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 Gargoyle

Autoren: Andres Davidson
Übersetzer: Eike Schönfeld
Verlag: Berlin Verlag

Cover
Gesamt +++--
Aufmachung
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Ein namenloser Ich-Erzähler, drogenabhängiger Zyniker, Pornodarsteller und -produzent, wird nach einem Autounfall mit überaus schweren Verbrennungen in ein Krankenhaus eingeliefert. Seine einstige Schönheit gehört der Vergangenheit an und während seiner langen Genesungszeit will er nur entlassen werden, um sich in Ruhe und seinem Plan entsprechend umbringen zu können.

Doch dann taucht die Psychiatriepatientin und Künstlerin Marianne Engel an seinem Krankenbett auf. Im Gegensatz zu allen anderen, wenn auch raren Besuchern, weicht sie bei seinem Anblick nicht erschrocken zurück. "Du wurdest verbrannt. Erneut.", sagt sie. Im mittelalterlichen Deutschland sei sie Nonne im Kloster Engelthal gewesen und habe ihn, einen verletzten und verbrannten Söldner, gepflegt.

Bereits nach dem ersten Besuch ist der Ich-Erzähler beeindruckt von Marianne Engel, von ihrer Wild- und Entschlossenheit. Schon bald wartet er sehnsüchtig auf ihre Besuche und die Geschichten, die sie ihm erzählt. Nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus schließlich zieht er, entgegen dem Rat seiner Ärztin, bei ihr ein.

Mit "Gargoyle" hat Andrew Davidson einen opulenten Debütroman hingelegt. Zwischen den Zeiten springend präsentiert er eine Liebesgeschichte, die vor 700 Jahren begonnen hat und in unserer Zeit ihr Ende findet. Der Ich-Erzähler liegt im Krankenhaus, versucht mehr oder weniger von seinen schweren Verletzungen zu genesen, versucht zu verstehen, was Marianne Engel in ihm auslöst, mit ihren Erzählungen, in denen sie Stück für Stück ihrer beiden mittelalterliche Liebesgeschichte erzählt.

Marianne Engel selbst scheint an Schizophrenie oder bipolarer Störung zu leiden. Der Psychiater, mit dem sich der Ich-Erzähler während seines Krankenhausaufenthaltes anfreundet, hat auch Marianne Engel behandelt, darf aber angesichts seiner Schweigepflicht nicht über ihre Diagnose sprechen und so macht sich der Protagonist seine eigenen Gedanken.

Zwischen diesen zwei Angelpunkten bewegt sich der Roman: Auf der einen Seite ist da der zynische und vom Leben nicht immer gut behandelte Ich-Erzähler, ohne Glaube an etwas, das außerhalb seiner direkten Erfahrung liegt. Auf der anderen Seite steht Marianne Engel mit einem tiefen Gottesglauben und Interesse an Mystik. Das ermöglicht dem Leser sich von Marianne Engel und ihren mystischen Geschichten verzaubern lassen oder auch die medizinische Diagnose als Erklärung für Marianne Engels Verhalten heranziehen. So ist jeder bedient.

Die mystischen Anteile, vor allem natürlich die Geschichte von Marianne Engel, haben durchaus ihren Reiz. Die einzelnen Episoden und ihre Geschichte insgesamt sind gut konstruiert. In den Gegenwartsabschnitten jedoch hätte ein konsequenter Rotstift dem Roman sicher gut getan, hier gibt es einige Durststrecken zu überwinden - zumindest für jene die solch überbordende Romane nicht so mögen. Die generelle Spannung bleibt zwar erhalten, aber der Autor verliert sich dort in zu vielen Informationen und Nebensträngen - und dabei den Leser.

Ein opulenter Roman mit einigen Durststrecken, der insgesamt aber leicht und flüssig zu lesen ist.

Katja Maria Weinl



Hardcover | Erschienen: 01. Januar 2009 | ISBN: 9783827007827 | Originaltitel: The Gargoyle | Preis: 22,00 Euro | 574 Seiten | Sprache: Deutsch

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