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 Kriegsreporter

Ich will von den Menschen erzählen


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis


Schlägt man die Zeitung auf, nimmt man ganz selbstverständlich zur Kenntnis, dass aus Krisen- und Kriegsgebieten berichtet wird. Einen neuen Höhepunkt bildete hierbei sicherlich der Irak-Krieg 2003, bei dem Reporter "ganz vorne mit dabei waren", als sogenannte "embedded journalists". Auch der Autor des vorliegenden Buchs hat diese Möglichkeit genutzt, um für eine große deutsche Boulevardzeitung aus Afghanistan und dem Irak zu berichten.

Der Titel des Buches suggeriert auf sehr eindeutige Weise, was den Leser erwartet. Entgegen dieser Erwartung handelt das erste von fünf Kapiteln von der Entstehung einer Tsunami-Reportage in Thailand während des Jahreswechsels 2004/2005. Sehr authentisch gibt Julian Reichelt hier seine Erlebnisse in dieser Region wieder. Besonderes Augenmerk wird auf die mediale Berichterstattung gelegt, sodass der Leser hier erste Eindrücke vom "Krisenjournalismus" erhält. Das anschließende Kapitel handelt von den Zuständen in einem Flüchtlingslager an der Grenze vom Tschad zur Nachbarprovinz Darfur (Sudan). Auf wenigen Seiten skizziert der Autor hier die Ursachen von Völkermord und Vertreibung in der Region. Im Mittelpunkt seiner Berichterstattung stand damals ein kleiner Junge und seine Familie. In diesem Kapitel schildert Reichelt die Suche nach dem Jungen und die Eindrücke, die er während seines Aufenthalts im Tschad gesammelt hat. Das dritte Kapitel handelt von der Berichterstattung im Vatikan, zum Zeitpunkt des Todes von Papst Johannes Paul II. Sehr ernüchternd schildert der Autor die Vorgänge seinerzeit. Nach diesem eher belanglosen Kapitel, berichtet Reichelt über das Schicksal israelischer Soldaten, die er vor und nach einem zermürbenden Einsatz befragte. Das Schicksal von zwei entführten israelischen Soldaten wird ebenfalls beleuchtet. Den Abschluss bildet das Kapitel "Irak und Afghanistan: Amerikas Kriege". Hier schöpft der Autor noch einmal aus den Vollen und erläutert und kommentiert pointiert und mit einem bisweilen sehr flapsigen Ton die Geschehnisse im Irak und in Afghanistan.

Mit dem vorliegenden Buch erhält der Leser eine interessante Zusammenstellung von Einsätzen eines Reporters in Krisenregionen. Eindrucksvoll erzählt Reichelt seine Erwartungen, die Suche nach der perfekten Story und schildert beinahe schon beiläufig den Alltag an Orten, zu denen die wenigsten Menschen freiwillig aufbrechen würden. Die Schilderungen sind über weite Strecken sachlich, bisweilen aber auch emotional und ergreifend. Das letzte Kapitel hinterlässt hierbei den nachhaltigsten Eindruck, auch wenn der Autor in seiner Wortwahl gelegentlich daneben greift und die Nähe zum Boulevard erkennbar ist. In anderen Kapiteln jedoch versteht er es, Emotionen und Stimmungen gekonnt einzufangen und wiederzugeben. Die Auswahl der Themen ist gelungen, lediglich das Vatikan-Kapitel wirkt wie Lückenfüller. Doch von diesem Kapitel einmal abgesehen, vermag das Buch den Leser zu fesseln. "Kriegsreporter" umfasst 224 Seiten und wird im Mittelteil durch einige Bilder aufgelockert, die leider nur in schwarz-weiß vorliegen.

Julian Reichelt liefert mit "Kriegsreporter" ein lesenswertes Buch, das zum Nachdenken anregt und das man guten Gewissens weiterempfehlen kann. Der Leser erhält einen soliden Einblick in das Business eines Krisenreporters - mit allen Höhen und Tiefen.

Ralf Strohbach



Taschenbuch | Erschienen: 1. Februar 2009 | ISBN: 9783771643966 | Preis: 16,95 Euro | 224 Seiten | Sprache: Deutsch

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