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 111 Kölner Orte, die man gesehen haben muss

Autoren: Bernd Imgrund
Illustratoren: Britta Schmitz
Verlag: Emons, Köln

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis


Denkt man an Köln, hat man - je nachdem, wie gut man sich in der schönen Stadt am Rhein auskennt - ein ziemlich klares Bild vor Augen, etwa vom Dom, von der bekannten Einkaufsmeile "Schildergasse", vom Fernsehturm, von den vielen Rheinbrücken, von der Altstadt und weiteren bekannten "Veedeln" und Orten wie etwa dem Belgischen Viertel oder dem Kwartier Latäng rund um die Zülpicher Straße. Aber Köln ist groß, erstreckt sich weiter als man denkt und hat viel mehr zu bieten als bloß die Touristenmagnete rund um die Innenstadt.
"111 Kölner Orte, die man gesehen haben muss" hat Bernd Imgrund daher in seinem kleinen Stadtführer versammelt, Fotografien wurden von Britta Schmitz beigesteuert. Jedem der 111 Orte, die man vielleicht nicht zwangsläufig kennen, aber nach Meinung der Autoren doch gesehen haben muss, ist eine Doppelseite gewidmet. Die linke Seite hält jeweils einen kurzen Artikel zum Ort bereit, während die rechte Seite ein Foto und weitere nützliche Infos in Kurzform bereit hält: Wo genau ist dieser Ort zu finden? Wann ist er geöffnet, und wie komme ich am besten hin? Am Ende des Buches findet man noch einige praktische Karten, auf denen die beschriebenen Orte mit ihrer Nummer eingezeichnet sind.

Klar, unter den 111 Orten ist so mancher aufgelistet, den man mit Sicherheit schonmal gesehen hat: etwa den Großmarkt, die Glockenstube des Doms oder die Südbrücke. Auch die Poller Köpfe kennt man als Kölner von Spaziergängen her, sogar wenn man die rechte Rheinseite - die Schäl Sick - lieber meidet. Einen Großteil der hier vorgestellten Attraktionen machen aber die Kleinode aus, die kleinen Plätze und Bauwerke, die man vielleicht noch nie bewusst wahrgenommen hat und die dennoch einen Besuch wert sind. So mancher langjähriger Kölner wird sich hier verwundert die Augen reiben, hat er sich doch für einen Kenner seiner Stadt gehalten - und trotzdem noch nie etwas gehört von der "Finnensiedlung", der "Madonna in den Trümmern", der Kirche "Zum Dode Mann" oder dem Römergrab von Weiden. Manche Besuchstipps sind mit einem großen Augenzwinkern zu verstehen - etwa die Vorstellung von "Hinter C&A", einem Ort "von absoluter Trostlosigkeit". Andere Orte kommen nicht so gut weg; so wird etwa der Barbarossaplatz eigentlich nur erwähnt, weil er so furchtbar hässlich und verbaut ist. Fast jeder Kölner wird schon einmal an diesem unübersichtlichen Knotenpunkt vorbeigekommen sein, doch nach der Lektüre des Buches sieht man ihn vielleicht mit anderen Augen. Genauso verhält es sich mit der Rheinau-Tiefgarage. Gut, es ist eben eine große unterirdische Garage, die man gerne in Anspruch nimmt, wenn man das Schokoladenmuseum besuchen will. Aber tatsächlich: Diese Garage ist durch ihre schiere (und beklemmende) endlose Länge durchaus mal einen "Besuch" wert.

Die kleinen, feinen Hintergrundinformationen sind es, die den Reiz dieses Büchleins ausmachen. Manches ist ausgesprochen charmant und abgedreht, typisch Kölsch eben. Wer kennt schon den "Mount Troodelöh", den kölschen Mount Everest im Königsforst? Ihn zu erklimmen, erfordert garantiert keine Bergsteigerausrüstung, aber Spaß wird man bei diesem Ausflug mit Sicherheit haben. Oder wer weiß, dass Köln mehrere Atomschutzbunker besitzt - ein Zugang befindet sich im U-Bahnhof in Kalk - und einen waschechten Olivenhain? Eben, fast keiner.
Das Buch macht es leicht, neue und ungewöhnliche Orte zu entdecken. Die Informationen sind kurz und knapp gehalten, aber witzig und unterhaltsam geschrieben. Ab und zu fehlt aber auch mal eine entscheidende Info: Wer etwa eine Radtour zur Kiesgrube Meschenich macht, um den idyllisch bewachsenen See zu besuchen, der wurde vorher nicht informiert, dass es sich um ein Naturschutzgebiet handelt, das man gar nicht betreten darf. Zwar gibt der Autor den Tipp, dass man einfach beherzt einen Erdhügel erklimmen soll, um zum See zu gelangen - allerdings ist der Zugang auf Trampelpfaden eigentlich nicht erlaubt, aus gutem Grund, wie der (leider) in Massen umherliegende Müll und zahlreiche Löcher im Zaun beweisen.

"111 Kölner Orte, die man gesehen haben muss" ist ein witziger, charmanter und origineller kleiner Stadtführer, der Ur-Kölnern, Zugezogenen und Besuchern gleichermaßen gefallen wird. Von A wie "Alter Kalker Friedhof" bis Z wie "Zwischenwerk VIII b" sind hier eine Menge Infos versammelt, mit denen man Köln mit ganz neuen Augen entdecken kann. Nicht alle vorgestellten Orte sind einen richtigen "Ausflug" wert - man denke nur an die Tiefgarage oder den "Katzenbuckel", der lediglich eine kleine Brücke ist -, aber nach der Lektüre kennt man Köln garantiert besser und hat als Kölner seinen Gästen bestimmt einiges zu erzählen, fernab von Dom, 4711-Haus & Brauhaus Früh.

Christina Liebeck



Taschenbuch | Erschienen: 1. Oktober 2008 | ISBN: 9783897056183 | Preis: 12,90 Euro | 230 Seiten | Sprache: Deutsch

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