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 Soldatenkönigs Tafelfreuden

Die Tafelkultur am Hofe Friedrich Wilhelms I.


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis


Manchmal halten sich bestimmte Bilder oder Klischees über historische Personen hartnäckig, auch wenn sie wirklich nicht der Wahrheit entsprechen. Dass es sich bei dem Preußenherrscher Friedrich Wilhelm I., "Soldatenkönig" genannt, um einen geizigen Kostverächter gehandelt haben soll, ist eines dieser falschen Bilder, wie Elisabeth Kloosterhuis in ihrem Buch "Soldatenkönigs Tafelfreuden" aufdeckt.
Ihr Buch kombiniert eine historische Abhandlung über die Essgewohnheiten und das Leben bei Hofe zu Zeiten des Soldatenkönigs mit einem Kochbuch, das einige Originalrezepte der Zeit präsentiert.

Das Kochbuch nimmt den größten Platz ein und soll deswegen genauer betrachtet werden.
Die Rezepte sind in die folgenden Kategorien eingeteilt: Suppen, Pasteten, Fisch, Fleisch, Wild, Beilagen, Saucen, Süßspeisen.
Auf den jeweiligen Rezeptseiten findet man oben in zwei Spalten die Zutaten, manchmal mit der Angabe, für wie viele Personen das Gericht gedacht ist, manchmal gibt es Abgaben pro Portion, manchmal findet man gar keine dieser Verweise. Dann gilt der auf Seite 55 zu findende Verweis, dass die Gerichte für vier Personen gedacht sind - solange man diesen nicht überblättert, wie der Redakteurin geschehen.
Auch bei den Zutaten kann es vorkommen, dass man sie verwenden muss, ohne die genaue Menge zu kennen.
Die Rezepte sind oft recht simpel und deswegen auch kurz gehalten, sechs Zeilen sind keine Seltenheit und dürften keinen Koch überfordern.
Bilder der Gerichte gibt es nicht, allerdings findet man immer wieder eingestreute zeitgenössische Zeichnungen, zum Beispiel von den verwendeten Fischen.

Die historische Abhandlung ist dagegen reich bebildert und kann sogar mit wirklich guten Abdrucken von königlichen Menüs und "Einkaufslisten" aufwarten.
Trotz all dem kann das Buch nicht wirklich überzeugen. Der Stil der Autorin im ersten Teil ist viel zu kompliziert und abgehoben, die ersten beiden Kapitel lesen sich wie ein Bericht für eine Fachtagung, mit dem man die anwesenden Kollegen beeindrucken wollte. Interessierte Leser könnten deswegen mit dem Text ihre Schwierigkeiten haben, zumal der Stil dadurch etwas trocken wirkt.
Das Kochbuch hat zwar das interessante Konzept, alte Gerichte originalgetreu wiederzugeben - doch muss man sich wirklich fragen, ob die Autorin nicht doch die Gerichte hätte kochen, die Schritte mit genauen Angaben beschreiben und die fertigen Produkte fotografieren können. So hätte man auf Besonderheiten der Küche und Unterschiede zu unseren heutigen Gerichten hinweisen und noch einige Tipps und Tricks einbauen und ein gutes Kochbuch kreieren können.
Aber man hat das Gefühl, es geht hier viel mehr um die Wiedergabe der historischen Thesen der Autorin und einer Quellensammlung der Rezepte - leider ist beides etwas altbacken geraten.
Preußenfans dürften mit dem Buch aber einen interessanten Einblick in die Küche des Soldatenkönigs werfen können.

Susanne Fischer



Hardcover | Erschienen: 1. Januar 2009 | ISBN: 9783868550054 | Preis: 19,80 Euro | 128 Seiten | Sprache: Deutsch

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