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 Der Club der Weihnachtshasser

Wenn das Fest der Liebe lauert ...


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Vier Männer und eine Frau treffen sich regelmäßig im Pub „The King's Head“ zum Kartenspiel. Die Runde ist mal mehr, mal weniger harmonisch, denn eigentlich haben die fünf nicht viel gemeinsam: Percy Bateman kriegt seit Jahren keinen Job, findet seinen Platz im Leben nicht und kann den hässlichen Bruch mit seinem strengen, verbohrten Vater, der vor Jahren stattgefunden hat, nicht verwinden. Diana Hayhurst ist die erfolgreiche Herausgeberin einer Frauenzeitschrift, die einem schnellen sexuellen Abenteuer zwischendurch nicht abgeneigt ist.
Kenneth Foster ist ein äußerst erfolgreicher Geschäftsmann, der zu gerne einmal die Kleider und die Unterwäsche seiner Frau anziehen würde – nur traut er sich nicht, denn es könnte ja sein, dass ihn im entscheidenden Moment ein Herzinfarkt ereilt und dann würde seine Frau ihn in einer schockierenden Situation auffinden.
Arthur Ellis hat ein Faible für Linoleum, das an Zwang erinnert – wo er auch hingeht, er hat immer ein Stück Linoleum dabei, auf das er seine Füße stellt. Und der etwas naive Hilfskellner Ernie Gosling fühlt sich immer ein wenig unzulänglich zwischen den anderen vier Spielern.

Bald stellt sich heraus, dass die Fünf doch eine Gemeinsamkeit haben: Sie hassen Weihnachten, dieses nervige Fest, an das man schon Monate vorher zwanghaft erinnert wird und das nur Albernheiten und Enttäuschungen bietet. Und so wirft Bateman eine Idee in die Runde: Man sollte Weihnachten doch dieses Jahr sabotieren. Dies wird zunächst nur zögerlich aufgenommen, doch dann steht irgendwann ein verrückter Plan: Die Solo-Runde reist gemeinsam nach Irland, um das Geld des Sparer-Clubs von Percys Vater zu klauen und ein Zeichen zu setzen. Dabei erwecken sie rasch die Aufmerksamkeit der Polizei, die hinter der Anti-Weihnachts-Liga eine Bande von Terroristen vermutet …

„Der Club der Weihnachtshasser“ ist nur vordergründig ein Buch für all diejenigen, die sich mit dem Weihnachtsfest nicht anfreunden können und ebenfalls schwer genervt sind von Konsum und monatelangem Hype. Eigentlich geht es nicht wirklich um die Abneigung gegen das Fest und die Sabotage desselben, sondern durchgängig mehr um die Konstellation der fünf so unterschiedlichen Personen, die sich hier zusammenfinden, und deren Lebensgeschichten, die Autor Michael Curtin vor dem Leser ausbreitet. Im Mittelpunkt steht dabei Percy Bateman, der jahrelang unter seinem Vater litt. Der Diebstahl der Sparclub-Einnahmen soll in diesem Sinne nicht nur eine Weihnachtssabotage sein, sondern vielmehr die Rache am übermächtigen Vater.

Obwohl der Roman häufig witzig ist, kommt der Humor nicht ganz einfach daher, sondern verschroben und leise – man muss schon ein Faible haben für irische Romane und den damit verbundenen Humor; denn obwohl das Buch größtenteils in England spielt und erst später in Irland, ist der Humor doch sehr irisch zu nennen. Es passiert insgesamt nur sehr, sehr wenig – es braucht also viel Geduld beim Lesen. Einen Spannungsbogen sucht man vergeblich, obwohl sich zumindest gegen Ende die Ereignisse skurril und auch traurig zuspitzen. Der Schwerpunkt liegt beim „Club der Weihnachtshasser“ eben auf den skurrilen und durchaus sehr interessant entwickelten Lebensläufen der hier vorgestellten Personen.

Insgesamt ein Buch, das nicht, wie der Titel auf den ersten Blick andeutet, eine böse, lustige Geschichte für Weihnachts-Verachter darstellt, sondern vielmehr eine durch und durch irische, bisweilen sehr skurrile Geschichte, deren Humor man entweder mag oder nicht. Auch die sehr langsame Entwicklung der Handlung wird dem einen sehr gefallen, andere werden entnervt nach dem Plot suchen.

„Der Club der Weihnachtshasser“, erstmalig bereits 1989 erschienen (und offenbar aufgrund des Titels kurz vor Weihnachten erneut veröffentlicht), ist übrigens Michael Curtins dritter Roman und auch sein erfolgreichster, der seine ganz eigene Fangemeinde hat.

Christina Liebeck



Taschenbuch | Erschienen: 1. Oktober 2009 | ISBN: 9783423211741 | Originaltitel: The League against Christmas | Preis: 9,95 Euro | 377 Seiten | Sprache: Deutsch

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