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 Die Maske des roten Todes


Cover
Gesamt +----
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Extras
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Bram Stoker, Mary Shelley, Robert Louis Stevenson - allesamt wohlklingende Namen, welche der modernen Horrorkultur maßgeblich ihren Stempel aufgedrückt haben. Während diese in Hollywood ausgeschlachtet werden, trifft man mit Edgar Allan Poe gerade einen der ehrwürdigsten Ahnherren der modernen Horrorliteratur kaum in filmischen Gefilden an, lediglich der Independentfilm sowie der B-Movie nehmen sich seines schauerliterarischen Werkes an. Und wenn man sich manches Ergebnis zu Gemüte führt, wünscht man sich, sie hätten die Finger davon gelassen - wie im Falle von Larry Brands "The Masque of the Red Death".

Die Pest hält Einzug im Königreich: Der Rote Tod rafft die Bevölkerung dahin, die der Seuche auf Gedeih und Verderb ausgeliefert ist. Prinz Prospero (Adrian Paul) verschließt die Augen vor dem Leid seiner Untertanen und lädt die Adeligen seines Reiches auf sein Schloss, um hinter den Burgmauern dem Roten Tod in berauschenden Orgien ins Gesicht zu lachen. Zu diesem Zweck rauben seine Schergen junge Bauernmädchen aus den umliegenden Dörfern, um den Edelleuten die Zeit des Ausharrens hinter den Mauern zu versüßen. Unter ihnen befindet sich auch die bezaubernde Julietta (Clare Hoak), die sich dem Prinzen jedoch verweigert. Als Prospero zu einem Maskenball aufruft, erscheint mit etwas Verspätung der letzte Gast: eine verhüllte Gestalt mit entstelltem Antlitz (Patrick Macnee). Der Rote Tod lädt zum letzten Tanz ein ...

Roger Corman ist dem an Poe-Verfilmungen Interessierten kein Unbekannter: Der US-amerikanische Regisseur und Filmproduzent hat sich in den sechziger Jahren mit diversen Low-Budget-Produktionen hervorgetan, welche die Erzählungen Edgar Allan Poes aufgreifen - unter anderem auch "Die Maske des roten Todes", welche 1964 mit Vincent Price in der Rolle des Prospero verfilmt worden ist. 1989 produzierte Corman das gleichnamige Remake des von ihm inszenierten Films und überließ Larry Brand den Regiestuhl. Was dabei herausgekommen ist, ist eine hochgradige Beleidigung des guten B-Movie-Horrors und ein Affront den Poe-Anhängern gegenüber, den man dank MIG nun auch auf DVD "genießen" kann.

Unter einem B-Movie versteht man landläufig einen mit geringen finanziellen Mitteln inszenierten Film. Das niedrige Budget kann sich im Film in verschiedener Gestalt manifestieren: eine geringe Zahl an Darstellern, ein gemäßigter Einsatz von special effects, Aufnahmetechnologien, welche mit denen von millionenschweren Hollywood-Blockbustern nicht konkurrieren können. Dass all dies einen B-Movie nicht zwangsläufig zu schlechtem Kino degradieren muss, dafür lassen sich genügend Beispiele finden, vom Monsterfilm ("Godzilla") über die Horrorkomödie ("Armee der Finsternis") bis hin zur Science-Fiction ("Pitch Black"). Doch der Schuss kann auch nach hinten losgehen, wenn die Mischung nicht stimmt oder nicht das Beste aus dem geringen Budget herausgeholt worden ist. Im Falle von "Die Maske des roten Todes" trifft beides zu: Vor den billig wirkenden Kulissen eines Mittelalter-Festivals aus der Provinz agieren die Darsteller mit einem bemerkenswerten schauspielerischen Unvermögen in Kleidern vom Kostümverleih um die Ecke, wodurch der Film unfreiwillig ins Komische abdriftet. Die Akteure haken das miserable Drehbuch Szene für Szene mit einer unvergleichlichen Gleichgültigkeit ab, die Dialoge sprühen regelrecht vor geistloser Dummheit und wenn sich Adrian Paul mit entrückt-eingehaschtem Blick unfreiwillig eine vollkommen neue Interpretation von Prospero als adliger Junkie leistet, erscheint dem Zuschauer die Stopp-Taste der Fernbedienung wie der sehnsüchtig erwartete Messias. Auf die Spitze getrieben wird das Ganze in der deutschen Synchronisation, in welcher der schauspielerischen Apathie die Krone aufgesetzt wird. Die Bilder der armselig inszenierten Feste und miserablen Sterbeszenen werden von einem nervtötenden Dudel-Soundtrack begleitet, der eine echte Geduldsprobe darstellt. Von Spannung ist in den rund 80 Minuten Laufzeit nicht der Hauch einer Spur zu sehen - von Horror ganz zu schweigen -, während die unfassbare Langeweile Szene für Szene zum Rundumschlag ausholt.

