt und schnell ist ihr klar, wenn ein Mensch sich diesen in den Weg stellen kann, dann ist es Thalia. Also macht sich Laurel auf, um ihre Schwester zu ihr zu holen, damit diese ihr hilft, Licht in das Dunkel um Mollys Tod zu bringen - auch auf die Gefahr hin, dass Thalia die Schatten in Laurels Leben gleich mit aufdeckt.

Was für ein Flop! Da wird mit einem toten Mädchen geworben und zwei Schwestern, die den Mord aufklären wollen - und das Buch braucht fast 130 Seiten, bis Thalia ihren ersten richtigen Auftritt hat. Bei unter 320 Seiten Buchlänge eine starke Leistung. Entschuldbar wäre diese sehr übereifrige Vorankündigung des Klappentextes, wenn das Buch bis dahin spannend und fesselnd wäre - allerdings ist Laurel so unerträglich, dass man sich schnell wünscht, die Heldin wäre auf den ersten Seiten im Pool ertrunken und würde endlich Ruhe geben.
Zudem verdirbt ein schlechter Stil den Einstieg ins Buch. Die ersten Kapitel sind holprig geschrieben, die Sätze umständlich formuliert. Hier hätte die Übersetzerin deutlich mehr Arbeit leisten müssen. Später, wenn Thalia in die Handlung integriert ist, gelingt es ihr wesentlich besser, einen flüssigen Stil zu erzeugen. Zudem sind die Kapitel zu lang und verhindern so, dass die Handlung einen flüssigen Rhythmus entwickelt, der zum Lesen animiert. Alles, was an Spannung entstehen könnte, wird so immer wieder abgewürgt.
Auch dass man ständig das Gefühl hat, die Geschichte würde aus Laurels Sicht erzählt, nur um dann wieder zu einem allwissenden Erzähler zu wechseln, ist nicht hilfreich, um das Buch zu genießen.
Hinzu kommen schlecht gezeichnete Charaktere. Wenn Laurel ein perfektes kleines Leben führt, dann sollte die Autorin auch dazu stehen und sie glücklich sein lassen und die Handlung nicht so aufbauen, dass man sich am Ende als Leser fragt, warum sich eigentlich nicht der Ehemann im Pool ertränkt hat. Logischer und für die Geschichte besser wäre es gewesen - hätte man so doch den Konflikt der Schwestern und ihre unterschiedlichen Einstellungen zu Glück und einem guten Leben perfekt ausspielen können. So aber hat man Thalia, die fast rasend vor Sorgen ist und immer kurz davor, Laurel an den Haaren aus ihrem Schein-Glück zu zerren, und Laurel, die einfach nur eine undankbare Kuh ist, die ihrer Schwester Kleinigkeiten auf ewig übel nimmt und selbst nicht zu schätzen weiß, dass Thalia Himmel und Hölle für ihre Schwester in Bewegung setzten würde - und schon getan hat.
Die Tochter bleibt eine Unbekannte, der man als Leser auch zutrauen würde, ihre beste Freundin zu ermorden - woher soll man es auch besser wissen? Laurels Mann David ist ein unsympathisches Klischee, der von der Autorin zwangsweise liebenswert dargestellt werden soll. Alle anderen auftauchenden Personen verkommen noch mehr zu Scherenschnitten als das schon bekannte Ensemble.

Den "Krimi-Plott" des Romans kann man völlig vergessen. Wenn Sie dieser Teil interessiert, lesen Sie das erste Kapitel und dann ab Kapitel 16 weiter - Sie verpassen dazwischen nichts, außer einem schlechten Roman, der auch noch relativ dämlich aufgelöst wird. Aber wer Molly umgebracht hat, das interessiert eh keinen - nach einigen Kapiteln auch nicht mehr den Leser. Viel wichtiger sind der Autorin seitenlange Beschreibungen von Laurels Quilts. Die allerdings dürften selbst in einem "normalem" Liebesroman sämtliche Spannungskurven vernichten, hier wirken sie absolut deplaziert und scheinen nur eingebaut worden sein, weil in dieser flachen Handlung noch ein paar Seiten gefüllt werden mussten.
Am Ende bleibt ein Roman, der nichts ist: kein Krimi, kein Drama, keine Geschichte über zwei Schwestern, die zusammenfinden. Am Ende bleibt nur die Erkenntnis, dass es in jeder Familie ein dummes Mitglied gibt, das sich aufopfert, ohne dass die undankbaren Verwandten was merken und es honorieren würden - und natürlich die Universallogik, dass nach einem Umzug alle Probleme gelöst sind.

Ein Roman, der an gegorenen Sirup erinnert: immer noch süßlich, sehr zäh und das Ergebnis schlägt einem auf den Magen. Bitte meiden Sie dieses Buch.

Susanne Fischer



Hardcover | Erschienen: 01. April 2009 | ISBN: 9783810510655 | Preis: 17,95 Euro | 317 Seiten | Sprache: Deutsch

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