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 Sachmet


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Anna ist Archäologin aus Leidenschaft. Als ihr Grabungsteam im Jahr der Sonnenfinsternis, 1999, ein verstecktes Grab mit einer rätselhaften Frauenskulptur entdeckt, hat Anna zutiefst verstörende, äußerst realistische Erscheinungen und Alpträume. Und sie hat auch beängstigende Erlebnisse in der Wirklichkeit, etwa unheimliche Begegnungen mit einem uralten, abscheulichen Bettler. Es scheint, als wäre das Leben einer anderen Frau, die über dreitausend Jahre vor ihr gelebt hat, unauflöslich mit dem ihren verbunden – und mit dem des widerlichen Alten.

Diese Geschichte umrahmt die Erzählung über Bent, die eigentliche Protagonistin des Romans. Bent, Tochter einer Hure, wächst während der Regierungszeit des Vaters des späteren Pharaos Echnaton in bitterer Armut auf. Es entspinnt sich zwischen dem heranreifenden Mädchen, das sich als Magd verdingt hat, und dem Sohn ihres Herrn, Bek, eine zarte Liebesbeziehung, die jedoch brutal durch Beks hochrangigen Verwandten Amenophis Hapu zerstört wird. Auf Umwegen wird Bent zu einer der Priesterinnen im Bastet-Tempel, die im Grunde als Edelhuren ihren Dienst versehen. Bent verliebt sich noch einmal, diesmal in einen ihrer Freier, und wird absichtlich schwanger von ihm, doch er kann sich nicht zu ihr bekennen.
Bent eröffnet mit einer Freundin ein privates Freudenhaus und zieht ihren kleinen Sohn auf. Sie hat sich gerade ihr Leben angenehm eingerichtet, als es zu einer weiteren Begegnung mit Amenophis Hapu kommt, der ihr nicht minder feindlich gesinnt ist als ehedem.

Katharina Remy hat ihr Erzähltalent bereits in zwei weiteren Ägypten-Romanen präsentiert, und "Sachmet" vermag von allen dreien vielleicht am meisten zu fesseln. Realität und Übersinnliches ergänzen einander, ohne dass der Roman zu einer unglaubwürdigen, allzu phantastischen Story ausufert.
Die Charaktere wurden aufmerksam und detailgenau gezeichnet und wirken so plastisch, dass man sie regelrecht vor sich sieht und sich ausgezeichnet in ihre Welt hineinversetzen kann. Sorgfältig recherchierte historische Fakten bilden ein solides Fundament für die Geschichte, die nicht nur von den Charakteren lebt, sondern auch von gut proportionierten und sorgfältig platzierten Spannungsbögen und vielen Stimmungsbildern, die das alte Ägypten geradezu erlebbar machen. Konstruiert wirkt der Roman an keiner Stelle, im Gegenteil, der Leser wird geradezu hineingezogen in die verschiedenen Strudel der Ereignisse, die Bent immer wieder ereilen, wenn sich ihr das Schicksal einen Augenblick lang gewogen gezeigt hat.
Der Widerstreit in Bent, die hin und her gerissen ist zwischen den von ihr Besitz ergreifenden Göttinnen Bastet, der sanften Hauskatze, und Sachmet, der aggressiven Löwin, wird machtvoll geschildert.
Und auch der Rahmen wurde geschickt und glaubwürdig konzipiert. Annas Erleben mutet zwar phantastisch an, doch es wird nicht überzogen dargestellt, und der Zusammenhang zwischen Anna und Bent wirkt offensichtlich.
Zwei Wermutstropfen gibt es: Zum einen bleibt unerklärlich, was Amenophis' gewaltigen Hass auf ein einfaches kleines Mädchen wie Bent ausgelöst haben mag, zum anderen hätte das Manuskript ein abschließendes Korrektorat benötigt.
Mit "Sachmet" hat Katharina Remy einen weiteren spannenden historischen Roman vorgelegt, den man ungern vor Abschluss der letzten Seite weglegt. Da die wichtigsten historischen Figuren in einem kurzen Anhang vorgestellt und Fachbegriffe oder Namen innerhalb des Textes in Fußnoten erläutert werden, benötigt der Leser keinerlei Vorkenntnisse.

Regina Károlyi



Softcover | Erschienen: 1. Juli 2009 | ISBN: 9783837094046 | Preis: 14,90 Euro | 201 Seiten | Sprache: Deutsch

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