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 Für Uwe

Autoren: Christian Ulmen
Verlag: Kindler

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Kunstfiguren wie Borat, Horst Schlämmer oder Atze Schröder erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Mit Uwe Wöllner hat Christian Ulmen ebenfalls eine kultige Kunstfigur ins Rennen geschickt, die vor allem bei ulmen.tv und in der Serie „Mein neuer Freund“ für jede Menge Spaß und Fremdschäm-Momente sorgt. In „Für Uwe“ lässt Ulmen den beschränkten Typen mit dem fiesen Holzfällerhemd und der uncoolen Brille seine abgefahrene Lebensgeschichte erzählen, oder zumindest einen Teil davon.

Für Uwe, der mit fast 31 Jahren noch zuhause wohnt, geht es direkt am Anfang richtig heftig los: Seiner Mutter wird beim Sport der Kopf von einer Hockeykugel zertrümmert - sie stirbt und für Uwe bricht eine Welt zusammen. Kurz darauf schmeißt Papa Wöllner Uwe raus, setzt ihn höchstpersönlich in den Zug nach Berlin, wo er eine Wohnung für Uwe organisiert hat, und damit beginnt Uwes neues Leben. Bei einem Freund seines Vaters soll er im Bestattungsunternehmen mitarbeiten.
Uwe macht ziemlich schnell die Bekanntschaft von Thorsten – der ist zwar erst zwölf, aber ansonsten ziemlich korrekt. Der Job hingegen läuft nicht so gut, und bald ist Uwe kurz vorm Rausschmiss. Doch dann lernt er in einem Puff Malina kennen und verliebt sich unsterblich in sie. In Uwes Kopf läuten bereits die Hochzeitsglocken – hat er jetzt seine große Liebe gefunden?

Uwes Geschichte ist tatsächlich ziemlich abgefahren, und beim Lesen schwankt man die ganze Zeit zwischen Lachen, heftigem Fremdschämen, Sich-Wundern und auch ein bisschen Mitleid für Uwe, der sich zwar benimmt wie jemand, der geistig zurückgeblieben ist, der aber auch als totaler Außenseiter immer irgendwie klarkommt und mit untrüglichem Spürsinn für unpassende Situationen von einem riesigen Fettnäpfchen ins nächste plantscht – zum Beispiel im Bestattungsinstitut, wenn es darum geht, den Angehörigen Beileid zu spenden, was ziemlich in die Hose geht.
Christian Ulmen kann einfach locker und witzig schreiben und sein Uwe wächst dem Leser schon nach wenigen Seiten ans Herz – vorausgesetzt, man hat nichts gegen abgefahrene Szenen, ziemlich lebensnahe Schilderungen aus dem Puff und Uwes verquere Gedankenwelt. Das Buch liest sich praktisch wie von selbst, nach wenigen Stunden ist man durch und hat sich auf jeden Fall gut amüsiert.

„Für Uwe“ ist ein locker geschriebenes, sehr witziges, teils rührendes und ziemlich oft peinliches Abenteuer eines unselbständigen Muttersöhnchens, das in einer großen fremden Stadt sein Glück macht und dabei mit seinen 31 Jahren endlich erwachsen wird. So schlägt Ulmen beziehungsweise Uwe gegen Ende auch ernste Töne an und entlarvt in einer genialen Szene auf einer Familienfeier Uwes Vater als eiskalten, gefühlsarmen Superspießer. An Sexszenen und krasser Sprache darf man sich allerdings nicht stören, wenn man die Welt durch Uwes Augen betrachtet. Ein Muss für Uwe Wöllner-Fans, ein kurzer, unterhaltsamer Lesespaß für alle anderen. Einen dicken Minuspunkt gibt es aber für den Preis: Knapp 15 Euro für ein Taschenbuch mit ein bisschen mehr als 200 Seiten ist schon fast unverschämt, auch wenn Christian Ulmen als Uwe das Cover ziert.

Christina Liebeck



Taschenbuch | Erschienen: 17. Juli 2009 | ISBN: 9783463405636 | Preis: 14,90 Euro | 218 Seiten | Sprache: Deutsch

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