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 Asterix: Wie Obelix als kleines Kind in den Zaubertrank geplumpst ist


Cover
Gesamt ++++-
Aufmachung
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Wir befinden uns im Jahre 50 v. Chr. Ganz Gallien ist von den Römern besetzt… Ganz Gallien? Nein! Ein von unbeugsamen Galliern bevölkertes Dorf hört nicht auf, den Eindringlingen Widerstand zu leisten.

Wer kennt sie nicht, die Geschichten über ein kleines aremoricanisches Küstendorf, in der die Wildscheinjagd als Tradition, das Hinkelsteinhauen als achtbares Handwerk und das Römerverkloppen als eine Art Nationalsport gepflegt werden? Und natürlich weiß jeder, der die Abenteuer um den scharfsinnigen Asterix, seinen rundlichen Freund Obelix und ihren treuen Wegbegleiter Idefix kennt, wessen Hauptverdienst es ist, dass die Bretagne römerfrei bleibt und die Wildscheine in den Wäldern Aremoricas um ihre saftigen Schenkel zittern: Als kleines Kind ist Obelix in den Zaubertrank des Druiden Miraculix gefallen, dessen buchstäblich durchschlagende Wirkung hält seither an. Diese kleine Episode aus der Kindheit der gallischen Helden ist jedem Leser bekannt, schließlich spielt Miraculix immer wieder darauf an, wenn Obelix um einen kleinen Schluck des magischen Gebräus bittet.

Doch was weiß der Sympathisant der Gallier eigentlich wirklich über diese Anekdote? Keines der bisher erschienenen 33 Comicalben gibt Aufschluss darüber, wie sich die Geschichte genau abgespielt haben könnte. Schon 1965 widmeten Goscinny und Uderzo dieser Episode eine kurze Geschichte, welche 1989 als Album neu veröffentlicht worden ist, in Deutschland aber lange auf sich warten ließ. Dank dem Egmont Ehapa Verlag wurde diese Lücke auch hierzulande geschlossen, im April 2009 ist der deutsche Band in der siebten Auflage erschienen.

Im Stil eines Bilderbuches plaudert Asterix auf rund dreißig Seiten aus dem Nähkästchen: Der kleine Gallier mit dem markanten Flügelhelm und dem blonden Schnauzer erzählt von seiner Freundschaft mit Obelix, die von Kindesbeinen an existiert, von den Kloppereien der Erwachsenen mit den römischen Besatzern und von der Zeit, als sie noch die Schulbank drücken mussten und in den Pausen „Römer und Gallier“ gespielt haben – und gibt Einblick darin, was den kleinen Obelix zum Kessel mit dem Zaubertrank getrieben hat.

Im Stil eines Bilderbuches? In der Tat, denn ein Comic ist „Wie Obelix als kleines Kind in den Zaubertrank geplumpst ist“ nicht. Anstelle von Panelrahmungen, Sprechblasen und Lautmalereien kommen Fließtexte und Illustrationen zum Einsatz, die in einem einander ergänzenden Arrangement die Kindheit jener Gallier erzählen, mit denen sich Goscinny und Uderzo in die Herzen von Alt und Jung hineingeschrieben haben. Die Zeichnungen sind liebevoll zu Papier gebracht und laden den Leser ohne Hindernisse zu einer amüsanten Reise in die Vergangenheit ein, die Texte komplettieren den positiven Eindruck. Erstere geizen auch nicht mit allerlei Anspielungen und Andeutungen auf den Alltag, welcher Asterix und Obelix als Erwachsene erwartet: Obelix führt einen weißen Spielzeughund aus Holz mit sich, sein Vater pflegte schon die Tradition, die zerbeulten Helme der Römer als Trophäen zu sammeln, und der künftige Dorfschmied Automatix brät Troubadix schon als Kind liebend gern eins mit dem Hammer über.

Trotz dieser Anspielungen fehlt es dem Band nahezu an allem, was einen echten Asterix-Comic ausmacht: Keine Wildschweinjagden, keine Prügelszenen mit den Römern, die ihre Sandalen und Zähne nicht bei sich lassen können, keine treffsicheren Wortwitze und geistvollen Anspielungen, keine Fische, die Automatix in seinen Zänkereien mit Verleihnix um die Ohren fliegen, kein holzbeiniger Pirat, der angesichts seines sinkenden Schiffes einen lateinischen Spruch zum Besten gibt – nur wenige klassische Elemente wie das obligatorische Siegesbankett oder Troubadix’ „Fesselspielchen“, die den unmusikalischen Barden als Baumfreund wider Willen ausweisen, werden verarbeitet. Weiter ist es bedauerlich, dass der Eingang des vorliegenden Werks keine Ähnlichkeit mit jenem, der aus den Asterix-Alben bekannt ist, gemein hat: Die Karte von Gallien samt römischer Standarte, die Caesars „Veni, vidi, vici“ ad absurdum führt, fehlt und auch von der in jedem Comicalbum anzutreffenden Seite, auf der die wichtigsten Charaktere vorgestellt werden, fehlt jede Spur; gerade letzteres hätte von der Reise in die Vergangenheit der gallischen Helden profitiert.

Dies alles aber schreckt den echten Fan ebenso wenig ab wie die schon erwähnte Tatsache, dass die Geschichte in einem Bilderbuch-Stil erzählt wird und man erfolglos nach Sprechblasen und Panelen sucht. Die mit Herz gezeichneten Illustrationen und die teilweise überraschenden Einblicke in die Kindheit von Asterix und die gallischen Raufbolde trösten über manchen Mangel hinweg. Der Band „Wie Obelix als kleines Kind in den Zaubertrank geplumpst ist“ bildet eine anschaffungswerte Ergänzung zu den bislang erschienenen 33 Alben, die sich ein echter Fan der Gallier nicht entgehen lässt.

Michael Höfel



Hardcover | Erschienen: 15. April 2009 | ISBN: 9783770432981 | Originaltitel: Comment Obélix est tombé dans la marmite du druide quand il était petit | Preis: 10,00 Euro | 32 Seiten | Sprache: Deutsch

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