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 Wolfenstein

Verlag: Activision

Cover
Gesamt +++--
Action
Anspruch
Aufmachung
Bedienung
Bildqualität
Brutalität
Extras
Glück
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Spielregel
Strategie
Ton
Die „Wolfenstein“-Saga hatte in Deutschland bisher einen schweren Stand. Das im Jahr 2001 erschienene und von Shooter-Fans in erster Linie wegen seines Multiplayer-Modus geschätzte „Return to Castle Wolfenstein“ landete aufgrund seiner Gewaltdarstellung trotz USK 16-Freigabe auf dem Index, während das ursprüngliche „Wolfenstein 3-d“, das 1993 den Grundstein für Ego-Shooter, wie wir sie heute kennen, legte und weltweit als Genre-Evergreen gehandelt wird, in Deutschland sogar bundesweit beschlagnahmt wurde. Dem aktuellen Ableger bleibt dieses Schicksal nun erstmals erspart - dank einiger Änderungen ist es in Deutschland mit dem Segen der USK ab 18 Jahren erhältlich. Doch kann das neue Abenteuer des amerikanischen Spezialagenten und Protagonisten des Vorgängers, B. J. Blazkowicz, trotz der Anpassungen überzeugen?

Prinzipiell kann man alle „Wolfenstein“-Titel auf einen gemeinsamen Nenner reduzieren: Es geht darum, dass die Nazis in ihrer Verzweiflung ob der alliierten Vorstöße versuchen, den Zweiten Weltkrieg mittels übernatürlicher Kräfte zu gewinnen. Zu deren Erschließung gründete Heinrich Himmler eine seperate SS-Division für die Erforschung des Paranormalen. Diesmal stießen die Nazis auf mysteriöse Kristalle, die ihren Besitzern Zugang zu einer Parallelwelt, dem „Veil“, gewähren, in der es dem Träger möglich ist, „unsere“ Realität zu manipulieren. Als Medium für die Manipulation dienen antike Medaillons. Natürlich dauert es nicht lange, bis sich auch B. J. Blazkowicz, der zu einer Aufklärungsmission in eine Ortschaft namens Isenstadt geschickt wird, einen der machtvollen Anhänger aneignet - nun kann der Spaß beginnen …

Die Qualität von „Wolfensteins“ Gameplay ist zwiespältig. Die Singleplayer-Kampagne besteht prinzipiell aus Laufen, Schießen und dem Einsatz des Medaillons. Dabei werden Missionen nicht der Reihe nach absolviert - nach jedem absolvierten Einsatz kehrt man nach Isenstadt zurück und muss sich in einer Art Pseudo-„Open World“ seine Aufträge erst abholen. In Anbetracht der sonstigen Linearität von „Wolfenstein“ ist dieses Konzept schwer nachvollziehbar, da es den Action-Fluss radikal bricht, was stört. Nebenbei gilt es, stets die Augen nach Dokumenten und Schätzen offen zu halten, die auf dem Schwarzmarkt in Bares - und somit in Waffen-Upgrades - verwandelt werden können. Diese Upgrades sind allerdings erst im späteren Spielverlauf relevant - der Schwierigkeitsgrad ist nämlich alles andere als konstant.

Durch die unterschiedlichen Kristalle, mit denen man sein Medaillon erweitern kann, gestaltet sich die Singleplayer-Kampagne zunächst wie eine fröhliche Nazi-Jagt. Ein MG-42-Nest versperrt den Weg? Kein Problem: Zeit einfrieren und im Zick-Zack-Lauf den in der Luft hängenden Kugeln ausweichen. Man sieht sich zehn Gegnern gleichzeitig gegenüber und hat keine Deckung? Denn heißt es Schild aktivieren, an welchem sämtliches Feindfeuer abprallt (während man selbst normal weiterschießen kann). Zumindest bis zur Spielmitte ist man, dank des Medaillons, quasi unbesiegbar - bis die Nazis ihre „Schwergewichte“ auf B. J. loszulassen. Ab diesem Zeitpunkt müssen die Kräfte der Kristalle wohl überlegt eingesetzt werden, um nicht im Minutentakt zu sterben. Umso störender fällt deren kurze Wirkungsdauer bei allen späteren Gefechten ins Gewicht. Spätestens beim finalen Bosskampf wird aus dem Spaß aber endgültig Frust.

