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 Despereaux - Der kleine Mäuseheld


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Despereaux ist anders. Er huscht nicht, zeigt keine Angst vor dunklen Ecken, Ratten oder Menschen. Und er frisst keine Buchseiten, sondern beginnt sie zu lesen. Seine Eltern und sein Bruder machen sich große Sorgen um die kleine Maus mit den riesigen Ohren. Als Despereaux eines Tages zufällig in das Zimmer der Prinzessin gerät, bietet er der traurigen jungen Dame seine Hilfe an. Ganz beseelt von der Idee ein tapferer Ritter zu sein und seine Angebetete zu retten, merkt er nicht, welches Entsetzen er bei seiner Familie hervorruft.
Es kommt, wie es kommen muss: Despereaux wird von der Mäusegemeinschaft verstoßen und in das unendlich tiefe Loch geworfen, das ins Reich der Ratten führt. Die kleine Maus erwartet der sichere Tod. Doch wider Erwarten hilft ihm ausgerechnet eine Ratte. Roscuro, Schuld am Unglück der Prinzessin, weil er vor langer Zeit in den Suppenteller der Königin fiel und damit ihren Tod verursachte, fühlt sich nicht wohl im Reich der Ratten. Am liebsten würde er wieder mit seinen Menschenfreunden zur See fahren. Doch wie nur dem Rattenreich entkommen?
Während Despereaux und Roscuro noch Pläne schmieden, geschieht auch im Königreich Unglaubliches. Ausgerechnet die Schweinehirtin und Dienstmagd Miggery Sow, die davon träumt eine Prinzessin zu sein, spielt darin die Rolle ihres Lebens.

Wer das Kinder- und Jugendbuch von Kate DiCamillo (Buch-Rezension siehe hier) kennt, wird diesen Film nicht missen wollen. Zu liebenswert ist diese kleine Maus, zu schön die Geschichte über ihre mutigen Taten.
Doch bereits die ersten Minuten des Films machen klar, dass hier allenfalls Motive des Buches entlehnt wurden, die Story des Films jedoch ganz andere Wege geht. Da wird aus der Ratte Roscuro, die der Dunkelheit entfliehen will und vom Licht träumt, eine Seemannsratte, die die Welt kennt und durch ein Unglück in die Verliese des Schlosses verschlagen wird. Auch Miggery Sow und ihre Geschichte, die oft sehr traurig ist und an Tragik kaum zu überbieten, wird verfremdet und aufgehübscht.

Nein, mit dem lesenswerten Buch hat diese Zeichentrickumsetzung nur wenig zu tun. Trauriges wird geglättet, Tragik entfernt, Niedliches überbetont und vor allem der lockere Erzählton von Kate DiCamillo weicht einem permanenten Geschwafel. Die Charaktere des Films kommen kaum zu Wort, fast immer wird aus dem Off erklärt, was man im Bild sowieso sieht und darüber hinaus ergeht sich die Erzählerin in Plattitüden und banalem Geschwätz. Das hat Despereaux nicht verdient.

Wer wenigstens in puncto Animation etwas für sein Geld erwartet, wird bitter enttäuscht. Meilenweit von „Shrek“ oder „Ice Age“ entfernt, sind die Figuren seltsam weich, bewegen sich wie Marionetten und zeigen eine Mimik, die einem Pinocchio zur Ehre gereichen würden, für lebendige Tiere jedoch nur peinlich sind.
Allein die Stimmung, die die Bilder mit Hilfe sehr geschickter Licht- und Schattenreflexe erzeugen, kann sich sehen lassen. Auch die Originalstimmen sind allererste Sahne. Matthew Broderick als Despereaux, Sigourney Weaver als Erzählerin, Dustin Hoffmann als Roscuro, Robbie Coltrane als Kerkermeister Gregory und Emma Watson (Hermine in „Harry Potter“) als Prinzessin Pea sind in Bestform und adeln den Film mit ihrer Leistung. Die deutsche Synchronisation, obschon durchaus gelungen, kann diese Starqualitäten nicht bieten. Allein Christian Rode (Bürgermeister) erreicht einen hohen Bekanntheitsgrad. Dennoch ist die deutsche Tonspur hörenswert, vor allem Uwe Büschken als Despereaux weiß zu gefallen.

Nein, diesen „Despereaux“ kann man nicht empfehlen. Er ist rührselig, mäßig animiert und als Adaption des Buches ein Desaster. Wären nicht die gelungene Filmmusik, die perfekte Originaltonspur und die gelegentlich witzigen Einfälle der Zeichner und Computer-Designer, man müsste diesen Film in die Tonne hauen.
Die Extras sind allenfalls für kleinere Kinder (der Film eignet sich ab sechs Jahren) als gelungen zu bezeichnen. Ein etwas albernes Suchspiel, eine Karte des Königreichs Dor und ein mäßig witziger Bericht, was man alles mit großen Ohren machen kann, sind für zehn Minuten Unterhaltung gut.

Bleibt allein die Hoffnung, dass sich im Zuge der Werbewirkung des Films viele Zuschauer das Buch zu Gemüte führen und merken, wie toll „Despereaux“ ist.

Stefan Erlemann



DVD | Disc-Anzahl: 1 | EAN: 5050582706833 | Erschienen: 6. August 2009 | FSK: 6 | Laufzeit: 90 Minuten | Originaltitel: The Tale of Despereaux | Preis: 14,95 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch, Englisch, Türkisch, Hebräisch | Verfügbare Sprachen: Deutsch, Hebräisch, Türkisch, Englisch

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