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 Die Glücksmail


Cover
Gesamt ++---
Anspruch
Aufmachung
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Hanna Heller lebt auf der Überholspur – sie ist äußerst erfolgreich in einer Werbeagentur, hat einen gutaussehenden, gleichfalls sehr erfolgreichen Mann, eine tolle Wohnung, einen schicken Flitzer und Geld auf dem Konto.
Eines Tages aber bekommt Hanna im Büro eine jener Kettenmails zugeschickt, die Glück verheißen, wenn man sie an zehn Leute weiterleitet, und natürlich Pech, wenn man dies nicht tut. Zu dumm, dass Hanna gar keine zehn engen Freunde oder zumindest Bekannten hat, denen sie die Mail weiterleiten kann. So schickt sie die Glücksmail nur an neun Leute – und es kommt, wie es kommen muss: Von dem Moment an hat Hanna nur noch Pech. Sie leistet sich in einer Präsentation einen groben Schnitzer, fliegt aus der Agentur und ihr Mann Ralf hat eine andere und macht mit ihr Schluss. Dann kommt noch ihr Vater ins Gefängnis und Hanna sieht sich schon am absoluten Tiefpunkt angelangt. Sie sucht Zuflucht im Haus ihres Vaters – und begegnet dort dem unkonventionellen Max, der Ökopullis trägt, in einer Armenküche arbeitet und in den Tag hineinlebt. Kann Max Hannas Leben verändern und alles zum Guten wenden?

Die letzte Frage ist natürlich rein rhetorisch, immerhin ist „Die Glücksmail“ auf Frauen zugeschnittene, ziemlich seichte Unterhaltungsliteratur. Oder sagen wir frei heraus: Es ist nicht ziemlich seicht, sondern sehr seicht. Die Ausgangsidee ist eigentlich wirklich gut. Wer kennt sie nicht, die nervigen Kettenmails, die Reichtum, Glück oder beides verheißen? So wirklich glaubt ja niemand dran, aber dann ertappt man sich doch dabei, die Mail an andere zu verschicken.
Man gönnt Hanna natürlich erstmal schadenfroh das Pech, das sie ereilt, ist sie doch der Prototyp einer fiesen, oberflächlichen Karrierefrau. Nur kommt Hannas Läuterung leider viel zu schnell und leider auch viel zu unrealistisch.
Die Story ist dermaßen klischeehaft, dass man auch mit viel gutem Willen immer genervter wird. Mit einem Holzhammer wird der Leser darauf gestoßen, dass Hannas Leben in der Glitzerwelt der Werbebranche natürlich total oberflächlich war. Jetzt besinnt sie sich im Turbotempo auf die wahren Werte im Leben, und das durch Max, einen ebenfalls geläuterten ehemaligen Business-Menschen, der die Tage träumend in einer Hängematte verbringt und am liebsten Strickpullis mit Lamas drauf trägt (also bitte). Natürlich arbeitet Max bei einer Essensausgabe für Obdachlose und arme Menschen, die von Hanna mit Abscheu standhaft als „Bettler“ bezeichnet werden. Aber Max‘ unkonventionelle Art erobert natürlich trotzdem im Sturm ihr Herz, wie könnte es anders sein. Dumm nur für Hanna, dass Max an einer tödlichen Krankheit leidet. Wie lange wird das junge Glück halten?
Das ist plump und nur halb so witzig, wie es sich anhört, zumal Autorin Shushu Collignon oft nicht den richtigen Ton trifft und, wenn man ehrlich ist, einfach nicht besonders gut schreiben kann. Natürlich will das Buch sich nicht superernst nehmen, das muss man der Autorin zugestehen - sie gibt sich wirklich Mühe mit vielen humorvollen und skurrilen Stellen und entlockt einem dann doch ab und an ein Lächeln. Man hätte aber viel mehr aus dieser Story machen können – zumindest ein locker-leichtes, witziges Frauenbuch für die Badewanne oder den Strand, was will frau mehr? -, aber vor allem die Wendungen am Ende sind so absurd-blöd, übertrieben und krampfhaft zum "Alles wird gut" hingeprügelt, dass das dem Buch und auch der wohlwollendsten Leserin den Rest gibt.

Fazit: Leider nur stellenweise nett und witzig, der Rest ist zu klischeebeladen und zu linkisch, sogar für ein seichtes Frauenbuch.

Christina Liebeck



Taschenbuch | Erschienen: 23. Juli 2009 | ISBN: 9783746625041 | Preis: 8,95 Euro | 256 Seiten | Sprache: Deutsch

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