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 Silberflügel

Erster Teil der Silberflügel-Trilogie

Autoren: Kenneth Oppel
Sprecher: Jens Wawrczeck
Verlag: Hörcompany

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Von Jens Wawrczeck gelesen, lernt der Hörer mit diesem ersten Teil einer Trilogie die Welt der Fledermäuse aus deren Sicht kennen. Vier CDs umfasst dieses Hörbuch und bietet eine Gesamtlaufzeit von 346 Minuten.

Die schmächtige Fledermaus Schatten, ein Jungtier der Silberflügel-Kolonie, hat es satt, von den anderen übersehen und nicht beachtet zu werden. Mutig fordert er den Angeber Chinook auf, mit ihm in die aufgehende Sonne zu fliegen, wenn er sich traut. Seit Jahrtausenden oder länger ist den Fledermäusen die Nacht vorbehalten und das Sonnenlicht ist ihnen verboten. Gerüchte besagen, es würde die Fledermäuse gar blind machen oder töten. Doch Chinook nimmt die Herausforderung an. Letztlich kneift er doch, aber Schatten ist fest entschlossen, sein Vorhaben durchzuhalten. Tatsächlich erhascht er einen kleinen Blick auf die ersten Sonnenstrahlen, als eine Eule angreift und seine Mutter Ariel noch eben rechtzeitig kommt, um ihren Sohn zu retten.
Schatten erfährt, dass sein Vater wegen eines ähnlichen Vorhabens von einer Eule gefressen worden sei und bald schon treffen die Eulen auch im Baumhort, der Heimat der Silberflügel-Kolonie, ein. Sie fordern die junge Fledermaus, die gegen das uralte Gesetz verstoßen hat, doch die Älteste Frieda ist nicht bereit, sein Leben zu opfern. Die Eulen brennen den Baumhorst nieder und die Kolonie muss sich aufmachen, eine neue Heimat zu finden.
Doch auf dem Weg dorthin verliert Schatten den Anschluss an die anderen und befindet sich schließlich, zuerst scheinbar allein, auf einer Insel. Dort macht er die Bekanntschaft der Fledermaus Marina, freundet sich mit ihr an und Marina, die ihre eigene Kolonie verstoßen hat, weil sie einen seltsamen und angeblich Tod bringenden Ring trägt, will Schatten helfen, seine Kolonie wiederzufinden.
Doch neben den fehlenden Ansatzpunkten und dem weiten Weg haben die beiden jungen Fledermäuse noch viel mehr Gefahren zu bestehen.
In der Stadt werden sie von Tauben gefangen genommen und des Mordes an zwei Tauben bezichtigt, sie lernen die weise Fledermaus Zephir kennen, die gruselige Vampirfledermaus Goth, den Fürst der Ratten ... und dabei wollten sie doch eigentlich nur auf schnellstem Weg die Silberflügel-Kolonie finden.

Die Geschichte ist allein schon deshalb interessant, weil sie im Gewühl aller entstehenden Publikationen tatsächlich etwas völlig Neues zu bieten weiß. Im Zentrum stehen nicht nur Fledermäuse an sich, sondern auch ihre Sicht der Dinge und der Welt, ihre Feinde und die Unterschiede zwischen verschiedenen Arten.
All dies ist ebenso gelungen in die Geschichte des flügge werdenden Schatten eingewoben wie die Tatsache, dass der kanadische Autor Kenneth Oppel sich auch redlich und erfolgreich bemüht hat, sich auch sprachlich in die Fledermäuse hinein zu denken. Farben außer silber, schwarz und weiß finden sich nur an genau einer Stelle - wohl am ehesten ein übersehener Schnitzer -, denn Fledermäuse verfügen nicht über Farbsehen. Stattdessen haben sie weitreichende Möglichkeiten, sich durch Klangsehen zu orientieren und mitzuteilen, und auch dies hat der Autor gekonnt umgesetzt - auch, wenn das Wort "Klang" dadurch in sicherlich dreistelliger Zahl in dem Buch vorkommt.

Sprecher Jens Wawrczeck, der den meisten Leuten als Peter Shaw aus der Hörspiel-Reihe "Die drei ???" bekannt sein dürfte, liest diese geringfügig gekürzte Fassung. Seine feste Verbundenheit mit dem vorgenannten Peter macht es dem Hörer nicht ganz so leicht zu Anfang, sich in die Fledermaus-Geschichte einzufinden, doch rasch hat man sich an seine Stimme gewöhnt und lauscht begeistert der Lesung. Auch Wawarczeck beherrscht das vielgerühmte Talent, den einzelnen Charakteren eigene Stimmen durch Modulation der eigenen zu geben. Unterstützt wird er dabei durch diverse Verzerrungen und technische Veränderungen, die jedoch so dezent eingesetzt wurden, dass sie nicht störend wirken.
Nur bei dem Sprechen der Marina enttäuscht der Sprecher, da er ihr eine für ihr Alter zu maskulin und auch zu erwachsen wirkende Stimme verleiht, wohingegen Schatten mit seiner Kinderstimme weit abschlägt. Das macht es schwer, die stetige Annäherung der beiden Fledermäuse aneinander zu glauben und nachzuvollziehen, so gut sie auch rein textlich umgesetzt wurde.
Auch manche Betonungen, die beispielsweise aus einer Ariel eher eine "Arielle" werden lassen, sind etwas ärgerlich.

Lobenswert ist neben der stabilen CD-Hülle auch das beiliegende Booklet. Es stellt nicht nur Autor wie auch Sprecher mit biographischen Eckdaten vor, sondern bietet darüber hinaus ein Nachwort des Autors zu seiner Motivation, diese Trilogie zu verfassen. Weiterhin verfügt es auch über eine Namensliste, mit deren Hilfe die Namen den einzelnen auftretenden Charakteren zugeordnet werden können, sollte man einmal die Übersicht verlieren. Auch eine Trackübersicht der einzelnen CDs fehlt nicht.

Insgesamt ein wirklich innovatives Werk des jungen Autors, das sich unbedingt empfiehlt. Leider verhindern vor allem Schnitzer und Mängel des an sich bekannten und guten Sprechers in diesem Fall die volle Punktwertung, die das Hörbuch sonst zweifellos verdienen würde.

Tanja Elskamp



CD | CD-Anzahl: 4 | Erschienen: 01. September 2005 | ISBN: 3935036795 | Laufzeit: 346 Minuten | Preis: 19,90 Euro

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