Frust dürfte auch ob des Multiplayer-Modus aufkommen. Dank des Add-ons „Enemy Territory“ ist die Online-Aktivität des Vorgängers immer noch äußerst hoch. Ob dies auch beim neuen „Wolfenstein“ der Fall sein wird, ist derzeit fraglich. Zum Zeitpunkt der Rezension krankte der Multiplayer-Modus leider an einigen Problemen, darunter die Instabilität der Matches oder konzeptionelle Fauxpas wie die unintuitive Menüführung. Ob an dieser Stelle noch durch Patches nachgebessert wird, ist momentan nicht absehbar.

Technisch ist „Wolfenstein“ solide, aber keineswegs auf einer ähnlichen Höhe, wie es seine Vorgänger zu ihrer Zeit waren. Das Spiel basiert auf der „id Tech 4“-Engine, die bereits in Titeln wie „Doom 3“ (2005) oder „Prey“ (2006) zum Einsatz kam. Zwar wurde für „Wolfenstein“ das gefühlte Maximum aus der altersschwachen Engine herausgeholt, zu einer Augenweide wird es dadurch aber trotzdem nicht. Zumindest sind die Systemvoraussetzungen von „Wolfenstein“ sehr moderat, weshalb es auch auf betagten Rechnern wunderbar läuft. Die Klangkulisse ist in Ordnung, die exklusiv für Deutschland neu aufgenommene deutsche Synchronisation schlecht - womit wir bei den Änderungen der deutschen Fassung wären.

Dass „Wolfenstein“ in seiner Originalversion mit ihrem „Body Dismemberment System“, wodurch eine möglichst präzise Zerstückelung von Gegnern möglich sein soll, und den Hakenkreuz-Flaggen und Propagandaplakaten an jeder Ecke keine Chance auf eine deutsche Veröffentlichung hatte, war im Vorhinein klar. Die Anpassungen fielen allerdings weniger schlimm aus, als gedacht: Die Nazis blieben, wie beim Vorgänger, komplett außen vor und wurden durch eine okkulte Sekte namens „die Wölfe“ ersetzt, das erwähnte „Body Dismemberment System“ fehlt komplett, an der Action selbst wurde nichts verändert. Da die explizite Gewaltdarstellung seit jeher einen der Reize von „Wolfenstein“ ausmacht, muss nun jeder für sich entscheiden, ob er mit den Änderungen leben kann.

Grundsätzlich hinterlässt „Wolfenstein“ einen positiven Eindruck. Das Gameplay der Vorgänger wurde gewandelt - Raven bediente sich scheinbar reichlich bei der Konkurrenz. In diesem Fall wurde jedoch besser geklaut als schlecht neu erfunden: „Wolfenstein“ ist stimmig, die neuen Features - insbesondere die Kristall-Kräfte - wurden harmonisch in die Shooter-Action integriert, weshalb Ballerfans zufrieden sein werden. Die betagte Grafik-Engine, der sprunghafte Schwierigkeitsgrad der Kampagne und der enttäuschende Multiplayer-Modus halten „Wolfenstein“ aber vom Einzug in den Shooter-Olymp ab.

Sebastian Meinke

Probe



DVD | Disc-Anzahl: 1 | Erschienen: 21. August 2009 | FSK: 18 | PC | Preis: 49,99 Euro | Sprache: Deutsch | Systemanforderungen: Betriebssystem: Windows Vista/XP, Prozessor: Intel Pentium 4 3,2 GHz oder AMD Athlon 3400+, Speicher: 1 GB RAM, 8 GB freier Festplattenspeicherplatz, Grafikkarte: nVidia GeForce 6800 GT oder ATI x800

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