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 China, die türkise Couch und ich

Kurioses aus dem Reich der Mitte


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Jeder, der beruflich oder privat längere Zeit im Ausland verbracht hat, kann zahlreiche kulturelle Unterschiede aufzählen, die man im Alltag oder im Umgang mit Einheimischen erlebt. Manche davon überraschen, verunsichern oder veranlassen zu verständnislosem Kopfschütteln.
Diese Erfahrungen machte auch Sonja Piontek, die drei Jahre lang mit ihrem Partner in Peking beziehungsweise Beijing, wie es heute genannt wird, lebte. Ihre mal lustigen, mal kuriosen Erlebnisse hielt sie in dem Buch „China, die türkise Couch und ich – Kurioses aus dem Reich der Mitte“ fest.

Das im Februar 2009 bei Conbook Medien erschienene Buch ist in 24 Kapitel unterteilt, die jeweils von einer anderen Begebenheit Pionteks im Reich der Mitte erzählen. Nach einem Vorwort zu Beginn geht es gleich los mit den Erfahrungsberichten, die nicht miteinander zusammenhängen. Mal geht es für Sonja Piontek mit der Haushaltshilfe zur Chinesischen Mauer, mal gerät ein Restaurantbesuch zum Kochkurs, mal wird die Autofahrt unversehens zum waghalsigen Abenteuer. Die krassen Unterschiede zwischen Westeuropa und China liegen im Detail versteckt oder springen einem sofort ins Auge, ob es nun die Handwerker sind, die ohne profunde Ausbildung ein Fenster im 25. Stock ohne Sicherheitsmaßnahmen einbauen wollen, oder der pflichtbewusste Türsteher, der ein kleines Kind im Tragetuch seiner Mutter nicht ins Einkaufscenter lassen will, weil es zu klein ist … Daneben gibt es aber auch Begebenheiten, die sich in Deutschland nur zu gut nachvollziehen lassen, etwa wenn die Autorin ihrem Führerschein auf allzu beschwerlichen Bürokratiewegen nachspüren muss.
Das Buch schließt mit einer Danksagung und einem Glossar, das chinesische Begriffe übersetzt und nähere Informationen dazu gibt.

Die anekdotenhaften Texte sind unterhaltsam und kurzweilig geschrieben und werden von vielen Fotografien der Autorin ergänzt. Neben Aufnahmen von verschiedenen Ausflügen oder von Menschen, die Sonja Piontek kennengelernt hat, gibt es auch zahlreiche Fotos von kuriosen Schildern und Hinweistafeln auf „Chinglish“, also dem Sprachenmischmasch aus Englisch und Chinesisch, der entsteht, wenn chinesische Wörter oder Sätze nur unzulänglich ins Englische übertragen werden. Da wird aus einer Rampe für Rollstuhlfahrer mal schnell ein „Cripple Way“, also ein Krüppelweg. Außer den Fotos bietet Piontek aber noch ein anderes interessantes Element: Sie lässt chinesische Freunde zu Wort kommen, die die manchmal wenig nachvollziehbaren Verhaltensweisen ihrer Landsleute kommentieren und dem Westeuropäer verständlich machen.
Dadurch erhält der Leser einen faszinierenden Einblick in das Alltagsleben in China und lernt viele Details und Kleinigkeiten dieser fremden Kultur kennen, die sich so gravierend von der westeuropäischen unterscheidet. Gleichzeitig stärkt das Lesen automatisch die Unvoreingenommenheit beim Kennenlernen unbekannter Kulturkreise, denn Pionteks Aussage ist eindeutig: Man muss etwas Fremdes kennen und verstehen lernen, statt es gleich zu verurteilen. Denn erst das fundierte Wissen über die Eigenheiten und Wesenszüge eines Landes und seiner Einwohner kann eine Basis für ein funktionierendes und verständnisvolles Miteinander darstellen. Das verdeutlicht Piontek ohne erhobenen Zeigefinger oder große Moralpredigten, denn immer wieder gibt sie selbst zu, vor den Kopf gestoßen worden zu sein oder Verhaltensweisen von Chinesen nicht verstanden zu haben.
Allerdings hätte das Lektorat etwas sorgfältiger sein können; so mancher Zeichenfehler hat sich eingeschlichen. Das kann den Lesegenuss aber nur marginal schmälern.

Mit dem Buch „China, die türkise Couch und ich – Kurioses aus dem Reich der Mitte“ bietet Sonja Piontek dem Leser einen faszinierenden Einblick in den Alltag in China und lustige oder seltsame, aber immer unterhaltsame Anekdoten. Wer schon einmal in China war, wird vieles schmunzelnd wiedererkennen; wer dorthin reisen möchte, erhält viele Hinweise zu den kulturellen Unterschieden und kann von vornherein den Tritt in so manches Fettnäpfchen vermeiden.

Tina Klinkner



Taschenbuch | Erschienen: 16. Februar 2009 | ISBN: 9783934918412 | Preis: 12,95 Euro | 254 Seiten | Sprache: Deutsch

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