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 Thorinth, Band 1: Der Narr ohne Namen

Thorinth

Serie: Thorinth, Band 1
Autoren: Nicolas Fructus
Übersetzer: Tanja Krämling
Verlag: Splitter Verlag

Cover
Gesamt ++---
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Amodef, der mächtigste der Pellegen, lässt einen Turm bauen, der sein Werk vollenden soll. Er will in Thorinth, diesem gewaltigen, labyrinthischen Turm, das Bewusstsein erforschen und ergründen. Doch Esiath, die Architektin des Turms, hat eigene, dunkle Absichten. Sie will die Pellegen unterjochen und ihrem Willen unterwerfen. Ihr Plan gelingt, einzig Amodef kann sich der Wirkung ihres Golems, den sie in den Tiefen des Turms erschaffen hat, entziehen.
Doch der mit Hilfe der aufgesogenen Seelen der Pellegen entstandene Narrenwächter ist nicht beherrschbar. Er tötet Esiath und verschwindet mit Tausenden Schnuffels – den Resten des Golems, die sich nicht verwandelt haben - in den Höhlen und Gängen des Turms.

Jahrhunderte vergehen. Viele Geisteskranke, Verbrecher und unerwünschte Personen sind in den Turm geschickt worden. Denn niemand, der je dort hineingelangt, ist wieder herausgekommen.
Auch Madalis Temroth, Wissenschaftlerin auf der Suche nach der Wahrheit, ist in den Turm verbannt worden. Ihr Mann aber will dieses endgültige Urteil nicht hinnehmen. Er sucht und findet den Weg ins Innere. Tödlich verwundet, rettet ihn in letzter Sekunde ein Schnuffel vor dem Narrenwächter und bringt ihn zu Amodef. Der Arzt holt ihn ins Leben zurück, wird aber Minuten später von einem Attentäter getötet, der die Insignien von Madalis Temroth trägt.
Wo aber ist Madalis und was hat sie mit den Meuchelmördern, die in letzter Zeit immer wieder Pellegen töten, zu tun?

Das Erstlingswerk von Nicolas Fructus, erstmals 2001 in Frankreich erschienen, hat seinen Weg zum Splitter Verlag gefunden. In prachtvollen Farben, übergroßem Albumformat, sehr gut gestaltetem, festem Einband und sechsundfünfzig Seiten Umfang bietet das Album aus editorischer Sicht alles, um ihn zu einem Bestseller werden zu lassen.

Leider überzeugt der Auftaktband nicht. Weder kann die Geschichte mitreißen, noch vermögen es die Bilder, den Betrachter in ihren Bann zu ziehen. Die Story weist zu viele Brüche auf, beantwortet zu wenige der Fragen, die sie aufwirft, und ist ebenso skurril wie unverständlich. Keiner der Charaktere ist vielschichtig oder auch nur in Ansätzen in seinen Motivationen und Beweggründen entschlüsselt. Sämtliche Personen haben nur Kurzauftritte und der Held bleibt namenlos. Und selbst wenn die gesamte Szenerie durchaus einmalig ist und die Figur des Narrenwächters sogar fasziniert, lässt die Geschichte ihn nur zu einer Randfigur werden und viel zu selten in den Mittelpunkt rücken.
Andere Personen betreten die Bühne und verlassen sie – obschon vielversprechend – gleich wieder als Leiche. Und die niedlichen Schnuffels sind völlig unerklärlich. Ob Kuscheltiere oder Nemesis, ob Begleiter oder Schicksal, Helfer oder Hindernis – sie kommen kaum über die Rolle als schmückendes Beiwerk hinaus.

Auch wenn die Geschichte gegen jede Konvention geschrieben ist und den Leser durchaus bei Laune hält – die Bilder sind in weiten Passagen enttäuschend. Da wird der Held mal als Siegfried, mal als Durchschnittsbürger, mal überirdisch schön, mal hässlich gezeichnet. Und den anderen Gesichtern und Charakteren ergeht es nicht anders, sie variieren zu stark, um konsistente Personen zu sein. Ganze Seiten lang sind die Bilder langweilig, konturlos und farblos und überzeugen nur in seltenen Momenten. Immer wenn der Narrenwächter auftritt oder der Blick sich auf größere Innenräume und Szenarien öffnet, ist der Betrachter hingerissen. Leider geschieht dies viel zu selten, um wirklich zu begeistern.

„Der Mann ohne Namen“, Band eins der Serie „Thorinth“, ist nicht ausgereift. Fantastische Ansätze verlaufen im Sande, einzelne, wirklich grandiose Bilder versinken im Mittelmaß vieler Panels. Und auch wenn sicher viele dem zweiten Band auf Grund der skurrilen Geschichte eine Chance geben werden, ist dieses Abenteuer nicht überzeugend.

Stefan Erlemann



Hardcover | Erschienen: 23. Juni 2009 | ISBN: 9783868690323 | Originaltitel: Thorinth: Le Fou sans Nom | Preis: 13,80 Euro | 56 Seiten | Sprache: Deutsch

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