Die Hamburger Schauspielerin Evelyn Hamann ist als äußerst wandlungsfähige und brillante Schauspielerin bekannt. An der Seite von Loriot erlebte sie ihre ersten großen Erfolge, die sie kontinuierlich in verschiedensten Serien und Filmen ausbauen konnte. Neben den „Geschichten aus dem Leben“ spielte sie zum Beispiel sehr erfolgreich in der Krimireihe „Adelheid und ihre Mörder“, in der sie als Sekretärin Adelheid Möbius in der Abteilung Mord Zwo der Hamburger Kriminalpolizei regelmäßig die Fälle löste.

„Ordnung muss sein“ heißt die erste Episode der zweiten Staffel der „Geschichten aus dem Leben“, in der Evelyn Hamann als ordnungsliebende Sekretärin ihren Chef fast um den Verstand bringt. Ständig ist sie damit beschäftigt, Papiere auf dessen Schreibtisch akkurat auszurichten, sie zupft an seinen Sachen herum und möchte gestellte Fragen präzise beantwortet wissen. Als eines Tages der bereits hinlänglich genervte Professor des Museums für Völkerkunde plant, eine Dienstreise zu unternehmen, kommt es zum Eklat.
Doch nicht nur als nervige Sekretärin beweist Evelyn Hamann, wie man Menschen schier zur Verzweiflung treibt, auch als Hausfrau und Mutter, die eine bevorstehende Urlaubsreise bis in letzte Detail mit Unmengen an Listen regelrecht tot plant, versteht sie es, diese bis ins Unerträgliche ausufernde Charaktereigenschaft, schauspielerisch voll zur Geltung zu bringen.
Ganz anders hingegen erlebt der Zuschauer sie als Verkäuferin eines Musikgeschäftes, die nach vielen Jahren zu einem Klassentreffen eingeladen wird. Während ehemalige Mitschüler stolz von erlangten Erfolgen berichten, hat sie nicht gerade viel aufzuweisen und präsentiert aus dem Nichts eine Karriere im Musikbusiness und eine Familie in Kanada, die, wenn man’s richtig nimmt, eigentlich ihrer Schwester gehört. Doch das Leben holt jeden wieder ein und so findet sich die angebliche Starpianistin am darauf folgenden Tag im Taxi eines Klassenkameraden wieder, der sie längst durchschaut hat.

“Geschichten aus dem Leben“ - treffender kann man diese Sammlung von Episoden nicht bezeichnen. Ob als Kaufhausdetektivin, Romanschriftstellerin oder toughe Geschäftsfrau, Evelyn Hamann macht in all ihren Rollen eine gute Figur und versteht es mit einer wunderbar passenden Mimik und Gestik, viel Intuition und trockenem Humor die Vielfältigkeit der Charaktere gekonnt darzustellen. So jagt sie als Kindermädchen mit vollem körperlichem Einsatz einen Verbrecher, um rebellierenden Jungs zu imponieren oder überzeugt als bürgernahe und freundliche Fahrkartenkontrolleurin, die letztendlich selbst Freude daran findet, schwarz zu fahren.

Mit von der Partie und nicht weniger brillant sind bekannte Schauspielgrößen wie Inge Meisel, Friedrich von Thun oder Gerd Baltus, die als Gegenpart agieren und die Unzulänglichkeiten der von Evelyn Hamann dargestellten Hauptcharaktere schonungslos offenbaren. Bunt wie das Leben, sind die Geschichten und genauso bunt und stimmig präsentiert sich die Optik, die mit einer guten Qualität besticht. Auch tontechnisch gibt es keine Mängel zu beklagen und so überzeugt diese Sammlung von vierundzwanzig Episoden mit einem rundum gelungenen Arrangement, hervorragenden Schauspielern und einer authentischen Vielseitigkeit, wie das Leben sie zu bieten weiß.