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 Schlaf

Autoren: Haruki Murakami
Illustratoren: Kat Menschik
Übersetzer: Nora Bierich
Verlag: DuMont, Köln

Cover
Gesamt +++--
Aufmachung
Bildqualität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Eine Frau kann einfach nicht mehr schlafen. Es ist nicht die – ihr aus dem Studium bekannte – typische Schlaflosigkeit, in der man sich in einem Zustand ständigen Dämmerns bewegt und das Bewusstsein nie die volle Kontrolle erlangt, sondern unendlich müde ist, während es immer wieder vor der Grenze des Schlafs zurückschreckt. Es ist eine andere.
Eines Nachts träumt sie schlecht und kann von da an einfach nicht mehr einschlafen, muss es aber auch nicht. Sie ist hellwach wie nie, lebendig wie nie, nutzt die Nächte, um „Anna Karenina“ zu lesen und entdeckt dabei ihre Leidenschaft für Literatur wieder, die ihr in den Jahren ihrer Ehe und ihres Daseins als Hausfrau und Mutter irgendwie abhanden kam. Doch siebzehn Nächte ohne Schlaf müssen ihren Grund haben und ihre Spuren hinterlassen …

Diese Geschichte wird Fans ein Begriff sein, ist sie doch in der 1993 erschienenen Kurzgeschichtensammlung „Der Elefant verschwindet“ enthalten. Trotzdem lohnt sich diese Ausgabe auch für Kenner, ist die Geschichte doch mit vielen zweifarbigen, hochwertigen Bildern bereichert.
Hochwertig ist überhaupt der passende Begriff für dieses Buch: Das Titelbild findet sich nicht nur auf dem Umschlag, sondern auch auf dem Einband, so dass das Buch auch ohne den Umschlag hübsch aussieht. Zudem ist das Papier von einer seidigen, schimmernden Qualität, was vor allem den Bildern sehr zugute kommt. Gedruckt ist es durchgehend in dunklem Blau, wobei sich in den Bildern auch noch silberne Farbe findet. Ein Lesebändchen macht die annähernd perfekte Gestaltung komplett.
Über die Aufmachung lässt sich also nicht meckern.

Über die Geschichte leider schon – sie ist durchaus Geschmackssache. Viele Fäden führen zu einem offenen Ende, das es leider nicht schafft, dem Leser auch nur annähernd eine Idee zu geben, wie es weiter geht oder worin die Schlaflosigkeit der – namenlosen – Protagonistin begründet liegt. Ihr Traum und einige ihrer Gedanken geben zwar erste Ansatzpunkte, aber es könnte auch alles ganz anders sein. Der Konflikt ihres wachen Geistes mit ihrer seltsam eintönig und träge erscheinenden Umwelt ist geschickt angelegt, aber leider erfüllt auch er nicht die Hoffnungen, die man anfangs als Leser in ihn setzt.
Hier ist die Kurzgeschichte einfach zu kurz geraten, einige Seiten mehr, ein runderes Ende und ein besserer Zusammenhang würden den Leser zufriedener zurücklassen.

Für Fans, die die Geschichte bereits kennen und deren Geschmack sie trifft, ist das Buch durch seine gelungene Aufmachung uneingeschränkt zu empfehlen. Leser, die sich für zu viel Offenheit in Geschichten nicht begeistern können, sollten vor dem Kauf ihre Entscheidung nochmals überdenken, um nicht vom schönen Äußeren geblendet zu werden.

Anja Thiemé



Hardcover | Erschienen: 23. August 2009 | ISBN: 9783832195250 | Originaltitel: Nemuri | Preis: 14,95 Euro | 80 Seiten | Sprache: Deutsch

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