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 Tage der Finsternis

Autoren: Rainer M. Schröder
Verlag: Arena

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Unter dem Decknamen Thomasius wird der Ich-Erzähler dieses Romans in die Abtei Himmerod eingeschleust, um die dortigen merkwürdigen Vorfälle aufzuklären: Ein Mönch hat sich von einer Orgelempore in den Tod gestürzt, ein anderer sitzt seit Tagen betend in der Kapelle und ist nicht ansprechbar.
Thomasius, eigentlich überzeugter Agnostiker und sehr skeptisch gegenüber dem Klosterleben und den Überzeugungen der Mönche, gibt sich nun selbst als Mönch aus, damit er ungehindert Recherchen betreiben kann. Bald schon geschehen weitere merkwürdige Zwischenfälle, dann erschüttern grauenhafte Todesfälle die Mauern der Abtei. Gerüchte von einem dunklen Wesen, dem „Schattenmann“, machen die Runde unter den verängstigten Brüdern von Himmerod. Thomasius sieht sich plötzlich in Ereignisse hineingezogen, die die Grenzen des menschlichen Vorstellungsvermögens überschreiten und die seine eigene nüchterne Sicht der Welt in ihren Grundfesten erschüttert …

Rainer M. Schröder gehört zu Deutschlands bekanntesten Jugendbuchautoren, dessen historische Romane äußerst erfolgreich sind. Auch „Tage der Finsternis“ ist ein gelungenes, kurzweiliges Werk mit Phantastik- und Gruseleinschlag. Man sollte es eher als unterhaltsame Novelle sehen, denn die Geschichte ist weniger komplex und insgesamt viel kürzer, als man es von Schröder gewohnt ist. Zu Beginn fühlt man sich sehr stark an Umberto Ecos berühmtesten Roman „Der Name der Rose“ erinnert – auch da wurde ja jemand als Ermittler in ein Kloster geschickt, um merkwürdige Vorfälle aufzuklären, auch hier stürzte sich als Ausgangspunkt ein Mönch in den Tod.

„Tage der Finsternis“ handelt allerdings nicht von verbotenen Büchern, sondern schlägt einen anderen, übernatürlichen Weg ein. Reizvoll ist dabei der Konflikt von „Bruder“ Thomasius, der sich zunächst unbehaglich fühlt in seiner Rolle als falscher Mönch, als ungläubiger Thomas. Zunehmend muss er aber sein Weltbild überdenken und so manches in Frage stellen, an das er unerschütterlich geglaubt – oder vielmehr nicht geglaubt – hat. Anders als andere Romane des Autors spielt dieser hier in der Neuzeit, auch wenn es viele historische Bezüge gibt; geschickt hat es Schröder allerdings vermieden, den konkreten Zeitpunkt zu nennen, zu dem sich die Ereignisse zutragen. Vom Verlag Arena wird das Buch als Jugendbuch mit einer Altersempfehlung ab zwölf Jahren ausgegeben, allerdings handelt sich eigentlich nicht um einen typischen Kinder- oder Jugendroman, so dass auch Erwachsenen die Geschichte gefallen dürfte. Für ganz sensible Kinder ist das Buch wahrscheinlich nichts, denn die geschilderten Todesfälle haben es in sich.

Die knapp 200 Seiten vergehen wie im Flug; bisweilen ist die Handlung zwar ziemlich vorhersehbar, aber insgesamt überzeugt dieser kurze Roman durch spannende, gruselige und durchaus auch blutige Einlagen und eine wunderbare, geheimnisvolle Atmosphäre, die den Leser unmittelbar in die Mauern der Eiffeler Abtei Himmerod versetzt. Die kennt Rainer M. Schröder ausgesprochen gut – seit mehr als siebzehn Jahren sucht der Autor die Abtei mehrmals im Jahr auf – und das liest man auch aus dem Buch heraus. Die Beschreibungen sind detailgetreu und äußerst lebendig, man kann sich alles lebhaft vorstellen und die Tatsache, dass Himmerod wirklich existiert, lassen das Erzählte noch fesselnder wirken, auch wenn die Erzählung schnell den Pfad der Realität verlässt. Als Zugabe zum Roman gibt es eine Audio-CD, die Gesänge aus der Himmeroder Thomasvesper enthält. Damit ist „Tage der Finsternis“ nach „Das Geheimnis der weißen Mönche“ der zweite Roman Schröders, dessen Handlung sich in Himmerod zuträgt.

Fazit: Eine fast klassische, unterhaltsame kleine Gruselgeschichte, packend und flüssig erzählt und mit authentischen Details aus der Abtei Himmerod versehen.

Christina Liebeck



Hardcover | Erschienen: 1. Juli 2009 | ISBN: 9783401062044 | Preis: 12,95 Euro | 205 Seiten | Sprache: Deutsch

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