In puncto nicht vorhandener Qualität will die vorliegende DVD dem Film ernsthaft den Rang streitig machen: Das Bild ist den gesamten Film hindurch unscharf und weist ausgewaschene Farben auf. Der Kontrast fällt stellenweise viel zu hell aus und körnige Bilder sind besonders in düsteren Szenen anzutreffen, in denen der Schein einer Fackel die einzige Lichtquelle ist. Die deutsche Tonspur ist eine Beleidigung fürs Ohr: Der Ton ist über weite Strecken des Films stark gedämpft und ein allgegenwärtiges Rauschen macht es stellenweise wirklich schwer, etwas von der apathischen deutschen Synchro zu verstehen. Tonaussetzer von unter einer Sekunde sind ebenso keine Seltenheit. Der englische Originalton braucht sich hingegen nicht zu verstecken, auch wenn er nicht gerade berauschend ausfällt. Untertitel sind ein Fremdwort, ebenso wie Extras: Eine Handvoll Trailer, die über lieblos zusammengeschusterte Menüs ausgewählt werden können. Apropos Menüs: Im Tonauswahlmenü stehen fälschlicherweise beide Tonspuren in DD 2.0 zur Auswahl, obwohl die Hülle von DD 1.0 spricht ...

Einziger Pluspunkt, den der Filmvertrieb verbuchen kann: Das besonders stimmungsvolle Cover wird durch das neue FSK-Kennzeichen zerstört, doch MIG setzt auf ein Wendecover; die Innen- ist mit der Außenseite identisch, jedoch fehlt bei ersterer das blaue Schandmal. Wer sich mit der neuen FSK-Brandmarkung nicht anfreunden kann, wendet einfach das Cover und das blaue Kennzeichen "schmückt" nun das Innere der transparenten Hülle, wo es nicht stört. Diese Entscheidung ist MIG hoch anzurechnen.

Mit "Die Maske des roten Todes" von 1989 legt MIG das Paradebeispiel eines B-Horror-Movies auf DVD vor, der alles falsch macht, was auch nur irgendwie falsch gemacht werden kann: Der Film will ernst genommen werden und scheitert dementsprechend an seiner billigen Ausstattung, dem minderwertigen Drehbuch und nicht zuletzt an den untalentierten Darstellern, welche jeglichen Schauwert im Keim ersticken; der Rote Tod wird zu einer nervigen, aber harmlosen Erkältung degradiert. Ein Film, der nicht einmal die Silberscheibe, auf welche er gepresst wurde, wert ist. Mit Larry Brands Totenmaske verhält es sich wie mit Aktien im Kellerflug: abstoßen, solange es noch geht!

Anmerkung: Der Bewertung der Tonqualität liegt die deutsche Tonspur zugrunde. Der Originalton wurde hierbei nicht berücksichtigt, da der qualitative Unterschied zwischen beiden Tonspuren zu groß ist, als dass eine sinnvolle Bewertung möglich gewesen wäre.

Michael Höfel



DVD | Disc-Anzahl: 1 | EAN: 4009750239230 | Erschienen: 1. Mai 2009 | FSK: 16 | Laufzeit: 79 Minuten | Originaltitel: The Masque of the Red Death | Preis: 14,95 Euro | Untertitel verfügbar in: - | Verfügbare Sprachen: Deutsch, Englisch

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